Sturmtief "Niklas":Einsatz auf Einsatz

Der Wind fegt den ganzen Dienstag über den Landkreis weg, deckt Dächer ab, weht Bäume um und knickt sogar einen Maibaum. Die Feuerwehr muss sogar eine eigene Einsatzzentrale einrichten.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Ein Maibaum stürzte um, das Dach eines Firmengebäudes flog fast weg, unzählige Bäume krachten auf Straßen - und mit der S-Bahn ging am Nachmittag gar nichts mehr. Der Sturm Niklas gönnte am Dienstag den Einsatzkräften der Feuerwehren, der Straßenmeistereien und der Polizei vor allem im Norden des Landkreises keine ruhige Minute. Allein bis zum späten Nachmittag wurden laut Kreisbrandmeister Andreas Heiß 150 Einsätze registriert.

Sturmtief "Niklas": Etliche umgefallene Bäume blockierten die Straßen, unter anderem in Neufahrn.

Etliche umgefallene Bäume blockierten die Straßen, unter anderem in Neufahrn.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Um die Rettungsleitstelle in Erding zu entlasten, wurde zusätzlich eine eigene Kreiseinsatzzentrale in Markt Schwaben eingerichtet. In mehreren Ortschaften fiel zeitweise der Strom aus. Schwer verletzt wurde ein Motorradfahrer in Grafing: Unmittelbar vor ihm stürzte ein Baum auf die Straße, der Mann konnte nicht mehr ausweichen.

Auch in Emmering wurde nach Angaben der Polizei Ebersberg ein Mann verletzt, er saß in einem Kleintransporter, der umgeweht wurde. Ansonsten gab es hohe Sachschäden - dass nicht mehr Menschen betroffen waren, war oft nur Zufall oder vielmehr großes Glück: In Weißenfeld etwa stürzte kurz nach acht Uhr morgens der Maibaum mitten auf die Straße - Autos oder Menschen waren ihm aber nicht im Weg. Die Feuerwehr entfernte das einstige Schmuckstück des Dorfes, nur noch ein splittriger Stumpen ist von ihm geblieben.

Sturmtief "Niklas": In Weißenfeld stürzte der Maibaum um.

In Weißenfeld stürzte der Maibaum um.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)
Sturmtief "Niklas": Zwischen Parsdorf und Poing wurde die Straße wegen umherfliegender Teile von der Baustelle Schustermann und Borenstein (im Hintergrund) gesperrt.

Zwischen Parsdorf und Poing wurde die Straße wegen umherfliegender Teile von der Baustelle Schustermann und Borenstein (im Hintergrund) gesperrt.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Besonders viel zu tun hatten die Feuerwehren in Poing. Hier hatte der Sturm das etwa 2000 Quadratmeter große Dach einer Firma im Technologiepark gelockert, es drohte wegzufliegen. Die Feuerwehr sperrte das Areal großräumig ab, die Bewohner wurden aufgefordert, in ihren Wohnungen zu bleiben. Auch provisorisch gesichert habe man das Dach, sagte der Kreisbrandrat, mehr sei in der angespannten Situation nicht möglich gewesen. Die Fachfirma, die das Dach errichtet habe, müsse sich nun darum kümmern, es wieder dauerhaft zu befestigen.

Sturmtief "Niklas": Bei der S-Bahn ging nichts. Die S-Bahnfahrer mussten, wie hier in Grafing Bahnhof, sich nach Alternativen umsehen.

Bei der S-Bahn ging nichts. Die S-Bahnfahrer mussten, wie hier in Grafing Bahnhof, sich nach Alternativen umsehen.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)
Sturmtief "Niklas": In vielen Gemeinden flogen Gegenstände durch die Straßen, hier eine Mülltonne in Pöring.

In vielen Gemeinden flogen Gegenstände durch die Straßen, hier eine Mülltonne in Pöring.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

In Poing war freilich noch ein zweites Gewerbeobjekt Einsatzschwerpunkt: die Baustelle von Schustermann und Borenstein am Kreisverkehr an der Straße nach Parsdorf. Auch hier bestand Gefahr durch herumfliegende Teile, sicherheitshalber wurde die Straße für den Durchgangsverkehr gesperrt. Eine Reihe von Einsätzen gab es auch in den Nachbargemeinden: In Zorneding stürzte ein Dach im Georg-Wimmer-Ring auf mehrere Autos. In Pliening kippte ein Anhänger in der Landshuter Straße um und blockierte die Fahrbahn.

In anderen Gemeinden stürzten Wohnwagen und Wohnmobile wegen des Sturms um oder wurden auf die Fahrbahnen geweht. Ansonsten beschäftigten sich die Feuerwehren vor allem mit richtigen Bäumen, die auf Straßen stürzten oder von den Böen so stark beschädigt wurden, dass sie Hausdächern gefährlich wurden. Auch mehrere Baugerüste mussten die Feuerwehrleute sichern.

Weil Bäume auch auf Oberleitungen von S-Bahnen krachten, war Ebersberg von Mittag an auch auf diesem Weg nicht mehr zu erreichen. Auch auf den Bahnstrecken durch den Landkreis gab es massive Einschränkungen. Dies brachte etliche Pendler in Bedrängnis: "Irgendwer nen Tipp, wie man jetzt dann als Bahn-Pendler Richtung Grafing/Ebersberg kommt?", fragte ein ratloser Fahrgast am Nachmittag auf Twitter. Hilfreiche Antworten blieben freilich aus.

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