Trachtenverein "Bairer Winkler":Tracht und Tradition

Nachwuchsprobleme haben nur die anderen: Martin Riedl erklärt den Erfolg des Vereins "Bairer Winkler" - und sagt, was der "Schalk" ist.

Rita Baedeker

Der Trachtenverein "Bairer Winkler" im Süden des Landkreises gehört mit 350 Mitgliedern zu den größten in Oberbayern. Am Sonntag feiern die Trachtler zum 20. Mal ihr traditionelles Waldfest am Stoaberg mit Buden, Brotzeit, Naturkegelbahn, Felsenbar - und festlich gewandet in ihrer Inntaler Gebirgstracht mit Schürzen, Schnurhut und Schalk. Vereinsvorsitzender Martin Riedl erzählte Rita Baedeker, warum seine Bairer so gut aufgestellt sind.

Trachtenverein "Bairer Winkler": "Jeder kennt jeden": Martin Riedl weiß, warum sein Trachtenvrein so großen Erfolg hat.

"Jeder kennt jeden": Martin Riedl weiß, warum sein Trachtenvrein so großen Erfolg hat.

(Foto: Christian Endt)

SZ: Der Trachtenverein Bairer Winkler ist über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt und braucht sich auch keine Sorgen um den Nachwuchs zu machen, der sich anderswo für diese Art Traditionspflege nicht mehr recht begeistern lässt. Was machen Sie richtig?

Riedl: Wir sind eine kleine Gemeinde, in der jeder jeden kennt und jeder von Kindesbeinen an dabei ist. Die jungen Leute wachsen mit diesem Brauchtum auf, haben einen engen Bezug zu Trachten und Volksmusik und zu unserer langen Tradition.

SZ: Wie viele Mitglieder gehören dem Verein derzeit an?

Riedl: In den südlichen Bairer Ortsteilen, wo der Trachtenverein präsent ist, wohnen etwa 750 Leute, von denen gehören 360 dem Verein an. Hinzu kommen 70 Kinder und Jugendliche.

SZ: Wie halten Sie die jungen Leute bei der Stange?

Riedl: Wir haben gerade eine Hochphase. Es gibt da ein paar Burschen, die sind fest im Verein eingebunden, die ziehen die anderen mit. Wir bieten jungen Leuten aber auch Plattel-Auftritte bei der Landesgartenschau, da bekommen sie von draußen Anerkennung, das spornt an. Dazu veranstalten wir Freizeiten wie etwa ein Zeltlager auf der Alm.

SZ: Woher beziehen Sie die schönen Gewänder, die bei Festen getragen werden?

Riedl: Die Gewänder für uns Männer kann man von der Stange kaufen, zum Beispiel die grauen Miesbacher Joppen. Aber die Mehrzahl lässt sich Jacken und Lederhosen maßschneidern. Die Trachten für die Frauen werden angefertigt, insbesondere der "Schalk". Es gibt zwei Schalknäherinnen im Ort, die diese Kunst beherrschen und sogar davon leben.

SZ: Was ist das, der "Schalk"?

Riedl: Schalk nennt man die Tracht der verheirateten Frau. Sie besteht aus Rock und Oberteil, dem "Schalkjanker", mit schönen handgearbeiteten Verzierungen, Seidentuch und Schürze.

SZ: Was ändert sich im Vereinsleben für eine Frau, wenn sie den Schalk trägt?

Riedl: Für beide Geschlechter ändert sich etwas. Platteln dürfen nur unverheiratete Männer und Dirndln. Der Schalk ist zum Drehen auch gar nicht geeignet.

SZ: Dann dürfen also Ehepaare bei Vereinsfesten nur zuschauen?

Riedl: Es gibt ja auch noch die Volksmusik, die wir pflegen. Und die Frauen haben außerdem ihre Strickabende.

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