Valley:Exoten im Nachbarwald

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Im Hofoldinger Forst bietet Olaf Fries Touren mit seinen Mangfall Lamas an

Von Gregor Bauernfeind, Valley

Wenn Pedro und Charly im Hofoldinger Forst unterwegs sind, staunen Spaziergänger und Radfahrer nicht schlecht. "Gehören die nicht eigentlich nach Südamerika, in die Anden?", fragt sich der ein oder andere sicherlich. Denn hier, im Südwesten Münchens, wirken die Zehnjährigen auf den ersten Blick jedenfalls nicht so recht heimisch - auch wenn die beiden tatsächlich nicht weit von dort leben. Denn Pedro und Charly gehören zu den sogenannten Mangfall Lamas von Olaf Fries. Besucher können die Tiere auf seinem Hof in der Gemeinde Valley besuchen und Ausflüge mit ihnen machen.

Eigentlich seien die Lamas nur ein Familienprojekt gewesen, erzählt Fries. 2006 sei er zu einem Seminar gegangen, in dem er alles über die Pflege und das Füttern der Tiere lernte. "Einfach so", aus einer Laune heraus. Zwei Jahre später holte er sich dann aber tatsächlich die ersten vier Lamas. Der dunkelbraune Charly war da schon dabei, Pedro mit seinem hellbraun-weißen Fell folgte ein Jahr später. Für die Kinder und die Familie waren sie ursprünglich als Haustiere geplant. "Das war ein klein wenig ein Traum, den wir uns erfüllt haben", sagt Fries. Bald stellte sich aber heraus, dass auch andere Interesse an den Exoten hatten und er bot Besuche und Touren mit den Lamas an. "So haben wir was von ihnen gehabt und auch die Leute", sagt er.

Die Tiere eigenen sich besonders für Kinder, die selbst kein eigenes Haustier haben können. Oder wenn sie daran herangeführt werden sollen, wie man respektvoll mit anderen Lebewesen umgeht. Denn Lamas sind ruhige, freundliche und saubere Tiere, sie sind aber auch stolz und haben ihren eigenen Kopf. "Das sind keine Spielzeuge, die man hinter sich herzieht", sagt Fries, "sondern Begleiter." Auch körperlich sind die Tiere mit Menschen auf "Augenhöhe", was den vertrauensvollen Umgang erleichtere. Und widerstandsfähig sind Lamas sowieso, nicht umsonst wurden sie in ihrer alten Heimat - "hauptsächlich Peru und Chile, aber auch Bolivien", sagt Fries - als Lasttiere genutzt.

So pilgerten Olaf Fries und sein damals 14-jähriger Sohn Felix begleitet von Pedro und Charly im Jahr 2013 auf dem Münchner Jakobsweg. In 15 Tagen schafften sie die knapp 200 Kilometer bis nach Bregenz. Am Anfang seien die Lamas noch schlecht gelaufen. "Aber danach haben sie es kapiert, dass sie laufen müssen und es nicht nach Hause geht", schreibt Felix, der die Reise für ein Projekt in der Montessori-Schule dokumentierte.

Im vergangenen Jahr machten sie dann eine ähnliche Reise, diesmal bis auf eine Höhe von 1800 Metern in die Alpen, ein befreundeter Lama-Halter aus Österreich wagte sogar deren Überquerung bis nach Venedig. Das Hochgebirge sei für die Tiere kein Problem, ihre weichen Schwielensohlen geben ihnen festen Halt in unwegsamem Gelände. Zu Fuß bewältigten sie auch den Umzug Ende März von ihrem Hof bei Aying in ihr jetziges Zuhause. Nun teilen sie sich einen Stall mit Trampeltieren und Dromedaren - den Bayern Kamelen, wie sie ihr Halter Konstantin Klages nennt. Er ist mit Fries befreundet.

Der Hof der Mangfall Lamas ist ein richtiger Familienbetrieb. Nicht nur, weil viele der Tiere miteinander verwandt sind. Auch die ganze Familie Fries bringt sich ein: Viele der Touren führt Olaf Fries selbst, seine jüngeren Kinder Felix und Sara helfen ihm. Sie waren von Anfang an dabei. Das hat sich bis heute, wo es mit Ausbildung und anstehendem Abitur noch andere Prioritäten gibt, nicht geändert. Ganz nebenbei haben sich die beiden auch großes Wissen über die Tiere angeeignet. So kann Tochter Sara beispielsweise mit dem alten Klischee aufräumen, Lamas würden Menschen anspucken. "Das machen sie eigentlich nur bei Artgenossen", erklärt sie. "Nur wenn sie falsch erzogen, also fehlgeprägt sind, spucken sie auch auf Menschen". Bei den Mangfall-Lamas passiere das allerdings nicht. Viel zu vertrauensvoll ist dafür ihr Verhältnis zu den Besitzern. "Das ist schon fast eine Freundschaft", sagt Olaf Fries.

© SZ vom 21.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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