Trotzdem unterhalb des bayerischen Durchschnitts:Zu viel des Guten

Trotzdem unterhalb des bayerischen Durchschnitts: Wenn der Schnee auf Äckern und Wiesen verschwunden ist, kommt dort das Odelfass zum Einsatz. Folgen sind steigende Nitratbelastung im Grundwasser und vielerorts zu viel Stickstoff in den Böden.

Wenn der Schnee auf Äckern und Wiesen verschwunden ist, kommt dort das Odelfass zum Einsatz. Folgen sind steigende Nitratbelastung im Grundwasser und vielerorts zu viel Stickstoff in den Böden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Aktuelle Veröffentlichungen zeigen, dass in den Böden im Landkreis der Stickstoffüberschuss hoch ist. Das Wasser ist dennoch vergleichsweise gut - das liegt auch an den ausgiebigen Niederschlägen

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Frühlingsluft ist auf dem Land oft gar nicht so frisch und belebend, wie sich das Städter vielleicht manchmal vorstellen: Denn dann dürfen die Bauern nach der Winterpause endlich wieder Gülle auf Äckern und Wiesen ausbringen - und das ist auch deutlich zu riechen. Dass Ebersberg ein Landkreis ist, der zumindest im Süden noch stark landwirtschaftlich geprägt ist, hat auch für die Böden Auswirkungen: Der Stickstoffüberschuss ist vergleichsweise hoch, wie eine aktuelle Veröffentlichung des Bundesumweltamts nun gezeigt hat. Immerhin halten sich die Auswirkungen auf die Wasserqualität einigermaßen in Grenzen; beim Rohwasser, das zur Trinkwassergewinnung aufbereitet wird, sind die gesetzlichen Grenzwerte für Nitrat deutlich unterschritten.

Das unterscheidet den Landkreis von anderen Regionen in Bayern, liegt aber vor allem daran, dass man im Kreis Ebersberg häufiger einen Regenschirm braucht als etwa in Nordbayern. Im Landkreis fallen etwa dreimal so viele Niederschläge wie beispielsweise in der Gegend rund um Würzburg. "Dadurch gibt es eine große Grundwasserneubildung", erläutert Hadumar Roch, Leiter der Gewässeraufsicht am Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, das auch für den Kreis Ebersberg zuständig ist. Das viele frische Regenwasser verbessert sozusagen das Grundwasser, das hat zur Folge, dass sich die Nitratwerte im Landkreis überall zwischen 20 und 30 Milligramm pro Liter Rohwasser bewegen. "Das ist im Vergleich zum bayerischen Durchschnitt wenig", erläutert Roch. Der Grenzwert beträgt 50 Milligramm pro Liter. Ein früherer EU-Richtwert von 25 Milligramm würde allerdings mancherorts dennoch überschritten.

Dass ohne Einträge aus der Landwirtschaft die Wasserqualität noch deutlich besser wäre, lässt eine Langzeitmessung aus dem Ebersberger Forst vermuten. Bei einer Messstelle etwa 500 Meter von Pöring entfernt, wo das Grundwasser durchaus noch von der Landwirtschaft beeinflusst wird, wurden zuletzt 25 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser gemessen, bis vor 20 Jahren waren es sogar noch 35 Milligramm. Bei einer Messstelle weiter im Forst, wo das Wasser nicht von der Landwirtschaft beeinflusst wird, waren es hingegen nur zehn Milligramm pro Liter.

Auch in den Böden bleibt der Stickstoff zurück. Laut einer aktuellen Erhebung beträgt der Stickstoffüberschuss im Kreis Ebersberg pro Hektar landwirtschaftlicher Fläche im Mittel der Jahre 2012 bis 2014 zwischen 100 und 120 Kilogramm, das liegt an der oberen Grenze, sowohl im bayernweiten als auch im deutschlandweiten Vergleich, entspricht aber den Werten anderer Landkreise östlich und nördlich von München. Ein Stickstoffüberschuss bedeutet, vereinfacht gesagt, dass mehr Stickstoff - etwa über Düngemittel - auf den Flächen aufgebracht wird, als - beispielsweise über pflanzliche und tierische Produkte - wieder abgeführt wird. Im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg sieht man daher durchaus einen "gewissen Handlungsbedarf", wie Behördenchef Friedrich Nebl erklärt. Der Gewässerschutz soll 2017 in Ebersberg - wie auch im gesamten Freistaat - stärker in den Mittelpunkt der Bemühungen rücken. Ein Wasserberater beantworte entsprechende Fragen der Landwirte und informiere auch über Förderprogramme. Wer sich etwa verpflichtet, Gewässerschutzstreifen anzulegen und so Flüsse und Bäche vor dem Eintrag von Düngemitteln zu schützen, könne auch Subventionen erhalten. Das Landwirtschaftsamt wird laut Nebl zudem auf der Gewerbeausstellung EGA umfassend über den Gewässerschutz informieren.

Zu einer geringeren Belastung des Grundwassers soll auch eine neue Düngeverordnung beitragen, die voraussichtlich Ende März vom Bundesrat verabschiedet wird. Der genaue Inhalt der Verordnung steht noch nicht fest, Fachleute gehen aber davon aus, dass den Landwirten eine genauere Dosierung der Düngemittel abgefordert wird, auch Obergrenzen, die je nach Standort und Kulturart unterschiedlich sind, wird es wohl geben. Die Fristen, während der keine Düngemittel verwendet werden dürfen, werden ebenfalls verlängert. "Das ist für die Landwirte durchaus nicht ganz einfach", sagt Nebl, da diese dann größere Lagerkapazitäten für die Gülle vorhalten müssten. Dafür seien nicht selten größere Investitionen nötig. Franz Lenz, Kreisobmann des Bauernverbands, sieht die neue Verordnung mit gewisser Skepsis. "Mich stört, dass man jetzt alle über einen Kamm schert", sagt er. Sinnvoller wären seiner Ansicht nach problemorientierte Lösungen gewesen. "Schmarrn" sei auch die geplante Sperrfrist für Festmist, der ein sehr verträglicher Dünger sei und ohnehin kaum mehr anfalle. Sobald die Verordnung beschlossen ist, werde der Bauernverband auch Informationsveranstaltungen anbieten.

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