Stichwahl in Grafing:Clinch um Wahlplakat

Freie Wähler kritisieren Linhart für "Ich steh meinen Mann"-Spruch

Von Thorsten Rienth

Es läuft gerade nicht gut für die Grafinger CSU und ihre Bürgermeisterkandidatin Susanne Linhart. Erst mussten sie sich von den Grünen den Vorwurf anhören, wissentlich mit falschen Behauptungen Wahlkampf zu machen. Jetzt kommt aus dem eigentlich CSU-nahen Lager der Freien Wähler (FW) Kritik. Es geht um Linharts "Ich stehe meinen Mann!"-Plakate. Vier Freie Wählerinnen fordern die CSU-Kandidatin in einem offenen Brief auf, die Plakate zu entfernen. Diese würden Frauen eine sprichwörtliche Ohrfeige erteilen. Linhart weist das zurück und nennt das Schreiben "eigenartig".

Seit vergangener Woche sind Linharts neue Werbeplakate in der Stadt zu sehen. Darauf steht: "Ich stehe meinen Mann!" Die FW-Frauen Gabriela Wischeropp, Iris Götz-Einhellig, Veronika Oswald und Annemarie Hölzle finden das nicht lustig. Erschrocken hätten sie die Plakate zur Kenntnis genommen, schreiben sie in ihrem offenen Brief: "Mit diesen wird das gesellschaftliche Engagement der letzten Jahrzehnte hinsichtlich der Gleichstellung von Frauen und Männer ad absurdum geführt und Frauen 'eine Ohrfeige erteilt'. Es wäre schön gewesen, Sie wären davon überzeugt, dass Sie 'Ihre Frau stehen', und hätten dies kundgetan. Wir tun dies jedenfalls beruflich und privat!"

Warum ein offener Brief? "Unser Ziel war es, dieses Thema erst einmal bilateral zwischen Ihnen und uns zu klären", erklären die Freien Wählerinnen in ihrem Schreiben. Die E-Mail sei aber nicht beantwortet worden. "Aufgrund der Brisanz und der fortschreitenden Zeit wenden wir uns heute daher mit diesem offenen Brief an Sie und bitten erneut um eine Stellungnahme." Konkret geht es um drei Fragen. "Was ist Ihre Motivation gewesen, mit diesem Spruch für sich zu werben? Verleugnen Sie damit, dass weibliche Qualitäten erfolgreiche Arbeit gewährleisten kann? Falls nein, sind Sie dann zumindest der Meinung, dass Männer immer noch 'bessere' Arbeit leisten?" Leider sei Gleichberechtigung noch immer nicht selbstverständlich. Die Plakate würden diesen Geist schüren.

Susanne Linhart reagiert tags darauf auf den Brief ebenfalls schriftlich. "'Ich stehe meinen Mann' soll nichts anderes bedeuten, als dass ich denen, die in den letzten Wochen im Wahlkampf einen Mann als Bürgermeister gefordert haben, sagen will: Ich bin eine Frau und kann es genauso gut wie ein Mann!" Der Satz sei mit einem Augenzwinkern zu lesen. Sie sei seit mittlerweile 25 Jahren in der Kommunalpolitik engagiert, schreibt Linhart: "Mindestens genauso lange bin ich darum bemüht, möglichst viele Frauen für die Politik zu begeistern und gleichzeitig ihre Stellung in der Politik zu verbessern." Sollten die Freien Wähler auch nach dem Wahlkampf noch Interesse an Themen um Frauen in Politik und Gesellschaft haben: "Sie sind herzlich dazu eingeladen", schreibt Linhart. Ein offenen Brief halte sie aber für überflüssig. "Gerne hätten Sie mich persönlich anrufen können."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: