Dunkel ist es, früh ist es. Eigentlich hat der Tag noch gar nicht begonnen. Nur ein paar vereinzelte Frühaufsteher sind schon auf der Straße, kratzen das Eis von den Frontscheiben ihrer draußen geparkten Autos ab. Kalt ist es auch, sehr kalt. Nur wenige Minuten reichen für den eisig beißenden Wind aus, um sich vom Gesicht, den Hals hinab unter die Jacke zu schieben und den ganzen Körper frösteln zu lassen.
Doch betritt man das Kirchseeoner Hallenbad, schält sich fröstelnd aus seinen Klamotten, durchmisst die kahlen Umkleideräume und steigt schließlich langsam die stählerne Treppe des Beckens hinab, spürt man, wie das wohlig warme Wasser langsam über die Beine emporsteigt und schließlich den ganzen Körper sanft umschließt. Die eisige Kälte von draußen ist schnell vergessen. Das Wasser ist jeden Mittwoch, wenn das Kirchseehund-Maskottchen zum Frühschwimmen einlädt, auf sehr angenehme 32 Grad geheizt. Denn Mittwochs ist Warmbadetag, von halb sieben bis Viertel vor acht können bereits wache Morgenmenschen an diesem Wochentag außerdem schon früher als sonst ins Becken.
Gemütlich lassen sich hier Bahnen ziehen, während um einen herum das Wasser plätschert. Wer durch die deckenhohen Fenster nach draußen auf die mit Raureif überzogene Wiese sieht, wird sich des Temperatur-Kontrasts - innen warm, außen kalt - umso mehr bewusst. Zudem lässt sich durch die Glasscheiben wunderbar beobachten, wie der erwachende Tag mit jeder geschwommenen Bahn die nächtliche Dunkelheit vertreibt und die ersten Sonnenstrahlen die Baumwipfel anleuchten. Anfangs ist es noch leer im Kirchseeoner Hallenbad, mit der Zeit füllt es sich.
Doch die Verteilung im Becken regelt sich ganz von alleine, nach den verschiedenen Gemütlichkeitsgraden der Frühschwimmer. Auf der einen Seite die entspannten Badekappen, die im Viererverbund hin- und herschwimmen und dabei locker plaudern. Vermutlich jede Woche treffen sie sich hier, erzählen sich, was in den vergangenen Tagen so alles passiert ist, ganz nebenbei bewegen sie sich noch ein bisschen und tun ihrem Körper Gutes. Ein frühmorgendlicher Wasser-Spaziergang sozusagen.
Auf der anderen Seite pflügen Schwimmbrillen und Speedo-Badehosen durchs Wasser, reißen maschinengleich Bahn um Bahn ab. Die sich erst körperlich bis zur Erschöpfung verausgaben, um am Ende, fröhlich über die Ertüchtigung, erst ein wenig am Beckenrand verweilen und anschließend noch ein paar Minuten auf einem der vielen leeren Liegestühle ruhen. Glücklich spüren sie die müden Muskeln. Nach einem so fordernden Kraftakt fällt diesem Typ Frühschwimmer die Entspannung im Gegensatz zur vorherigen Verausgabung umso leichter. Dazwischen schwimmt der Rest. Hin und wieder muss hier zwar entgegenkommenden Frühsportlern ausgewichen werden. Der Gemütlichkeit tut das aber nichts.
Besinnlichkeit kann sich beim Frühschwimmen also über ganz verschiedene Wege einstellen. Was alle jedoch gemeinsam haben, ist, dass mit jedem Zug die Vorfreude auf das post-sportliche Frühstück wächst. Denn während die Schwimmer Bahn um Bahn das Becken ausmessen, strömt aus der Kabine der Bademeisterin schon der verheißungsvolle Duft heiß aufgebrühten Kaffees.
Frühschwimmen im Hallenbad Kirchseeon, mittwochs, 6.30 bis 7.45 Uhr, Eintritt 3 Euro (ermäßigt 2 Euro).