Strategie gegen Personalmangel:Standortfaktor Miete

Vaterstettens Grüne wollen, dass die Gemeinde verbilligte Wohnungen für Angestellte der örtlichen Kitas bauen lässt. Anderswo im Landkreis kommen Erzieherinnen in kommunalen Gebäuden unter.

Wieland Bögel

Im Herbst soll es eröffnet werden, das neue Kinderhaus der Gemeinde Vaterstetten. Damit dann, wie geplant, dort auch 60 Kinder betreut werden können, haben die Grünen nun beantragt, die Gemeinde solle günstigen Wohnraum für Erzieherinnen schaffen. Dieser sollte, so die Antragsteller, im geplanten Baugebiet Vaterstetten West entstehen.

Die Grünen sehen die Gemeinde "in stetiger Konkurrenz um qualifiziertes Personal". Um dieses nach Vaterstetten zu locken, empfehlen die Grünen deshalb, den Erzieherinnen günstigen Wohnraum in der Nähe ihres Arbeitsplatzes anzubieten. Auf dem im Privatbesitz befindlichen Grundstück im Neubaugebiet sollen deshalb "15 Prozent geförderter Wohnungsbau in Form von Wohnungen für das Personal der neuen Kinderkrippe oder auch anderer Kinderbetreuungseinrichtungen realisiert werden". Wie dies geschehen soll, darauf haben sich die Antragsteller noch nicht genau festgelegt. Man will die Verwaltung beauftragen, "zeitnah geeignete Modelle der Realisierung zu erarbeiten".

Theoretisch sei der Bau von verbilligten Wohnungen für Angestellte der Krippe durchaus möglich, sagt dazu Vaterstettens Zweiter Bürgermeister Martin Wagner (CSU). So könnte man etwa im Vertrag mit dem Bauträger festlegen, dass dieser einen Häuserblock für die Gemeinde erstellt. Wagner gibt aber auch zu bedenken, dass dies nicht ganz unproblematisch sei. Denn zum einen sei der Platz in Vaterstetten West begrenzt, bereits jetzt gebe es mehr als 200 Anfragen für das Einheimischenbauland. Zum anderen würde der Bau eines gemeindlichen Wohnblocks den Ertrag aus dem Baugebiet für die Gemeinde entscheidend mindern. Diese Einnahmen sind aber nötig, damit Vaterstetten sein neues Ortszentrum bezahlen kann. "Wir schwimmen nicht im Geld", erklärt Wagner. Daneben gebe es auch ein technisches Problem, so der Zweite Bürgermeister. Denn bislang war es in Vaterstetten so geregelt, dass nur Angestellte der Gemeinde auch eine gemeindeeigene Wohnung bekommen können. Da das Diakonische Werk Rosenheim und nicht Vaterstetten der Träger des Krippenhauses ist, würde dies bedeuten, den Anspruch auf eine Gemeindewohnung auszuweiten.

In der Nachbargemeinde Zorneding sieht man dieses Problem nicht. Günstiger Wohnraum für Erzieherinnen sei "ein Standortfaktor", meint Bürgermeister Piet Mayr (CSU). Eigene Wohnungen für Erzieherinnen werde man zwar nicht bauen, "aber wir haben einen Bestand an gemeindlichen Wohnungen", insgesamt 80 Stück. Diese könne man ohne weiteres auch an die Angestellten der Krippen und Kindergärten in der Gemeinde vergeben, wenn diese einen entsprechenden Antrag stellten. Wie Mayr erklärt, seien einige der Wohnungen bereits an Mitarbeiter des Altenheims vergeben. In Ebersberg gibt es ebenfalls kommunale Wohnungen, allerdings deutlich weniger als in Zorneding, "ein gutes Dutzend" habe die Stadt in ihrem Bestand, sagt Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU). Diese könnten bei Bedarf auch an Erzieherinnen vergeben werden. Etwa wenn sich die Leitung einer der Einrichtungen bei der Stadt melde und dringend eine Bleibe für eine Mitarbeiterin suche. Extra ein Haus oder ein Wohnheim für Erzieherinnen zu bauen, sei aber auch in Ebersberg nicht geplant.

Ähnlich die Situation in Grafing, hier sei man gerade dabei, den Bestand der stadteigenen Wohnungen abzubauen. Vor wenigen Jahren gab es noch gut 100 davon, inzwischen ist es nur noch die Hälfte. Trotzdem bemühe man sich in Grafing darum, bezahlbare Wohnungen zu schaffen, sagt Bürgermeister Rudolf Heiler (FW). Derzeit bauen dort sowohl die Wohnbaugenossenschaft Wasserburg, als auch die Wohnungsgenossenschaft Ebersberg. Insgesamt 44 sogenannte "einkommensorientierte Wohnungen" würden so entstehen. Dies unterstütze die Stadt durch vergünstigte Abgabe von Bauland und durch Zuschüsse in Höhe von 48 000 Euro. In Poing dagegen baut man die Anzahl kommunaler Wohnungen derzeit massiv aus. 107 gibt es bereits, bis zu 100 weitere sollen im Neubaugebiet Zauberwinkel entstehen, sagt Bürgermeister Albert Hingerl (SPD). Von den bestehenden Wohnungen hat die Gemeinde bereits zwei an Erzieherinnen örtlicher Kitas vermietet. Einen eigenen Wohnblock nur für Angestellte der Kitas zu bauen, sieht indes auch Hingerl skeptisch. "Man muss darauf achten, wie der Bedarf ist," meint er, es sei wenig sinnvoll, für viel Geld zweckgebundene Wohnungen bereitzustellen, die dann leer stünden.

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