Nikolaus-Traumata:"Der Krampus hat uns in den Sack gesteckt und weggezogen"

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Wer nicht brav war, bekommt es mit dem grantigen Begleiter des Nikolaus zu tun - oder gleich mit mehreren, wie beim Münchner Krampuslauf. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Wer wird bestraft, wer mit Süßigkeiten belohnt? Die Ebersberger Landkreispolitiker erinnern sich an heikle Nikolaus-Erlebnisse aus ihrer Kindheit.

Von Franziska Langhammer

Wer einmal vom Nikolaus getadelt oder gar vom Krampus bestraft wurde, vergisst das ein Leben lang nicht. Politiker aus dem Landkreis Ebersberg haben der SZ ihre eindrücklichsten Nikolaus-Erlebnisse geschildert.

Christa Stewens (CSU), 72, frühere bayerische Sozialministerin und Stellvertretende Ministerpräsidentin: "Meine Kindheit verbrachte ich in Töging am Inn. Der Nikolaus kam mit dem Krampus. Wir Kinder hatten vor dem Krampus richtige Angst, denn er trug einen Rucksack, aus dem Kinderschuhe rausschauten. "Böse Kinder steckte er in seinen Sack", so lautete die Botschaft. Gott sei Dank war der Krampus bei seinem Besuch dann immer gnädig mit uns. Der Nikolaus war für uns immer derjenige, der die Kinder liebte und lobte."

Albert Hingerl (SPD), 63, Poinger Bürgermeister: "Wir waren fünf Kinder zuhause, vier Buben und ein Mädchen, und haben auf dem Land auf einem Bauernhof gewohnt. Wenn der Nikolaus und sein Krampus kamen, haben wir uns aus Angst vor ihnen unterm Tisch versteckt. Den ein oder anderen von uns hat der Krampus dann in seinen Sack gesteckt und mit seinem Schlitten weggezogen. Das waren harte Zeiten; am Nikolaustag waren wir immer auf das Schlimmste gefasst."

Lukas Schmidt, 19, Bundestagskandidat der Linken: "Ich erinnere mich noch gut an mein zweites Nikolausfest im Kindergarten. Es war einen Tag vor meinem fünften Geburtstag. Ich wollte partout nicht in den Kindergarten gehen, weil mich im Jahr zuvor der Krampus so erschreckt hatte. Meine Mutter erzählte mir dann: "Wenn man in der Früh schon was im Nikolausstiefel gefunden hat, wird man vom Krampus nicht mitgenommen." Das hat mich überzeugt, und ich bin doch in den Kindergarten gegangen."

Walter Brilmayer (CSU), 65, Ebersberger Bürgermeister: "Zu uns ist nie der Krampus gekommen, nur der gute Nikolaus. An ein Erlebnis erinnere ich mich noch besonders: 1959 sind wir nach Ebersberg gezogen, ich war sieben Jahre alt. Am Nachmittag des Nikolausabends stand ich mit meinem jüngeren Bruder Thomas im Flur, und wir haben recht schwach über den Nikolaus dahergeredet: dass wir ihm eines mit der Rute mitgeben würden. Meine Mutter hatte das gehört. Als dann der Nikolaus am Abend kam, war es das Erste, was er uns vorhielt. Das hat uns sehr beeindruckt, und wir haben uns geschämt."

Doris Rauscher (SPD), 50, Landtagsabgeordnete: "Wir feierten immer gemütlich mit der ganzen Verwandtschaft, aßen Nüsse, es roch nach Orangen. Der Nikolaus war so eine Autorität für uns, dass man schon wacklige Knie bekam, wenn man den Stab halten durfte. Der Krampus - wie ich erst später erfuhr, war das mein Onkel - lief furchterregend verkleidet und angemalt herum, allein schon sein Kettengerassel hat mir Angst gemacht. Meine Cousins hat er dann wirklich in den Sack gesteckt, mit nach draußen genommen und erst wieder auf der Straße rausgelassen - traumatisch für uns Kinder. Mich persönlich hat es zum Glück nie so schlimm getroffen, ich war immer ein braves Mädchen. Später als Mutter war mir klar: Der Krampus kommt mir nie ins Haus."

Georg Reitsberger (Freie Wähler), 64, Vaterstettener Bürgermeister: "Zu unseren Zeiten war der Nikolausbesuch etwas Besonderes und lang Erwartetes. Zwischen Hoffen und Bangen - weil ganz brav waren wir ja nicht immer das Jahr über. In unserer kinderreichen Familie ist es öfters ganz schön laut zugegangen. Zum Nikolaustag hin hat deshalb öfters mal am Fenster die Kuhkette gerasselt, dann ist es aber mucksmäuschenstill geworden. Der Krampus war schon unterwegs! Eine vermummte, dunkle Gestalt, kettenrasselnd und mit einem großen Kartoffelsack über dem Arm, in den zwei Kinder gleichzeitig gesteckt werden konnten. Vorsorglich hielten wir zur besagten Zeit Fenster und Türen immer fest verschlossen. Allerdings, mit dem Besuch des heiligen Nikolauses kam auch der Krampus ins Haus. Aber der Nikolaus konnte diesen wilden Gesellen in Schach halten. Dennoch überkam uns Angst und Schrecken, wenn der Nikolaus unsere Verfehlungen vortrug und der Krampus ganz wild und zornig wurde. Gut, dass der heilige Mann aber auch von guten Taten berichten konnte, die von den Englein im Buch niedergeschrieben waren. Dies beruhigte den Krampus wieder. Nachdem wir alle gelobten uns zu bessern, gemeinsam beteten und ein Gedicht aufsagten, verteilte der Nikolaus endlich die sehnsüchtig erwarteten Süßigkeiten. Am Ende waren wir dann alle glücklich, wenn der Krampus keinen von uns mitgenommen hat."

© SZ vom 06.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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