Trauerfeier:"Einer, der im Landkreis Spuren hinterlässt"

Familie, Freunde und politische Weggefährten nehmen Abschied von Ewald Schurer. Der Ebersberger SPD-Bundestagsabgeordnete war vor einer Woche unerwartet im Alter von 63 Jahren verstorben

Von Karin Kampwerth, Ebersberg

Mit einer bewegenden Trauerfeier haben sich Familie, Freunde, politische Weggefährten und zahlreiche Ebersberger am Samstagnachmittag von Ewald Schurer verabschiedet. Der SPD-Bundestagsabgeordnete war in der Nacht zum 3. Dezember unerwartet im Alter von nur 63 Jahren verstorben. Die Unfassbarkeit dieses Verlustes war vielen der mehr als 200 Trauergäste in der Ebersberger Pfarrkirche St. Sebastian noch ins Gesicht geschrieben. Versammelt hatten sich dort auch Bürgermeister, Kreistagskollegen, Landes- und Bundespolitiker über alle Parteigrenzen hinweg, um Schurer die letzte Ehre zu erweisen.

Stadtpfarrer Josef Riedl fand mitfühlende Worte für die Familie Schurers, dessen politische Arbeit und ehrenamtliches Wirken in zahlreichen Vereinen und Gremien immer im Dienste der Gemeinschaft ihm eine Herzensangelegenheit gewesen sei. Auch als Bundespolitiker sei Schurer Ebersberger geblieben. Sein Vermächtnis sei, mit Leidenschaft und Herz füreinander und miteinander unterwegs zu sein. "Wir müssen in der Verbundenheit leben, dass er nicht weg ist, auch wenn wir ihn nicht hören und sehen können."

Ein tröstender Gedanke, der mit John Lennons "Imagine" eine ergreifende Überleitung vom liturgischen zum weltlichen Teil der Trauerfeier fand. Viele hätten dem Verstorbenen einen letzten Dank ausrichten wollen, sagte Pfarrer Riedl. Gemeinsam mit der Familie habe man schließlich sechs Nachrufe ausgewählt, die Schurers politischem und privatem Leben einen Rahmen gaben.

Landrat Robert Niedergesäß (CSU) erinnerte an einen Mann, der mit seiner vorbildlichen Haltung den Landkreis drei Jahrzehnte lang konstruktiv und engagiert begleitet und mitgestaltet habe. Er habe Schurer als sozial engagierten Menschen mit Herz und Verstand kennengelernt, im Kreistag sei er ein wertgeschätzter Kollege und gefragter Gesprächspartner gewesen. Auch wenn Niedergesäß politisch nicht immer einer Meinung mit Schurer gewesen sei, "so hatten wir persönlich einen guten und heiteren, oft augenzwinkernden Draht zueinander". Dass Schurer im Landkreis Spuren hinterlassen habe, zeige sich am Kondolenzbuch, das noch bis nächste Woche im Landratsamt ausliegt. "Viele Bürger haben hier Abschied von einem großen Demokraten genommen", sagte Niedergesäß sichtlich bewegt.

Auch Doris Rauscher, Landtagsabgeordnete und Vertraute Schurers aus dessen Ebersberger SPD-Vergangenheit, rang um Fassung angesichts des viel zu frühen Todes ihres politischen Weggefährten. Schurer sei das "rote Urgestein des Landkreises" gewesen, ein Bundespolitiker, aber immer auch Arbeiter vor Ort, erinnerte Rauscher an "Ewald, immer und überall". Die SPD im Landkreis verliere in Schurer einen Kollegen, Freund und Weggefährten, ohne den man sich das Leben noch gar nicht vorstellen könne.

Für die Ebersberger SPD erinnerte Hans Mühlfenzl an das kommunalpolitische Engagement des Verstorbenen, der 1978 das Zepter im Ortsverein übernommen hatte. Schurer habe jüngere Leute für die Politik begeistert, das erste selbstverwaltete Jugendzentrum in Bayern gegründet und viele Sommer auf dem Ebersberger Abenteuerspielplatz mit Kindern verbracht, die in den Ferien nicht in den Urlaub gefahren sind. In Berlin sei er Weichensteller für die Südumfahrung gewesen. In den nächsten Tagen wollte sich Mühlfenzl mit Schurer zusammensetzen, um eine Ausstellung zu 100 Jahren Ebersberger SPD vorzubereiten, die vom Namen "Schurer" maßgeblich geprägt worden sei. "Diese Ausstellung machen wir, das verspreche ich", sagte Mühlfenzl. Florian Post von der bayerischen SPD-Landesgruppe im Berliner Bundestag würdigte Schurers politischen Werdegang und zitierte aus einem Kondolenzschreiben des früheren Finanzministers Wolfgang Schäuble, der den Verstorbenen als prinzipientreuen, gradlinigen Menschen bezeichnete, dem alle Respekt gezollt hätten. Thorsten Rienth erinnerte für die Aktiven und Ehemaligen des Jugendzentrums an Schurer und dessen Verdienste für den Lebensweg vieler junger Menschen. Man habe gelernt, dass es die Stärke einer Gruppe ausmache, wenn sie den Schwächeren mitnehme, sagte Rienth.

So viele wohlwollende Worte, über die sich sein Bruder sicher sehr gefreut hätte, sagte Robert Schurer, der zum Abschluss der Trauerfeier im Namen der Familie sprach. Bescheiden, wie Ewald Schurer gewesen sei, hätte er aber wohl auch gesagt: "Jetzt ist dann mal gut." Robert Schurer zeichnete das Bild eines vielseitigen Menschen, der sich niemals davon abhalten habe lassen, die Dinge zum Besseren zu wenden. In der Politik sei Ewald Schurer ein Leistungssportler gewesen, der als SPD-Mitglied und Anhänger der Löwen auch Leidensfähigkeit bewiesen habe. Er sei aber auch Familienmensch gewesen, und für seine vier Kinder "der beste Vater", den sie sich hätten wünschen können. "Als Politiker war er geschätzt, von seiner Familie wurde er geliebt", sagte Robert Schurer.

Im Anschluss an die Trauerfeier wurde Ewald Schurer auf dem Alten Friedhof in Ebersberg beigesetzt.

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