Unterschriftenaktion in Aßling:Verspätungen und Verunsicherung

Knapp 1000 Bürger fordern die Behebung von Problemen nach dem Wechsel des Busunternehmens auf der Linie 444.

Von Georg Reinthaler

Verspätungen, verunsicherte Schüler und unfreundliches Personal. Viele Fahrgäste der Regionalbuslinie 444 zwischen Emmering und Grafing sind sauer. Seit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember bedient die Firma Ettenhuber aus Glonn die Route, nachdem sie die Ausschreibung gegen Omnibus Reisberger aus Frauenneuharting für den Landkreis Ebersberg gewonnen hat. Der Vertrag läuft bis Dezember 2023. Während das Landratsamt auf EU-Recht verweist, haben Bürger aus Aßling eine Protestaktion gestartet. Am Donnerstag überreichten sie knapp 1000 Unterschriften an Vertreter des Landratsamtes und des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV). Ihre Forderung: Die Überprüfung der Missstände und deren umgehende Behebung.

"Für mich ist es unverständlich, wie man die Buslinie einem bewährten Familienbetrieb mit im Ort bekannten Fahrern wegnimmt", betont Irmgard Langmeier aus Aßling. Sie hat die Unterschriftenaktion unmittelbar nach dem Fahrplanwechsel initiiert und ist überrascht ob der großen Resonanz. Doch beinahe tägliche Verspätungen, unfreundliche Busfahrer sowie die daraus resultierende Verunsicherung der Schulkinder beträfen eben zahlreiche Menschen aus dem Aßling, Emmering und Frauenneuharting. Der 13-jährige Christoph Haslbeck etwa berichtet über zu wenige Sitzplätze in den Ettenhuber-Linienbussen im Vergleich zu Reisbergers komfortableren Reisebussen. "Wir hatten auch schon Ärger mit unseren Lehrern an der Realschule Ebersberg, weil der Bus morgens immer wieder Verspätung hat und wir in Grafing die S-Bahn nicht mehr erreichen konnten", ergänzt der zwölf Jahre alte Seppi Huber.

Die beiden waren zusammen mit 20 weiteren Bürgern, unter ihnen auch mehrere Gemeinderäte, ins Landratsamt gekommen, um dem Leiter des Sachgebiets Zentrale Angelegenheiten, Erich Hanslmayer, die Unterschriftenliste zu überreichen. Dieser nahm sie im Beisein von MVV-Vertretern entgegen und versprach eine rasche Bearbeitung. Er verwies jedoch gleichzeitig auf eine seit 2009 gültige EU-Verordnung, nach welcher eine Ausschreibung vorgeschrieben und die in der Vergangenheit erfolgte direkte Vergabe der Linie 444 an die Firma Reisberger nicht mehr möglich gewesen seien. "Ettenhuber ist auch ein im MVV bewährtes Unternehmen, dass nachweislich seit vielen Jahren hohe Qualität liefert", hieß es gestern in einer Pressemitteilung des Landratsamts.

Josef Ettenhuber räumt Verspätungen ein, die aber größtenteils aus den bekannten Problemen auf der Bahnstrecke München-Rosenheim resultierten. "Darüber hinaus sind Linienbusse heutzutage im MVV-Netz üblich und alles andere einfach nicht mehr zeitgemäß." Er hätte kein Problem damit, eine ehemalige Linie, welche Reisberger im Gegenzug in der Ausschreibung gewonnen habe, gegen die 444 einzutauschen, sagt Ettenhuber. "Aber das ist rechtlich nicht möglich und auch nicht im Sinne des Ausschreibungsverfahrens."

Christian Reisberger und seine Familie freuen sich über die spontane Aktion aus den Reihen der Bürger, die sich hinter ihren Betrieb stellen: "Ein größeres Dankeschön für unsere jahrzehntelang geleistete Arbeit kann es doch gar nicht geben." Die Linie 444 habe schließlich sein Großvater im Jahr 1926 selbst ins Leben gerufen.

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