SZ-Serie: Der Ferienreporter, Folge 5:Tafelrunde im Schlosspark

Schlosspark Martk Schwaben - Diner in Weiss

Elegante Kleidung, elegante Deko: Die Teilnehmer des weißen Dinners halten sich perfekt an die Vorgaben. Farbakzente setzen nur Getränke und Essen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Markt Schwaben wird das "Weiße Dinner" zelebriert

Von Julian Carlos Betz, Markt Schwaben

Eine lange Tafel zieht sich durch den kleinen Park des Schlosses. Unter einem Dach aus Ahornblättern sitzt eine Versammlung von ganz in Weiß gekleideten Männern und Frauen, die mit klirrenden Gläsern anstoßen und nach Kanapees und Häppchen greifen. Es ist noch warm, die Sonne scheint angenehm auf die kleine Gesellschaft, die mit Sommerhüten und leichten Stoffen bekleidet einen langen Abend erwartet.

Pünktlich um sieben Uhr hat sich bereits der Großteil zum gemeinsamen Essen und Trinken versammelt. Kleine bis mittelgroße Tische stehen zu einer Tafel beisammen, gedeckt mit weißen Tischdecken. Keine vorherige Planung ist nötig, bis auf Zeit und Ort, denn jeder bringt alles, was er braucht, selbst mit. "Das geht wunderbar", bestätigt Maria Jorga, die gemeinsam mit ihrem Mann Rolf das Dinner veranstaltet. Auch das Aufräumen sei überhaupt kein Problem, es würde nicht das kleinste bisschen Müll zurückbleiben. Daher habe man auch nie Probleme gehabt, eine Erlaubnis für das nachfolgende Jahr von der Gemeindeverwaltung zu erhalten.

Vorbild dieser Art Zusammenkunft ist das dîner en blanc, erstmals von einem Franzosen namens François Pasquier ins Leben gerufen. Dieser hatte ursprünglich seine Gartenparty spontan in einen benachbarten Park in Paris verlegt. Anschließend war daraus eine regelmäßige Veranstaltung geworden, die sich zunächst nur an die Oberschicht richtete. "Ich habe das zuerst in Hamburg gesehen", berichtet Maria Jorga, dort sei man sogar auf Treppen gesessen und habe dort seine Speisen ausgebreitet. "Dann dachte ich mir, was die können, können wir auch", erzählt sie lachend. In Deutschland finden sich zum weißen Dinner nämlich alle Altersgruppen und Schichten ein. Es sei explizit eine offene und vor allem nicht politische Veranstaltung, betont Jorga. Daher würde sie sich auch freuen, wenn die Jugend mehr Interesse zeigen würde.

Herbert und Gudrun Weiß sind ihrem Namen gefolgt und bereits das zweite Mal bei diesem kleinen Sommerfest zugegen. Da sie in der Nähe wohnen, konnten sie ganz unkompliziert mit dem Bollerwagen ankommen und haben so das Auto zuhause gelassen. Auf die Frage, wie lang man denn vorhabe zu bleiben, antwortet Gudrun Weiß: "Das wird sich ergeben." Offiziell geht der Abend bis Mitternacht, da dann die öffentlichen Toiletten im Rathaus zugesperrt werden müssen.

Die Gespräche drehen sich um verschiedenste Dinge, auch große Themen wie Migration oder der Diesel-Skandal werden dabei angefasst. Doch die Kontroversen bleiben in einem verträglichen Rahmen und lassen sich durch Wein und Prosecco wieder in harmonische Bahnen lenken. Daniela Zetz aus Forstinning, die mit ihrem Mann das erste Mal zugegen ist, hat in einem Kinderwagen ihren Hund mitgebracht, der zufrieden unter einer weißen Decke schläft. "Wir hatten schon oft davon gehört, aber irgendwie hat's immer nicht geklappt", erklärt sie, "jetzt wollten wir's einfach machen."

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