SZ-Kindergipfel:Maria, Joses und der Nordpol

SZ-Kindergipfel: Wie muss der perfekte Wunschzettel aussehen? Ja nicht zu kurz, damit das Christkind genug Auswahl hat.

Wie muss der perfekte Wunschzettel aussehen? Ja nicht zu kurz, damit das Christkind genug Auswahl hat.

(Foto: Christian Endt)

Wie nur kann es klappen, dass alle Geschenke pünktlich zum Fest ausgeliefert werden? Darüber haben die Teilnehmer beim SZ-Kindergipfel ihre ganz eigenen Theorien

Von Johanna Feckl, Ebersberg

"Den Weihnachtsmann, den gibt's hier bei uns ja gar nicht!" Der siebenjährige Moritz scheint sich da sehr sicher zu sein. Er und seine Freunde Jakob, Frieda, Leif, Flora, Emanuel und Ella haben sich einen Vormittag lang Zeit genommen, um bei der SZ-Kinderkonferenz mit viel Kinderpunsch und Lebkuchen die wirklich wesentlichen Dinge zu klären: Wie ist das nun eigentlich mit Weihnachten und dem Christkind und den vielen Geschenken? Im Gegensatz zu Politikerkonferenzen, bei denen die ganz Großen und Wichtigen die ganz großen und wichtigen Fragen der Welt diskutieren, wissen die Kleinen jedoch sehr genau, wovon sie reden.

Also, wie war das nun? Den Weihnachtsmann gibt es gar nicht? Das kommt ganz darauf an, da muss man schon sehr genau sein, wissen die Kinder. "Zu uns kommt das Christkind, in andere Bundesländer der Weihnachtsmann. Und in den Niederlanden ist es Sinterklaas, in Amerika Santa Claus", klärt der achtjährige Jakob die Unwissenden auf. Klar, für einen alleine wäre es schließlich unmöglich, an nur einem Abend auf der ganzen Welt Geschenke zu verteilen. Eine geschickte Arbeitsteilung ist hier also da das A und O - das heißt: viele Helferlein.

Kleine Helfer wie die Engel, die Wunschzettel abholen und dem Christkind überbringen. Oder erledigt das vielleicht das Christkind selbst? Genau wissen könne man das natürlich nie, "weil das passiert ja alles nachts", sagt die sechsjährige Frieda. Ebenso, wie auch niemand so genau weiß, wie das Christkind aussieht. Denn keiner hat es jemals gesehen. "Es mag lieber geheim sein", erklärt die vierjährige Ella den Grund dafür.

Aber so ganz stimmt das auch nicht: Sowohl Flora, ebenfalls vier Jahre alt, als auch Moritz konnten schon einmal einen Blick auf das Christkind erhaschen. "Ich bin in meinem Zimmer eingeschlafen und dann habe ich gesehen, wie es die Geschenke gebracht hat", erinnert sich Flora mit glänzenden Augen. Moritz hingegen war mit seinen Eltern im Auto von Grafing nach Aßling unterwegs, als das Christkind über sie hinwegflog. "Es hatte braune Haare, goldene Flügel und ein goldenes Kleid." Braune Haare? Keine goldenen? Das lässt einige der anderen Kinder skeptisch werden. "Vielleicht hast du ja auch nur ein goldenes Flugzeug gesehen", vermutet Jakob.

So sicher sich Moritz mit seiner Sichtung des Christkinds und Jakob mit seiner Interpretation dieses Ereignisses sind, so genau weiß Ella, dass ein Engel geflogen kam und ihren Wunschzettel mitgenommen hat, nicht das Christkind. Leif, sieben Jahre alt, bestätigt diese Annahme: Die Nacht vor der SZ-Kinderkonferenz ist er mit seinem Wunschzettel in der Hand eingeschlafen - am Morgen war er weg. Das könne nur ein Engel gewesen sein, schließlich habe er kurz nach dem Aufstehen ein paar Strähnen goldener Engelslocken vor dem Haus gefunden, berichtet Leif.

Bei den vielen Wünschen, die das Christkind zu erfüllen hat, liegt es eigentlich auf der Hand, dass es Unterstützung beim Abholen der langen Wunschlisten braucht. So schrieb Moritz ganze zwei Seiten Papier voll. Sein Freund Jakob hat noch einmal ganz genau nachgezählt, bevor er seinen Brief an das Christkind zuklebte: "Ich habe 14 Wünsche." Wer nun aber denkt, das sei zu viel oder gar maßlos, der irrt. Denn das Wunschzettelschreiben funktioniert nach einem ausgeklügelten System, das die Kinder freilich längst durchschaut haben: Wenn man zu wenig aufschreibe, dann könne sich das Christkind ja nichts aussuchen, erklärt Moritz das Prozedere.

Die Wunschzettel brächten die Engel dann in die Werkstatt, erklären die Kinder. Gemeint ist aber nicht der Bastelkeller der Eltern, sondern ein Ort "in Richtung Nordpol", sagt der achtjährige Emanuel. "Dort, wo die Geschenke gemacht werden." Aber Moment: Nordpol? Da kann Ella nur energisch ihren Kopf schütteln. Sie vermutet die Weihnachtswerkstatt vielmehr auf einer großen Wolke, oben im Himmel. So ganz einig sind sich die kleinen Experten also nicht. "Am Nordpol könnte die Werkstatt eher unterirdisch sein als im Himmel", überlegt Jakob laut. Vielleicht stimmt aber auch beides: "Es könnte sein, dass das Christkind im Himmel ist und der Weihnachtsmann am Nordpol!" Schließlich sind beide für ganz andere Gebiete zuständig, da würde eine gemeinsame Werkstatt allzu leicht zu Verwechslungen bei den Geschenken führen.

Und die richtigen Geschenke sind schließlich wichtig. Ein Weihnachten mit falscher Bescherung - das klingt ganz und gar nicht nach einem gelungenen Fest! Aber was feiern wir eigentlich an diesen Tagen? "Die Geburt von Jesus, dem Kind von Maria und Josef", ruft Moritz begeistert. Was für eine Frage! Alle sieben Kinder sind ausgewiesene Experten, wenn es um die Weihnachtsgeschichte geht. Schließlich gibt es jedes Jahr diverse Kindergarten- und Schulaufführungen zum Thema, überall werden massenweise Weihnachtslieder gesungen und passende Bücher vorgelesen.

"Im Januar sind dann noch die Heiligen Drei Könige gekommen", weiß Jakob. Nur bei den Namen gerät das Expertentum dann doch ein wenig ins Wanken: Caspar, Balthasar und ... Justus? "Oder Julius Cäsar?", überlegt Moritz laut und grinst schelmisch. Die Kinder lachen. "Aber es ist irgendwas mit -us", behauptet Jakob. Na ja, beinahe. Melchior lautet der fehlende Name im heiligen Trio. Zusammen dürfen die drei in keiner Krippe fehlen. Aber die Hauptattraktion sind natürlich zwei andere Figuren: "Maria und Joses", sagt die kleine Ella. Oh Jesses!

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