Themenwoche Demenz:Gesichter des Vergessens

REPROS Demenzausstellung Landratsamt

Die "Einblicke in die Lebenswelten dementer Menschen" sind in einem Pflegeheim in Puchheim entstanden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Eine Fotoausstellung im Landratsamt Ebersberg zeigt Bilder von Betroffenen

Von Valentina Antonucci, Ebersberg

In zwei Reihen sind die charakteristischen Porträts in schwarz-weiß an den Wänden im Foyer des Ebersberger Landratsamts arrangiert. In Augenhöhe wurden sie aufgehängt, so dass der Betrachter den Personen sofort Auge in Auge gegenüber steht und die ausdrucksstarken Gefühlsregungen in ihren Gesichtern ihn vereinnahmen. Ansonsten ist das Arrangement schlicht gehalten: durchgängig weiße Passepartouts und helle Holzrahmen verhindert, dass der Blick des Betrachters abschweift - und das ist auch richtig so.

Denn im Landratsamt Ebersberg findet vom 5. bis 12. März die Fotoausstellung "Gottes Ebenbilder - Einblicke in Lebenswelten dementer Menschen" statt, die im Zuge der Woche zum Thema Demenz vom Katholischen Kreisbildungswerk Ebersberg in Kooperation mit der Caritas, der Ebersberger Alzheimer-Gesellschaft, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Landkreis initiiert wurde. Ziel sei es, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Problematik der Krankheit Demenz zu lenken und für mehr Akzeptanz in der Gesellschaft zu sorgen. Zudem soll Betroffenen und deren Angehörigen geholfen werden, so Christine Deyle von der Caritas.

Um mehr Toleranz für dieses sensible Thema zu entwickeln, ist Offenheit von größter Wichtigkeit. Diese erleben die Ausstellungsbesucher auf den Porträts von Thomas Braner, der gemeinsam mit Altersheimseelsorgerin und Pfarrerin Elisabeth Öxler über Monate hinweg demenzkranke Bewohner des "Haus Elisabeth", eine diakonischen Pflegeeinrichtung in Puchheim, besucht und fotografiert hat.

Die Bilder rühren ans Herz, denn sie sind authentisch und radikal ehrlich. Dabei sind sie so verschieden, wie die Erkrankten selbst, denn Demenz hat viele Gesichter. So zeigt ein Porträt unbändige Wut, auf einem anderen hingegen lacht die Betroffene aus vollstem Herzen. Aber auch Szenen aus dem Alltag sind abgelichtet worden, so wird eine Dame beispielsweise beim Abwasch gezeigt, während ihr Kuscheltier die Szenerie aus dem Hintergrund beobachtet. Eine andere zweiteilige Bildreihe zeigt den Moment des Erkennens, den Wandel von Unsicherheit und Verwirrung zu der Gewissheit darüber, wer vor einem steht.

Die meisten der Porträts sind sehr affektgeladen. Sie zeigen Betroffene, die weinend mit einem Taschentuch dasitzen, mit unsagbar traurigen Augen die Mundharmonika spielen oder einfach nur teilnahmslos vor sich hin starren. Aber es gibt auch andere, die lachen, sich freuen, dem Betrachter die Zunge heraus strecken oder ihn schelmisch angrinsen.

Ein solch leichter und fröhlicher Umgang mit der Krankheit ist wünschenswert. Christine Deyle weiß jedoch, dass es für die Betroffenen schwer ist, vor allem im Anfangsstadium der Krankheit, wenn sie verstehen, was mit ihnen geschieht. "Die Leute haben Angst, weil sie wissen, dass die Krankheit noch nicht heilbar ist und sie den Verlust von Kompetenzen und Status fürchten. Zudem bleibt die Ungewissheit darüber, wie ihr Umfeld reagieren wird und wieweit sie sich selbst verändern werden", so Deyle. Am besten sei es, ganz offen mit der Krankheit umzugehen, um nicht alleine zu blieben mit den eigenen Ängsten.

Dies ist für die Initiatoren der Themenwoche auch ein Grund, dass Demenz in all ihren Facetten in der Gesellschaft betrachtet werden sollte, damit sich Betroffene und ihre Angehörige nicht schämen, sondern ernst genommen fühlen. Die Woche zum Thema Demenz mit zahlreichen Veranstaltungen ist ein Schritt in diese Richtung.

Die Ausstellung ist bis Montag, 12. März, im Landratsamt zu den Öffnungszeiten zu sehen. An diesem Dienstag von 10 bis 12 Uhr informiert ein Vortrag über den Weg zu einer demenzfreundlichen Gemeinde im Hermann-Beham-Saal im Landratsamt. Von verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige in der häuslichen Versorgung und im Pflegeheim handelt um 14 Uhr ein Vortrag im AWO Seniorenzentrums in Markt Schwaben. Von 16.30 bis 17.30 Uhr stellt sich die Tagespflege in Grafing vor. Weitere Infos zur Themenwoche Demenz unter www.kbw-ebersberg.de.

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