Straßenfest:Kennenlernen statt Kommerz

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Vaterstetten will das Straßenfest für die örtlichen Vereine attraktiver machen. Mehr kosten darf es aber nicht

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Besser hätte es eigentlich kaum laufen können beim diesjährigen Straßenfest in Vaterstetten. Weder holten sich die durchaus zahlreichen Besucher nasse Füße - das Wetter war perfekt - noch musste die Gemeinde Geld zuschießen. Es konnte sogar ein kleines Plus von 1800 Euro verbucht werden. Dennoch gab es im Finanzausschuss nun Kritik an der Veranstaltung - diese werde zunehmend kommerzialisiert und die örtlichen Vereine zögen sich dafür zurück.

"Das ist doch immer mehr eine Gewerbeschau", schilderte etwa Benedikt Weber (CSU) seinen Eindruck. Und nicht einmal richtiges Gewerbe, beklagte seine Fraktionskollegin Christl Mitterer: "Mich stören besonders diese Billigheimer-Stände." Aber auch die kommerzielle Ausrichtung generell, "ich will nicht den neuen Thermomix kennenlernen" sondern die Mitbürger und die Vereine. Für letztere sei das Fest ja auch ursprünglich gedacht gewesen, wie Stefan Ruoff (Grüne) anmerkte. Er regte an, künftig "müsste man mehr auf die Vereine zugehen" und für deren Teilnahme am Fest werben. Vielleicht könnte man die Vereine auch besser in die Organisation einbinden und so ihren Bedürfnissen besser entgegen kommen, schlug Renate Will (FDP) vor. Als Beispiel nannte sie das Daxenberg-Fest in der Nachbargemeinde Zorneding, wo dies seit Jahren funktioniere.

Nicht jedoch in Vaterstetten, zeigte sich Wirtschaftsförderer Georg Kast ernüchtert. Er erinnerte daran, dass es bis 2013 mit dem Team Straßenfest genau so eine Struktur gegeben hatte, erst seit zwei Jahren hat die Gemeinde übernommen. Gründe dafür waren "Unstimmigkeiten mit der Verwaltung", so Kast. Deutlicher wurde Zweiter Bürgermeister Martin Wagner (CSU): "Die Vereine haben sich nie angeboten und nur immer Forderungen an die Verwaltung gestellt."

Wobei einige sicher auch berechtigt sein könnten, wie Albert Wirth (CSU) zu bedenken gab: "Warum sollten die Vereine denn kommen, wenn es nichts zu verdienen gibt?" So habe die Gemeinde etwa den Bierausschank übernommen. Gezwungenermaßen, wie Kast erklärte. Denn eigentlich habe man dies einem örtlichen Verein überlassen, dieser hätte 15 Prozent vom Gewinn bekommen. Offenbar nicht genug, denn einen Tag vor dem Fest habe der Verein ersatzlos abgesagt, "wir haben händeringend Leute gesucht", so Kast. Zwar sei der Burschenverein noch eingesprungen, ganz gereicht habe dies aber auch nicht - am Ende musste selbst Bürgermeister Georg Reitsberger Getränke zapfen. Was diesem nach eigenem Bekunden aber nicht besonders missfallen ist: "Ich habe es gerne gemacht", so der Rathauschef. Trotzdem wolle man sich bei dem betreffenden Verein auch offiziell noch beschweren, so Kast, wo der Beschwerdebrief genau eingehen wird, wollte er aber nicht sagen, lediglich, dass es "einer der größeren Vereine" im Ort sei.

Ebenfalls Thema war, wie man das Fest für die Besucher attraktiver machen kann. So soll die Musik künftig nicht um 22 Uhr enden, sondern eine bis eineinhalb Stunden länger dauern. Reitsberger regte auch an, man könne die Musikschule für einen Auftritt gewinnen. Und was die Zusammenarbeit mit den Vereinen betreffe, könnte vielleicht eine Arbeitsgruppe über Verbesserungen beraten, schlug der Bürgermeister vor. Er werde das Thema zur Sprache bringen, wenn die Verwaltung mit den Vereinen das nächste Mal zusammenkommt, um die Termine abzusprechen.

Dass es künftig aber weniger Kommerz auf dem Straßenfest geben wird, ist unwahrscheinlich - wohl auch wegen der ansonsten zu erwartenden finanziellen Folgen. Ohne die hauptberuflichen Standbetreiber "brechen zwei Drittel der Einnahmen weg", so Kast. Wolle die Gemeinde dennoch ein Fest "müsste man Geld in die Hand nehmen". Der Gemeinderat müsse sich darum fragen, so Wagner, "sind wir bereit etwas draufzulegen oder nicht." "Sind wir nicht", meinte Will, und Wolfgang Schermann (FW) stimmte zu: "Ich finde es schon gut, dass es die Gemeinde nichts kostet."

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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