Tierschutz contra Zirkus:Protest gegen Raubtiershow

Markt Schwabener Grüne rufen zu Demonstration gegen Gastspiel mit Großkatzen auf

Von Louisa Theresa Braun

"Eine Top-Raubtiernummer neuen Stils" ruft den Ortsverband der Grünen in Markt Schwaben auf den Plan. Von Donnerstag bis einschließlich Sonntag gastiert der Augsburger Christian Walliser mit seiner Raubtierschau auf der Festwiese an der Henleinstraße. Dagegen wollen die Grünen jeweils eine Dreiviertelstunde vor dem Beginn der Vorstellungen protestieren. "Wir wollen nicht einfach hinnehmen, dass Wildtiere domestiziert und in Shows und Zirkussen vorgeführt und zur Schau gestellt werden", sagt Grünen-Gemeinderätin Lisa Greiner. Wildtiere im Zirkus litten unter ständigen Transporten, nicht artgerechter Haltung, unter der Dressur und den Vorführungen, kritisiert Greiner. Sie bedauert, dass es noch kein Gesetz für ein Haltungsverbot bestimmter wild lebender Tierarten gebe, obwohl der Tierschutz im Jahr 2002 zum Staatsziel erklärt worden ist. "Wir bitten alle, denen das Wohl der Tiere wichtig ist, zu den geplanten Protestveranstaltungen zu kommen und uns zu unterstützen", appelliert Greiner an die Markt Schwabener.

Die Kritik wollen Christian Walliser und sein Ehemann Jan Walliser nicht stehen lassen. "Wir arbeiten viel mit Belohnungen", erklärt Jan Walliser. Und die Kunststücke - Hochsitze, wilde Sprünge und Pyramiden - seien alle an die natürlichen Bewegungen in der freien Wildbahn angelehnt. Das Ehepaar Walliser betrachtet sein Verhältnis zu den eigens gezüchteten und bereits in Gefangenschaft geborenen zwei Löwinnen, sechs sibirischen Tigern und drei Jungtigern als familiär. Auch, wenn das nicht immer gut ausgeht. Christian Walliser wurde 2009 während einer Vorführung von einem Tiger lebensgefährlich verletzt. Doch in der Regel läuft alles gut, für die Art und Weise, wie in der Show mit den Großkatzen gearbeitet wird, gebe es häufig sogar Lob von anfangs skeptischen Zuschauern, erzählen sie.

Das würde Bettina Goldner vom Ebersberger Grünen-Ortsverband wohl nie über die Lippen kommen. Sie bezeichnet Tierdressuren als "reine Tierquälerei" und bezweifelt, dass ein Dompteur ohne Zwang auskommt. Man könne die Tiere nur mit Zuckerbrot und Peitsche dazu bringen, solche Kunststücke aufzuführen. "Wenn man den Tiger fragen könnte, würde er lieber aussterben", da ist sich Goldner sicher.

"Es geht nicht darum, den Tieren den Willen zu brechen", sagt hingegen Jan Walliser. "Wenn ein Tiger einen Befehl nicht ausführen will, dann muss er das auch nicht." Wenn der Mensch aber in den ursprünglichen Lebensraum von Tieren eingreife und sie in unnatürlichen Verhältnissen halte, dann solle er sie dabei wenigstens nicht "verblöden" lassen. Ein Argument, das Bettina Goldner für "vollkommen zynisch" erklärt. Schon seit Jahren versuchten die Grünen deshalb, in Ebersberg ein Verbot für Wildtierhaltung auf öffentlichen Flächen durchzusetzen, "aber wir rennen da gegen Mauern an", bedauert sie. Zuletzt hatten unbekannte Tierschützer im April ihrem Ärger über den Auftritt des Zirkus Feraro in Ebersberg Luft gemacht, indem sie dessen Werbeplakate überklebt hatten - obwohl dessen Tierhaltung vom Veterinäramt als vorbildlich bewertet worden war. Das beanspruchen auch die Wallisers für ihre Tiere: Die Gehege seien mit einer Größe von 100 bis 150 Quadratmetern für drei Tiger fast zwanzig Mal so groß wie gesetzlich vorgeschrieben.

Dass es keine rechtlichen Gründe gibt, die Show zu verbieten, bestätigt Andreas Pröschkowitz vom Markt Schwabener Ordnungsamt. "Die Genehmigungen der Veterinär- und Tierschutzvereine liegen uns vor", sagt er. Eine Sprecherin des Ebersberger Veterinäramtes erklärte darüber hinaus, den Betrieb nochmals zu überprüfen,

sobald die Wallisers am Donnerstag mit ihren Großkatzen in Markt Schwaben angekommen sind.

Vorführungen am Donnerstag, 22. August, bis Samstag, 24. August, jeweils um 17 Uhr und am Sonntag, 25. August, um 14 Uhr

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: