Umwelt:Hilfe aus der Urzeit

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Der Klimawandel ist eine Herausforderung für den Ebersberger Forst und könnte ihn nachhaltig verändern. Dass sich der Umbau für die Waldbesitzer lohnt,unterstreicht die gute Nachfrage nach Holz

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wachsen bald Mammutbäume im Ebersberger Forst oder wird man einst am Kupferbach durch mediterrane Pinienhaine wandeln können? Der Klimawandel könnte es möglich machen - zumindest könnte er die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich die sogenannten Fremdländer, wie die Bäume mit Migrationshintergrund bei den Förstern heißen, auch in unseren Breiten wohlfühlen. Die andere Voraussetzung, dass die exotischen Gewächse wie etwa Robinien, Esskastanien oder eben Mammutbäume bald in heimischen Wäldern sprießen, ist die Experimentierfreude der Waldbesitzer. An diese appellierte nun Revierförsterin Kirsten Joas bei den Informationsveranstaltungen der Waldbesitzervereinigung im Landkreis. Beim seit einigen Jahren als Reaktion auf Klimaerwärmung und Schädlingsbefall laufenden Waldumbau könnten die Bäume aus fernen Ländern hilfreich sein.

Einige der holzigen Immigranten haben sich bereits vor Jahrzehnten hier gut integriert, etwa die Esskastanie. Zwar nicht in den Wäldern, dort ist es dem an ein warmes eher in Südeuropa herrschendes Klima angepassten Baum zu kalt. Aber als "Hofbaum" in geschützten Lagen zwischen Gebäuden kann sich die Esskastanie auch nördlich der Alpen gut entwickeln und sogar Früchte tragen. Erwärmt sich das Klima weiterhin, könnten die Maronibäume in einigen Jahrzehnten auch in den Wäldern stehen. Genau wie die Mammutbäume, genauer der kalifornische Riesen- und der chinesische Urweltmammutbaum.

Ursprünglich sind Robinien in Nordamerika beheimatet. Dieses Exemplare stehen aber im Tal in München - und Verwandte bald im Ebersberger Forst? (Foto: Robert Haas)

Im Gegensatz zur Esskastanie sind die bis zu 90 Meter hohen Koniferen frosthart und stellen auch sonst keine allzu großen Ansprüche. Besonders der mit maximal 50 Metern Höhe etwas kleinere Urweltmammutbaum kommt auf armen und trockenen Böden gut zurecht. Das einzige Problem könnten nach Ansicht von Revierförsterin Joas die Stürme darstellen. Bisher gebe es keine Erfahrungswerte, ob die Riesenzypressen ohne den Windschatten anderer Bäume eher ein Opfer widriger Winde werden. Auf jeden Fall sollte man den Versuch wagen, empfahl Joas den Waldbesitzern. "Es ist wichtig, dass man Erfahrungen sammelt, aus den Büchern alleine lässt sich vieles nicht sagen."

Auch wenn also noch unklar ist, ob in einigen Jahrzehnten auch Mammutbäume aus der Region in den Sägewerken verarbeitet werden, derzeit ist die Nachfrage nach Holz gut, wie der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung, Michael Kammermeier, berichten konnte. Für Papierholz werden 38 Euro pro Ster gezahlt, Langholz bringt mehr als 100 Euro und bei hochwertigen Stämmen, etwa Eichen seien auch deutlich über 200 Euro zu erzielen.

Daher lohne sich derzeit auch die Holzernte in Wäldern jeder Altersklasse besonders. Natürlich wegen der guten Nachfrage, aber auch um den Wald zu erhalten. Bei jüngeren und mittelalten Gehölzen sei die Durchforstung wichtig, weil man noch einfacher Rückegassen für die spätere Bewirtschaftung anlegen und sogenannte Zukunftsbäume freistellen könne, "da wächst dann das gute Holz hin", so Kammermeier. Und in alten Wäldern sei es wichtig, rechtzeitig für Baumnachwuchs zu sorgen, "die Alten ausschneiden, damit die jungen Licht bekommen".

Erfreuliche, weil keine Neuigkeiten, gab es zum Asiatischen Laubholzbockkäfer. Bislang, so Joas, sei der Schädling im Landkreis Ebersberg noch nicht aufgetaucht. Die Försterin hatte einiges an Anschauungsmaterial, etwa ein Stück Baumstamm, in dem der Laubholzbock sichtbar gewütet und große Gänge gefressen hatte, mitgebracht. Natürlich unter Beachtung der Quarantäneregeln: Das Holzstück und damit jeder möglicherweise verbliebene Käfer, war mehrere Stunden im Ofen gebacken worden. Joas zeigte auch die Fraßspuren anderer Schädlinge, die oft mit dem Laubholzbock verwechselt würden, etwa der heimische und eher harmlose Pappelbock. Wachsamkeit sei auf jeden Fall geboten, empfahl Joas, aber mit Augenmaß. Wenig sinnvoll sei es, aus Furcht vor dem Laubholzbock "alles einzusammeln was im Wald kreucht und fleucht."

© SZ vom 09.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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