Telemedizinisches Projekt:Die fliegenden Ärzte

Kreisklinik, Schlaganfallversorgung

Arbeiten eng mit dem eingeflogenen Radiologen zusammen: Marco Heinz, Chefarzt Radiologie, Peter Lemberger, Chefarzt Anästhesie, Klaus Pürner, Oberarzt auf der Schlaganfallstation (von links).

(Foto: Alexander Zettl/OH)

Erster Einsatz eines auf Schlaganfall spezialisierten Teams führt in die Kreisklinik Ebersberg

Ärzte, die zum Patienten kommen und nicht umgekehrt - dieses Konzept fand 2018 erstmalig Eingang in die Schlaganfallversorgung. Im Februar startete das Schlaganfallversorgungsnetzwerk "Telemedizinisches Projekt zur integrierten Schlaganfallversorgung in der Region Süd-Ost-Bayern" ( TEMPiS), dem die Kreisklinik Ebersberg mehr als 15 Jahre angehört, ein neues Angebot: die Flying Interventionalists (FIT). Erfahrene, spezialisierte Neuroradiologen werden per Hubschrauber eingeflogen, um bei einem akuten Schlaganfall mit einem mechanischen Eingriff, der Thrombektomie, die Blutgefäße im Hirn wieder passierbar zu machen. Die hohe Wirksamkeit der Thrombektomie, sowohl als alleinige Behandlung als auch nach unmittelbar vorangegangener medikamentöser Gerinnselauflösung, Thrombolyse genannt, wurde in mehreren Studien aufgezeigt. Beide Verfahren sind extrem zeitkritisch.

Die Kreisklinik Ebersberg ist deshalb eines von elf TEMPiS-Häusern, die sich an dem Projekt beteiligen. Dabei will man innerhalb einer dreijährigen Studienphase die zeitlichen Vorteile ausloten, wenn der Neuroradiologe die Behandlung vor Ort vornimmt. Im Februar wurde der erste Patient nach dem neuen Konzept erfolgreich von einem FIT-Arzt aus dem Klinikum Rechts der Isar behandelt - und zwar in der Kreisklinik Ebersberg.

Die Zusammenarbeit sieht so aus: Noch während der Arzt mit seiner Assistenz unterwegs ist, wird der Patient vom Radiologieteam der Klinik für den Eingriff vorbereitet, in der Regel auch schon narkotisiert. Das ist in der Kreisklinik Ebersberg möglich, weil dort die erforderlichen fachlichen und personellen Ressourcen sowie die nötige Ausstattung vorhanden sind.

"Sofort nach den Schulungen durch den Projekt-Koordinator von TEMPiS gab es in den Teams eine große Aufgeschlossenheit und ein enormes Interesse", berichtet Klaus Pürner, der für die Schlaganfallstation verantwortliche Oberarzt. "Dass wir die Ersten waren, hat uns natürlich zusätzlich angespornt, und wir waren sehr stolz, als die Zusammenarbeit mit dem Münchner Spezialisten so reibungslos funktionierte."

Die Flüge sind täglich von acht bis 22 Uhr und bei nahezu allen Witterungsbedingungen möglich. Da es sich um den Transport von spezialisiertem medizinischem Personal in einer Notfallsituation handelt, haben diese Helikopterflüge denselben Vorrangstatus wie übliche Rettungshubschrauber.

Um den erwarteten Zeitvorteil nachweisen zu können, wird das Projekt von einer Datenauswertung begleitet. An 26 zufällig ausgewählten Wochen des Jahres erfolgt die Versorgung durch einen FIT-Arzt, an den übrigen Wochen wird im bisherigen konventionellen Modus versorgt. Sollte sich zeigen, dass das neue Konzept deutlich effektiver ist, ist eine kurzfristige Übernahme in die Regelversorgung durchaus denkbar.

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