Unerwartete Entwicklung:Baumfalke stoppt Windrad

Weil unklar ist, ob die seltene Vogelart in der Nähe der in Bruck geplanten Anlage jagt und brütet, fällt die Entscheidung über das Vorhaben voraussichtlich erst im Herbst 2013.

Barbara Mooser

Der Baumfalke macht den Planern des Brucker Windrads einen Strich durch die Rechnung: Weil derzeit nicht ausgeschlossen werden kann, dass der geschützte Vogel in unmittelbarer Nähe der geplanten Anlage brütet und womöglich auf Futtersuche an den Rotoren vorbei müsste, wird sich die Entscheidung über das Vorhaben voraussichtlich um ein Jahr verzögern. So lange dauert es, bis ein neues Gutachten über den Baumfalken in diesem Areal vorliegt. "Ich sehe keine andere Lösung", sagt Franz Neudecker, der zuständige Fachmann im Sachgebiet Immissionsschutz des Landratsamts. Abgesehen davon, stünde einer Genehmigung unter verschiedenen Auflagen wohl nicht mehr viel im Wege.

Eigentlich hatte es in den vergangenen Monaten so ausgesehen, als könnte das erste große Windrad des Landkreises sich über den Brucker Hügeln drehen. Fünf Landwirte wollen die Anlage mit einer Nabenhöhe von 140 Metern, die nahe des Weilers Hamberg entstehen soll, gemeinsam errichten. Die Finanzierung ist gesichert, der Gemeinderat hat im April sein Einvernehmen erteilt. Für das immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren ist das Landratsamt zuständig. Dort war man auch zuversichtlich gewesen, in diesem Herbst über das Projekt entscheiden zu können.

Doch recht spät im Verfahren seien Erkenntnisse aufgetaucht, die nun eine Verzögerung bis zum Herbst 2013 zur Folge haben könnten, wie Franz Neudecker erläutert. Es geht um die Frage, ob das Vorhaben gegen den Artenschutz verstößt. Hierzu liegen dem Landratsamt höchst unterschiedliche Einschätzungen vor. In einem speziellen artenschutzrechtlichen Gutachten, das die Antragsteller pflichtgemäß mit den Unterlagen eingereicht hatten, stelle ein anerkannter Ornithologe fest, dass es keine Baumfalken in dem fraglichen Areal gebe, so Neudecker. Doch im laufenden Verfahren wurde die Immissionsschutzbehörde des Landratsamts über eine abweichende Feststellung informiert: Ein Jagdpächter, der in der Nähe sein Revier hat, habe davon berichtet, dass durchaus Baumfalken rund um den geplanten Windrad-Standort brüten und auf Nahrungssuche gehen. Dies hätten auch andere, ebenfalls anerkannte Ornithologen bestätigt, wie Neudecker erklärt. Aufgrund dieser schwierigen Situation habe er entschieden, ein drittes, ergänzendes, Gutachten in Auftrag zu geben. Das Problem dabei: Sollte es bei Hamberg tatsächlich Baumfalken geben, wären diese jetzt auf keinen Fall anzutreffen - sie verbringen den Winter in Südafrika. Die Vogelkundler könnten also frühestens im März mit ihren Beobachtungen beginnen, vor nächsten Herbst wäre ein Gutachten nicht fertig. Ihm sei klar, dass die Antragsteller sehr unglücklich mit dieser Situation seien, sagt Neudecker: "Aber wir müssen alles nach bestem Wissen und Gewissen prüfen."

Allerdings kann man davon ausgehen, dass es auch etliche Menschen in Bruck und den Nachbargemeinden gibt, die sich über die neuen Entwicklungen freuen: Weil das Windrad relativ nahe an Wohnhäusern liegt, hatte es große Proteste gegen das Projekt gegeben. Auch eine Bürgerinitiative hatte sich gegründet.

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