Traglufthalle Pliening:Die Flüchtlinge können kommen

Beim Tag der offenen Tür machen sich die Plieninger ein Bild von der neuen Traglufthalle. Viele informieren sich, wie ihre neuen Mitbürger demnächst untergebracht sind. Und der Landrat ist glücklich darüber, eine weitere Schulturnhalle räumen zu können.

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Irgendwo zwischen Erleichterung und Erschöpfung mag sich Landrat Robert Niedergesäß an diesem Sonntagmittag befunden haben, als er um zwölf Uhr die Gäste in der neuen Traglufthalle in Pliening begrüßte. Der ersten ihrer Art im Landkreis Ebersberg, und Niedergesäß war es anzumerken, dass ihn die Suche nach Unterkünften und Grundstücken für die im vergangenen Jahr immer weiter steigenden Flüchtlingskontingente, die dem Landkreis zugewiesen worden waren, einigermaßen geschafft hatte.

Im Herbst hatte der Gemeinderat Pliening dann beschlossen, die Fläche zwischen Bürgerhalle, Grundschule und Sportanlagen für eine Traglufthalle zur Verfügung zu stellen. Und dafür sei er der Gemeinde höchst dankbar, erklärte der Landrat, ebenso wie dem Freistaat, dem das Gelände in Grub gehört, auf dem Ende Mai eine zweite Traglufthalle in Betrieb genommen werden soll. Am 25. April, kündigte Niedergesäß an, sollen die ersten Flüchtlinge in Pliening einziehen. Nach und nach sollen die in sich geschlossenen Räume, in denen Platz für zwei bis sechs Stockbetten ist, dann gefüllt werden.

70 Freiwillige Helfer haben sich schon gefunden

Zunächst für ein Jahr, mit der Option zur Verlängerung auf ein weiteres, solle die Konstruktion in Pliening bleiben. Ein Helferkreis mit 70 Freiwilligen hat sich längst gegründet - und viele von ihnen waren am Sonntagmittag, eingekleidet in nagelneue, signalrote Westen und dem Logo der Gemeinde hinten drauf, an ihrem neuen Wirkungsort auch schon emsig beschäftigt. Wenn auch nur damit, Kuchen zu verkaufen, oder Besucher, die sich am Tag der offenen Tür ein Bild von der noch jungfräulichen Halle machen wollten, herumzuführen.

Traglufthalle Pliening: Noch verlieren sich die Menschen, die sich beim Tag der offenen Tür die Plieninger Traglufthalle ansehen, im großzügigen Eingangsbereich.

Noch verlieren sich die Menschen, die sich beim Tag der offenen Tür die Plieninger Traglufthalle ansehen, im großzügigen Eingangsbereich.

(Foto: Christian Endt)

Platz für an die 300 Menschen ist hier geschaffen worden - konkret ausgestattet ist die Halle allerdings, wie Plienings Bürgermeister Roland Frick erklärte, nur für 268 Personen. Was den Vorteil hat, dass der Eingangsbereich großzügig und offen gestaltet werden konnte. Hier können sich die Neuplieninger an Tischen und Stühlen zum Essen niederlassen. Gleich rechts neben dem Eingang steht ein Raum für die Security-Leute, die bereits an diesem Sonntag Position bezogen haben. Sozialpädagogen und Landkreismitarbeiter finden ebenfalls hier im vorderen Bereich Platz, es gibt auch einen Gebetsraum, der an der vom belebten Eingang abgewandten Seite liegt, und gleich links vom Eingang wurde ein großer Küchenraum eingerichtet.

Das Essen wird als Buffet serviert

Durch zwei große Fenster kann man in den Küchenbereich hineinsehen; gekocht wird hier allerdings nicht, sondern das drei Mal am Tag von einer Cateringfirma angelieferte Essen nur hergerichtet. Die Lieferfahrzeuge können durch eine Doppeltür bis in die Halle hinein fahren. Im Gegensatz zu anderen Traglufthallen soll das Essen in Pliening nicht in abgepackten Mahlzeiten, sondern an einem Buffet serviert werden, was den Flüchtlingen mehr Möglichkeiten eröffnet, sich ihr Essen individuell zusammen zu stellen.

Für die Konstruktion der Traglufthalle zeichnet die Firma ATS-Tech aus Friedberg verantwortlich. Die Firma, die so wie die meisten Traglufthallenhersteller aus dem Sportbereich kommt, hat bereits eine ähnliche Halle in Augsburg gebaut und ist nun auch mit der Erstellung der Halle in Grub beauftragt. Im Gegensatz zu anderen Hallen, erläuterte Geschäftsführer Tilman Bertram, habe man für die Schlafräume keine Container genommen - zumal die im vergangenen Herbst, als die Entscheidung für Pliening fiel, ohnehin schwer zu bekommen waren. Sie wurden stattdessen in Holzständerbauweise errichtet.

Traglufthalle Pliening: Die Halle soll 268 Flüchtlingen Platz bieten, die bisher in Turnhallen schlafen mussten, damit sie etwas mehr Freiraum und Lebensqualität haben.

Die Halle soll 268 Flüchtlingen Platz bieten, die bisher in Turnhallen schlafen mussten, damit sie etwas mehr Freiraum und Lebensqualität haben.

(Foto: Christian Endt)

Die Schlafräume sind oben offen, können aber übrdacht werden

Nach oben sind sie offen, was dem Brandschutz geschuldet ist. Sie könnten aber auch jederzeit überdacht werden, etwa wenn alleinsehende Frauen in diesen Räumen untergebracht werden müssten, oder aber auch durch das Entfernen von Zwischenwänden in kleine Zweizimmerwohnungen für Familien umgewandelt werden. Nach oben geschlossenen Räume, wie die Küche, Duschen und Toiletten, sind jeweils mit Brandmeldern ausgestattet, während die offenen Schlafräume über ein spezielles Rauchansaugsystem, das an der Decke der Halle montiert ist, gesichert sind.

Gewissermaßen einen doppelten Boden hat man in Pliening auch dagegen eingebaut, dass die Halle durch einen plötzlichen Druckverlust in sich zusammen sacken könnte, wie zuletzt in Neubiberg passiert. Hier schaltet sich bei einem Defekt in der Druckluftanlage oder einem Absinken der Druckluft durch zu viele geöffnete Türen ein zweites System zu, das auch über Notstromaggregate betrieben werden kann.

Die ersten Asylsuchenden, die hier einziehen, werden aus Kirchseeon kommen, wo sie seit einem Jahr in der Gymnasiumsturnhalle gewohnt haben. Außerdem, berichtete Bürgermeister Frick, sollen die sieben Flüchtlinge aus dem Plieninger Rathaus hierher umziehen - von denen zwei zwar schon anerkannt sind, aber noch keine Bleibe haben - und wohl weitere 40 aus der Realschulturnhalle in Ebersberg,

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