Stichwahl in Vaterstetten:Georg Reitsberger wird Bürgermeister

Der Kandidat der Freien Wähler setzt sich mit 55,76 Prozent gegen Bauamtsleiterin Brigitte Littke von der CSU durch

Von Wieland Bögel

Der neue Bürgermeister der Großgemeinde heißt Georg Reitsberger. In der Stichwahl um das höchste Amt der Gemeinde setzte sich der Kandidat der Freien Wähler deutlich gegen seine Mitbewerberin Brigitte Littke von der CSU durch. Auf Reitsberger entfielen 55,76 Prozent der Stimmen, für Littke votierten 44,24 Prozent der Wähler.

Die Spannung am Wahlabend währte nur kurz. Von 18.15 Uhr an, als die ersten Ergebnisse auf der Leinwand im Rathaus angezeigt wurden, lag Reitsberger klar in Führung, mit jedem ausgezählten Stimmbezirk wurde es offensichtlicher, dass es im Rathaus einen Machtwechsel geben würde. Als um 18.37 Uhr das Endergebnis vorlag, gab es spontanen Applaus bei Vertretern von Freien Wählern, SPD und Grünen und enttäuschte Gesichter bei den Anhängern der CSU.

Bis zuletzt hatten beide Seiten noch gezittert, denn das Ergebnis der ersten Wahlgangs vor zwei Wochen war alles andere als eindeutig. Gerade einmal 538 Stimmen lagen Reitsberger und Littke am 22. September auseinander. Selbst der frischgewählte Bürgermeister, der Schlag 19 Uhr im Rathaus eintraf, konnte sein Glück kaum glauben. "Ich bin ganz überrascht, mit so was habe ich nicht gerechnet", meinte er zum sehr eindeutigen Wahlergebnis. "Viel mehr kann ich nicht sagen, ich bin ganz sprachlos", beschied Reitsberger wartenden Anhängern und Journalisten. Ein bisschen mehr ging dann aber doch, der neue Bürgermeister kündigte an, er setze auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem CSU-dominierten Gemeinderat und werde ansonsten seinem Wahlmotto "machen was machbar ist" treu bleiben. Bis 2020 hat Reitsberger dafür Zeit, bei der kommenden Wahl darf der heute 60-Jährige aus Altersgründen nicht erneut antreten. Für seine unterlegene Gegenkandidatin fand Reitsberger freundliche Worte. Beide hätten einen fairen Wahlkampf geführt, ohne Beleidigungen und Kränkungen, lobte der Bürgermeister. Auch die berufliche Zukunft der Wahlverliererin würde Reitsberger gerne weiterhin in Vaterstetten sehen: "Ich würde sie gerne im Bauamt behalten, sie hat dort sehr gute Arbeit gemacht."

Ob Littke das Angebot annimmt, ließ sie am Wahlabend indes offen. Sie wolle die Frage nach einer Fortsetzung ihrer Arbeit im Vaterstettener Bauamt noch nicht beantworten, erklärte sie am Sonntagabend im Rathaus, nachdem sie von ihren Parteifreunden herzlich begrüßt wurde. Natürlich sei es schade, dass sie die Wahl verloren habe, "aber ich würde es trotzdem wieder versuchen", meinte die 48-Jährige. Schließlich sei das Ergebnis für sie als Politikneuling ein "schöner Erfolg". Dass es mit dem Wahlsieg nicht geklappt habe, liege an der Person des Gegenkandidaten: "Er ist hier verwurzelt, der Erfolg spricht für ihn."

Ähnlich analysiert die CSU-Kreisvorsitzende Angelika Niebler den Wahlausgang. "Persönlich" sei sie zwar enttäuscht, dass ihre Partei verloren habe, aber das Rennen um das Bürgermeisteramt sei eben "immer eine reine Persönlichkeitswahl", sagte die Europaabgeordnete, da habe sich die Bekanntheit von Reitsberger einfach ausgezahlt. Die Frage, ob der Ortsverband mit einem etwas bekannteren Bewerber besser beraten gewesen wäre, beantwortet Niebler eher ausweichend. Die Kandidatenauswahl obliege nicht der Kreisvorsitzenden, trotzdem glaube sie, dass der Ortsverband "es sich sehr gut überlegt" habe, Littke aufzustellen. "Ich glaube nicht, dass das die falsche Entscheidung war", sagt der Zweite Bürgermeister und stellvertretende CSU-Ortsvorsitzende Martin Wagner. "Wir haben die beste Kandidatin gehabt, die wir aufstellen konnten", sagt der Ortsvorsitzende Gerald Fuchs, aber der Wähler habe dies eben anders gesehen. Als Grund vermutet Fuchs, die Vaterstettener hätten sich "vielleicht für etwas mehr Heimat entschieden". Auf keinen Fall sei der Ausgang der Bürgermeisterwahl ein schlechtes Omen für die Kommunalwahl im Frühjahr, betont der Ortsvorsitzende.

Das sehen die Vertreter der anderen Gemeinderatsfraktionen allerdings anders. "Unser Ziel ist es, jetzt auch die absolute Mehrheit der CSU im Gemeinderat zu brechen", sagt SPD-Fraktionssprecher und stellvertretender Ortsvorsitzende Günter Lenz. Vom neuen Bürgermeister erhofft er sich, dass die Fraktionen "noch direkter in die Entscheidungsfindungen eingebunden werden." Auch Grünen-Gemeinderat Günter Glier erwartet einen neuen Stil im Rathaus. "Ich hoffe, dass wir jetzt, zumindest ein paar Jahre lang, neue Lösungsansätze für unsere alten Probleme kriegen." Manfred Schmidt (FBU) freut sich ebenfalls über das Wahlergebnis: "Ich sehe es als Triumph über Bauwut, Flächenfraß und sprunghaftes Wachstum."

Die Freien Wähler kündigen an, man werde den Kompromiss mit allen anderen Fraktionen suchen, so FW-Pressesprecher Udo Ricke. "Wir wollen dass es eine Veränderung im Stil gibt. Wir werden nicht versuchen, aggressiv unsere Vorstellungen durchsetzen und wollen auch mal Ruhe ins Rathaus bringen."

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