Vaterstetten:Akrobatik im Galopp

SZ Talentiade Voltigierjungs Ingelsberg

Die deutsche Meisterschaft hat Gregor Klehe schon in der Tasche, nun trainiert er für die Weltmeisterschaft.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Gregor Klehe und Jannik Liersch vom Voltigierverein Ingelsberg glänzen seit Jahren bei internationalen Turnieren

Von Konstantin Schätz, Vaterstetten

Wenn man einem Pferd dabei zusieht, wie es im Galopp seine einsamen Runden dreht, hat es fast schon etwas Meditatives. Longieren nennt sich dieser Lauf, bei dem das Pferd in einer kreisförmigen Bahn von einem sogenannten Longenführer um ihn herum geführt wird. Dieser entspannende Anblick endet aber, wenn Gregor Klehe oder Jannik Liersch vom Voltigierverein Ingelsberg die Bildfläche betreten und sie sich mit einer eleganten Bewegung auf das Pferd schwingen, um akrobatische Kunststücke auf dem Rücken des Tieres zu machen.

Unabhängig davon, ob man sich schon einmal mit dieser Sportart auseinandergesetzt hat, lässt sich erkennen, dass es viel Übung bedarf, um einen Handstand auf einem Pferd machen zu können, in die Höhe zu springen, ohne auf den Boden der Reiterhalle zu fallen, oder einfach nur dazustehen wie auf einem Surfbrett. "Ich mache das seit fünf oder sechs Jahren", sagt der 15-jährige Jannik. Der ein Jahr ältere Gregor seit sieben Jahren. Jahrelanges Training von drei bis fünf Mal die Woche, das sich ausgezahlt hat. Gerade am Sonntag konnten die Jugendlichen die ersten beiden Plätze beim "Preis der Besten" belegen. "Das ist quasi die Qualifikation für die Weltmeisterschaft", erklärt Gregor, der hohe Erwartungen an sich selber stellt: "Mein Ziel ist es, im Sommer unter die besten Drei zu kommen." Die deutsche Meisterschaft hat er bereits gewonnen; Jannik schaffte es, sich als Drittbester zu behaupten. Nun sind sie auch bei der Talentiade für den Nachwuchspreis der Süddeutschen Zeitung nominiert.

Die Teilnahme an zahlreichen Wettbewerben ist das, was Jannik am Voltigieren am besten gefällt: "Durch die ganzen internationalen Turniere kommen wir einfach viel herum", erzählt er. Aber auch die Liebe zu den Tieren und die Möglichkeit, mit diesen zusammenarbeiten zu können, reizt die beiden Sportler. Gleichzeitig sei das aber auch der heikle Aspekt an der Sportart: "Diese Arbeit mit dem Pferd ist das Schwierigste. Das ist nicht wie am Boden. Man muss die Figuren einfach im Galopp machen."

Unter Figuren versteht man die verschiedenen Kunststücke, die man auf dem Pferd macht. Dabei würde man zwischen Pflichten und Küren unterscheiden, wie Gregor erklärt: "Pflicht sind die Figuren, die jeder machen muss. Kür kann man frei gestalten." Vor allem eine Übung, eine "Art springender Handstand", zählt er zu seinen Lieblingsübungen. Jannik hingegen hat keine wirkliche Lieblingsfigur. Nur die Sprünge würde er grundsätzlich gerne machen: "Die fallen mir halt recht leicht".

Viele Jahre ist es her, seit die beiden das erste Mal auf einem Pferd gesessen sind. Gregor kam durch seine Mutter mit der Sportart in Kontakt, Jannik durch seine Schwestern: "Ich habe währenddessen immer Fußball gespielt. Aber irgendwann hat es mich halt auch gepackt." Obwohl beide durch Frauen darauf aufmerksam gemacht wurden, empfinden sie Voltigieren nicht Frauensportart: "In der Schule wurde ich gefragt, ob das nicht ein Mädchensport sei. Seitdem sie es gesehen haben - zum Beispiel auf Instagram - finden sie es eigentlich auch alle ganz cool", beschreibt es Gregor lachend. Dass die beiden nicht fehl am Platz sind, sondern genau da, wo sie ihr athletisches Können unter Beweis stellen können, erkennt man, wenn sie eines der Kunststücke auf dem Rücken des Tieres machen, das weiter unbeirrt seine Runden dreht.

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