Tag des offenen Tür im Landratsamt:Ein Blick hinter die Fassade

Das Landratsamt nutzt seinen Tag der offenen Tür, um die rund 1500 Besucher spielerisch für ernste Themen wie die Lage der Flüchtlinge oder das Energieeinsparen zu sensibilisieren.

Von Mariel Müller, Ebersberg

Tag des offenen Tür im Landratsamt: Rund 1500 Besucher schauen, was sich das Landratsamt für den Tag der offenen Tür so alles hat einfallen lassen.

Rund 1500 Besucher schauen, was sich das Landratsamt für den Tag der offenen Tür so alles hat einfallen lassen.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Der Raum misst sieben Quadratmeter. Bett, Spind, Tisch, zwei Stühle - mehr passt nicht hinein. Diese Fläche ist im Schnitt das, was einem Flüchtling zusteht, der nach Deutschland kommt. Denn in den meisten Fällen wohnen die Asylbewerber in Mehrbettzimmern, erzählt Jan Thoms, Teamleiter des Bereichs Asyl im Landratsamt.

Mit Hilfe von Bodenmarkierungen zeigt er Besuchern beim Tag der offenen Tür des Landratsamts, wie Flüchtlinge nicht nur im Landkreis oft leben. In der Gemeinschaftsküche stehen noch Kühlschrank, Spüle, Herd und Waschmaschine zur Verfügung. "Im Grunde ist alles für ein selbstständiges Leben da. Es ist nicht viel, aber ausreichend", sagt Thoms.

Rund 1500 Besucher sind am Samstag zum Tag der offenen Tür gekommen, um sich darüber und über andere Themen zu informieren. Das Angebot war vielfältig: Im Gesundheitsamt konnte man sich auf Herz und Nieren checken lassen, in der Energieagentur wurde eine persönliche Energieberatung angeboten, und wer wollte, konnte sein Wissen bei der theoretischen Führerscheinprüfung unter Beweis stellen. Außerdem gab es eine Bürgersprechstunde, sodass jeder Bürger mit seinen Vertretern aus Landtag, Bundestag und EU-Parlament ins Gespräch kommen konnte. Vor dem Landratsamt konnte man sich den Feuerwehreinsatzwagen von innen ansehen.

Tag des offenen Tür im Landratsamt: Mit Hilfe von Eimern werden die Einnahmen einer fiktiven Durchschnittskommune verdeutlicht.

Mit Hilfe von Eimern werden die Einnahmen einer fiktiven Durchschnittskommune verdeutlicht.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Im Ausländeramt konnten Interessierte den Einbürgerungstest in einer "abgespeckten Version" ablegen. Inge Haringer vom Ausländeramt ist zufrieden mit den Ergebnissen: Die Fehlerquote sei sehr niedrig. "Manche trauen sich's gar nicht zu machen, weil sie Angst haben, sie werden ausgebürgert", sagt sie. Sie findet es wichtig, an Gelegenheiten wie dem Tag der offenen Tür dem Bürger ihre Arbeit näher zu bringen und Vorurteile aus dem Weg zu räumen. "Viele Menschen sind leider fehlinformiert über unser Sachgebiet", erzählt sie. Bei den Besuchern kommt der Test gut an, mit Spaß und Neugier setzen sich gleich mehrere an den Test.

Ein Stockwerk darüber, im Themenbereich Energie, dreht sich alles um Stromerzeugung und Stromeinsparung. Sportbegeisterte können auf dem Tretrad mit eigener Körperkraft eine LED-Lampe und zum Vergleich eine 60-Watt-Glühlampe zum Leuchten bringen. Der Unterschied im Tretwiderstand macht deutlich, wie viel Strom die Glühlampe mehr verbraucht. Ganze 20 Minuten muss treten, wer eine Tasse Wasser zum Kochen bringen möchte.

Für Kai Bote, der eine Ausbildung zum Hygienekontrolleur absolviert, ist es der erste Tag der offenen Tür im Landratsamt. Er informiert die Besucher über die Wasserqualität im Landkreis. Von den vielen interessierten Besuchern ist er begeistert: "Die Resonanz ist sehr toll, viele junge und ältere Leute sind gekommen."

Im ersten Obergeschoss befindet sich auch die nachgestellte Unterkunft für Flüchtlinge. Karin Fritz sieht sie sich mit ihrer Tochter an. Sie findet es wichtig, sich als Bürger über die Situation der Asylbewerber zu informieren: "Ich sehe sie ja, das Stadtbild ist ja so, dass es viele gibt. Wir können uns auch nicht davor verschließen und sagen: Wir schauen uns vom Wohnzimmersofa immer die Nachrichten an, aber die Konsequenzen wollen wir nicht haben."

Asyl-Bereichsleiter Jan Thoms hofft, dass in Zukunft im Landkreis keine Flüchtlinge in Zelten untergebracht werden müssen, "aber wenn die Zahlen steigen, müssen wir irgendwohin ausweichen". Turnhallen seien nicht die Form der Unterbringung, die das Landratsamt sich wünsche, sagt er: "Aber bevor die Leute obdachlos sind, dann lieber in die Turnhalle."

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