Steinhöring/Grasbrunn:Der wilde Kerl

Auf dem Motorrad fühlt sich der neunjährige Nick Kautschor, als gehöre ihm die Welt. Nun ist er für die SZ-Talentiade nominiert

Von Sara Kreuter, Steinhöring/Grasbrunn

Es ist Turnier-Tag. Vater und Sohn laufen gemeinsam durch den Parcours, den Hügel hinauf, klettern über Rohre, Steine und Baumwurzeln. Sie diskutieren mögliche Strategien und verwerfen sie wieder, planen die Route, die der neunjährige Nick Kautschor aus Steinhöring wenig später mit seinem Motorrad bezwingen soll. Und zwar möglichst fehlerfrei. Nick ist Trial-Fahrer, ein echtes Nachwuchstalent seines Vereins, dem 1. Münchner Trial Club (MTC) in Grasbrunn. Vor den Turnieren, auf denen Nick im Sommer regelmäßig unterwegs ist, bespricht er mit seinem Vater, ebenfalls ambitionierter Motorradsportler, die Taktik für die Strecke.

Trial ist ein Sport, bei dem es vor allem um Geschicklichkeit geht. Die Motorradfahrer versuchen, Hindernisse in unwegsamem Gelände zu überwinden. "Man braucht viel Konzentration", erklärt Nick. Zentimetergenau manövriert der Steinhöringer Vorder- und Hinterrad durch das Gelände, hebt mit einem Gas-Stoß das Vorderrad gekonnt eine Stufe herauf und überspringt mit seiner Maschine Felsabsätze und Betonblöcke. Dabei versucht er, den Fuß möglichst nicht auf dem Boden abzusetzen, denn dafür gibt es Strafpunkte.

Nick Kautschor

Nick Kautschor ist eigentlich schon immer auf zwei Rädern unterwegs.

(Foto: Sara Kreuter)

Nick fährt Trial, seit er sechs Jahre alt ist. Davor hat er auf dem Fahrrad geübt, dann auf einem elektrischen Motorrad. Mittlerweile fährt er ein richtiges Motorrad, ein Kleinrad zwar noch, 80 Kubikzentimeter, aber trotzdem sieht er darauf aus wie ein echter Profi. Stolz sitzt er auf seiner Maschine, trägt einen blauen Helm, der die leuchtenden, dunklen Augen und die Sommersprossen auf seinem Gesicht verbirgt. Nick ist schüchtern, aber wenn er auf seiner Maschine durch die Hänge fährt, dann fühlt er sich, als gehöre ihm die Welt. "Trial macht echt richtig Spaß", sagt er. Er geht in die vierte Klasse, mag Mathe - und Sport natürlich. Wenn er gerade nicht auf seinem Motorrad unterwegs ist spielt er Fußball oder geht mit dem Opa Tennis spielen.

Nick mag Action, mag es, wenn es brenzlig wird, wenn er mit dem Motorrad waghalsige Stufen hochklettert, steile Hänge erklimmt. "Adrenalin ist super", sagt er. Spektakuläre Stunts gehören zum Trial dazu; doch sind es vor allem die ruhigen Momente, die den Motorrad-Trialsport von anderen Motorsportarten abgrenzen. Momente, in denen von Nick und den anderen Fahrern höchste Konzentration gefordert ist. Schließlich geht es beim Trial nicht um die Zeit, sondern um die Technik. "Die Kunst beim Trial fahren besteht darin, die Balance zu halten", erklärt Nick. Die Fahrer brauchen eine gute Fahrzeug- und Körperbeherrschung, Kraft, Ausdauer und Mut. Gefährlich kann der Sport natürlich manchmal sein, aber wegen der geringen Geschwindigkeiten vor allem für die Maschinen, weniger für die Fahrer. "Es brechen mehr Kotflügel als Arme", bemerkt der Jugendtrainer vom 1. MTC, Max Fuchs.

Nick Kautschor, Motorrad Trial Fahrer

Angefangen hat er auf dem Fahrrad, dann kam ein Elektromotorrad und inzwischen heizt er auf seiner 80er durchs Trainingsgelände des MTC-Grasbrunn.

(Foto: Sara Kreuter)

Ähnlich wie beim Skifahren sind auch beim Trial die Routen mit verschiedenen Farben gekennzeichnet. Bei Turnieren fährt Nick zur Zeit die rote Spur, einen niedrigen Schwierigkeitsgrad. Trotzdem kann der Neunjährige auf seine bisherigen Erfolgen stolz sein, tritt er doch bei Turnieren in der Kategorie "Jugend" gegen deutlich ältere Fahrer an, muss sich teilweise gegen 17-Jährige durchsetzen. Vor zwei Jahren hat er die Südbayerischen Meisterschaften gewonnen, vergangenes Jahr konnte er den dritten Platz belegen. Die Wettkämpfe der aktuellen Saison haben schon begonnen, Nicks Ziel ist klar: "Ich will das Ding wieder gewinnen", sagt er.

Trainieren muss Nick natürlich viel, wenn er weiter erfolgreich sein will. Das tut er mindestens zweimal in der Woche, in den Hängen des Kieswerks am Hohenbrunner Weg in Grasbrunn, wo der 1. MTC seine Trainingsstätte hat. Und im heimischen Garten in Steinhöring hat sein Vater ihm eine kleine Übungsstrecke aufgebaut, aus Paletten und Holzstämmen. Da trainiert Nick regelmäßig. Langweilig wird das nicht: "Ich hab eigentlich immer Bock auf Motorrad fahren", sagt er und grinst.

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