Nach Morddrohungen:Solidaritätskundgebung und Lichterkette für Zornedinger Pfarrer

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Das Bündnis "Bunt statt Braun" und der Asyl-Helferkreis rufen zu Protestaktionen auf: "Alle, die schweigen, bereiten dadurch den Weg für die Brandstifter und für menschenverachtende Hetze."

Von Barbara Mooser, Zorneding

"Da muss man doch was tun!" Diesen Impuls hatten viele Menschen in Zorneding und im Landkreis, nachdem sie am Wochenende erfahren hatten, dass Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende nach Morddrohungen die Gemeinde verlassen wird. "Wir haben sehr viele Mails und Anrufe erhalten", sagt Angela Warg-Portenlänger vom Bündnis "Bunt statt Braun". Dieses Bündnis ruft nun zu einer Kundgebung auf. Am Mittwoch, 9. März, treffen sich die Teilnehmer um 18 Uhr im Rathauspark. Nach der Kundgebung dort organisiert der Asyl-Helferkreis eine Lichterkette, die das Rathaus und die beiden Kirchen symbolisch verbinden soll.

"Rassismus entgegentreten!", das ist das Motto der Aktion. "Wir wollen es nicht hinnehmen, dass in unserer Mitte Menschen durch Drohungen und Gewalt vertrieben werden. Alle diejenigen, die hetzen, alle, die wegschauen, alle, die schweigen, bereiten dadurch den Weg für die Brandstifter und für menschenverachtende Hetze", heißt es in dem Aufruf von "Bunt statt Braun".

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Der Bürgermeister hat schon zugesagt

In einer Zeit, in der in Deutschland in einem Jahr mehr als 1000 Attacken auf Asylunterkünfte stattfänden und Vertreter und Vertreterinnen rechtsgerichteter Parteien von Waffeneinsatz gegenüber Geflüchteten sprechen, sei offenbar "der Weg frei für offene rassistische Anfeindungen gegenüber unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern wegen ihrer Hautfarbe, Religion oder Herkunft".

Diese Entwicklung wollen die Organisatoren der Solidaritätskundgebung nicht länger hinnehmen. Wer an der Kundgebung im Rathauspark gegenüber dem Wiesenweg 5 teilnehmen will, kann auch am Rathaus parken. Bürgermeister Piet Mayr (CSU) wird laut Angela Warg-Portenlänger auch einer der Redner der Kundgebung sein. Er habe seine Mitwirkung bereits zugesagt. Wer sonst noch ein paar Worte sagen wird, stand am Montag noch nicht abschließend fest. Man wolle selbstverständlich den Pfarrer selbst zu Wort kommen lassen, wenn er das wolle, sagt Warg-Portenlänger: "Das ist uns ganz wichtig, er ist schließlich das Opfer." Auch beim evangelischen Pfarrer Manfred Groß hat das Bündnis angefragt. Ein Vertreter von "Bunt statt Braun" wird voraussichtlich den ersten Teil der Veranstaltung beenden.

Ein leuchtendes Band soll Kirchen und Rathaus verbinden

Zum zweiten Teil sollten die Teilnehmer Kerzen mitbringen, möglichst mit einem guten Schutz gegen Wind und Wetter. Denn dann soll ein Lichterband gegen Rassismus im Zornedinger Ortszentrum aufleuchten und den Sitz der politischen Gemeinde mit den Kirchen verbinden. "Wir denken, das ist der richtige Weg, weil wir den Zusammenhalt des ganzen Ortes zeigen wollen. Wir wollen schließlich viele werden und klare Kante zeigen - das ist lange überfällig!!!" schreibt Angelika Burwick vom Asyl-Helferkreis in einem Aufruf dazu.

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Dass die Beteiligung groß sein wird, davon ist auszugehen, denn viele Zornedinger sind entsetzt über die Vorgänge. Viele äußern sich ähnlich wie eine Zornedingerin, die ebenfalls zur Teilnahme aufruft: "Als ich es heute morgen auch im Radio gehört habe, war ich so schockiert und schäme mich, Zornedingerin zu sein. Ich kann nur sagen, hier müssen wir alle aktiv werden, unser Bild von Zorneding und unsere Einstellung zeigen und verbreiten."

© SZ vom 08.03.2016 / moo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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