Umgehung:Abkürzung für Parsdorf

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Der Gemeinderat beschließt für die geplante Umgehung eine Variante mit weniger Flächenverbrauch.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Besonders an den Wochenenden ist in Parsdorf viel los. Eine Umgehung soll das ändern, am Donnerstag werden mögliche Trassen dafür vorgestellt. (Foto: Hinz-Rosin)

Schneller, kürzer und vor allem umweltfreundlicher soll sie werden, die geplante Ortsumfahrung für Parsdorf und Weißenfeld. Der Gemeinderat brachte am Donnerstagabend eine neue Variante auf den Weg, die den nördlichen Teil der Umgehung um gut zwei Drittel verkürzt. Möglich wurde dies, weil die Autobahndirektion überraschend eingelenkt hat, so dass die Trasse nun doch näher an der A 94 gebaut werden kann.

Der hohe Flächenverbrauch ist - neben den Kosten - einer der Hauptstreitpunkte bei der geplanten Umfahrung. Besonders kritisiert wurde die sogenannte Nordspange, also der Abschnitt nördlich der A94. Dieser führt laut bisheriger Planung in einem gut zwei Kilometer weiten Bogen von der Überquerung der Autobahn im Westen bis zur Heimstettener Straße im Osten. Grund dafür ist, dass neben der Autobahn ein geschütztes Biotop liegt.

Zwar hatte die Gemeinde bereits vor Jahren bei der Autobahndirektion angefragt, ob die Straße nicht zwischen Biotop und A 94 gebaut werden könne, doch immer negative Antworten bekommen. Denn laut Autobahndirektion muss neben der A 94 ein mindestens 25 Meter breiter Streifen frei bleiben - zu wenig, um parallel der Autobahn eine Straße bauen zu können ohne das Biotop zu beschädigen.

Doch inzwischen hat die Autobahndirektion ihre Meinung geändert. Wie Bauamtsleiterin Brigitte Littke nun im Gemeinderat mitteilte, hatten sowohl die Untere als auch die Höhere Naturschutzbehörde, also das Landratsamt Ebersberg und die Regierung von Oberbayern, interveniert. Mit dem Ergebnis, dass das Anbauverbot auf 15 Meter reduziert wurde. Damit wird die deutlich kürzere Variante der Nordspange möglich.

Eigentlich sind es sogar vier Varianten, diese stellten Antje Altmann vom Büro Schüßler-Plan und Landschaftsplaner Christian Skublics vom Büro Bosch und Partner den Gemeinderäten vor. Allen vier gemein ist, dass die Trasse zunächst westlich von Parsdorf per Brücke die Autobahn überquert und dann zu dieser parallel Richtung Osten verläuft.

Nach Abwägung aller Verkehr, Umweltschutz und Aufwand bei Bau und Instandhaltung betreffenden Fakten empfahlen Planer und Verwaltung die Variante "8c". Diese sieht einen Kreisverkehr gleich nach der Überquerung der Autobahn vor. Mit rund 18 Millionen Euro liegt sie preislich etwa in der Mitte, die bisherige Vorzugsvariante hätte knapp 16, die teuerste neue Variante um die 20 Millionen Euro gekostet.

Dass die nun vorgestellten Trassen eine deutliche Verbesserung darstellten, wollten nicht einmal die Gegner der Umfahrung, Freie Wähler, Grüne und FBU/AfD, bestreiten: "Es ist sicher besser für die Natur, wenn man weniger Land braucht", befand Stefan Ruoff (Grüne). Auch Wolfgang Schermann (FW) konnte durchaus einige "positive Dinge" an der neuen Planung erkennen, etwa die kürzere Strecke und die geringere Versiegelung. Sogar Manfred Schmidt (FBU/AfD) räumte ein: "Ich bin der Meinung, dass es besser ist, als die bisherige Variante."

Aber eben nicht gut genug: Weder bei Grünen, Freien Wählern noch FBU/AfD konnte man sich zu einer Zustimmung der neuen Variante durchringen. Wenn überhaupt, dann würde er die teuerste Variante "8d" bevorzugen, so Schmidt. Diese sieht den knappesten Verlauf entlang der Autobahn, aber durch die schräge Querung der A 94 auch das aufwendigste Brückenbauwerk vor.

Aber zustimmen würde er wohl trotzdem nicht, so Schmidt weiter, "den Sinn und Zweck der Umfahrung" könne er nach wie vor nicht erkennen. Ähnlich ablehnend äußerte sich Schermann, auch die neue Variante bleibe "Raubbau an der Natur" und sei zudem mit viel zu hohen Kosten verbunden. Beides kritisierte auch Ruoff, eine Umfahrung für 18 Millionen Euro zu bauen "das ist es uns nicht wert."

Das viele Geld werde nicht die Gemeinde allein ausgeben müssen, rechnete Littke vor. Nach Abzug der Fördermittel, der Beteiligung des Landkreises und des Gewerbegebiets-Investors, werde Vaterstetten am Ende wohl noch rund fünf Millionen Euro zahlen müssen. Und nicht nur der Preis, auch der Zeitpunkt sei günstig, befand SPD-Fraktionssprecher Sepp Mittermeier: "Wir sollten es jetzt zum Abschluss bringen, bevor es sich die Autobahndirektion wieder anders überlegt."

Auch für Michael Niebler, Sprecher der CSU-Fraktion, "sind wir auf einem guten Weg" mit der neuen Variante, diese habe eine "hohe Realisierungs-Chance". Auch in einer Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht - die Niebler ausdrücklich erwartet - habe die Gemeinde mit der neuen Variante gute Aussichten auf Erfolg. Und für Renate Will (FDP), lässt sich die Entwicklung mit "was lange währt, wird endlich gut", zusammenfassen.

Beschlossen wurde die neue Trassenführung am Ende mit den Stimmen von CSU, SPD und FDP - und der Stimme von Bürgermeister Georg Reitsberger (FW). Der machte keinen Hehl daraus, dass sich an seiner grundsätzlichen Skepsis gegen die neue Straße nichts geändert hat, "aber ich glaube dass es eine wesentliche Verbesserung ist."

Einen Zeitplan für die Umfahrung gibt es damit indes noch nicht. Zunächst sollen die Planer die neue Trasse genau ausarbeiten, anschließend wird das Gremium darüber befinden, ob man diese im Planfeststellungsverfahren als Wunsch-Variante angibt.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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