Steinhöring:Weitere Messungen nötig

Noch gibt es keine konkreten Hinweise auf den Verursacher des Brummens in Steinhöring.

Von Carolin Fries

Um dem ominösen Brummen auf die Spur zu kommen, unter dem in Steinhöring etwa 40 Menschen physisch und psychisch leiden, sind weitere Messungen nötig. Zu diesem Ergebnis kommt der Runde Tisch, der sich am vergangenen Montag im Landratsamt getroffen hat. "Die Ortung möglicher Quellen erfordert aufwendige Arbeiten", sagt Franz Neudecker vom zuständigen Sachgebiet im Landratsamt.

Als Zwischenfazit könne lediglich festgehalten werden, dass haustechnische Anlagen im Einzelfall in bestimmten tiefen Frequenzen einen verstärkenden Beitrag zu den Wahrnehmungen der Betroffenen leisten können. Ein Steinhöringer, der den Brummton seit mittlerweile fast vier Jahren nahezu täglich in seinem Haus wahrnimmt, ist enttäuscht: "Ich habe das Gefühl, man möchte sich aus der Sache rauswinden".

Seit etwa drei Monaten läuft die Suche nach der Ursache, nachdem ein Messbüro im Auftrag von Gemeinde und Landratsamt Anfang August bestätigt hatte, dass es für den Brummton in bestimmten Bereichen in Steinhöring eine technische Ursache geben muss. In den Ortsteilen Berg, Zaißing und Sensau wurden Tieffrequenzen im Bereich von 40 bis 50 Hertz bestätigt, in einem Wohngebäude in Zaißing überschritten die Werte die Anhaltswerte der geltenden DIN 45680 für tieffrequente Geräusche. Eigentlich wollte das Landratsamt im Spätherbst konkrete Ergebnisse präsentieren. Nun muss Landrat Robert Niedergesäß (CSU) die Betroffenen vertrösten. "Die Suche nach einer Ursache stellt sich zwar als komplexer und schwieriger heraus, als zunächst erhofft, aber alle Beteiligten bleiben weiter am Ball", verspricht er.

Die zuletzt in der Öffentlichkeit immer wieder geäußerte Vermutung, dass Betriebsanlagen der OMV Deutschland GMBH oder der Transalpinen Oelleitung GmbH (TAL) die starken Vibrationen verursachen, können laut Landratsamt "bislang nicht bestätigt" werden. Doch beide Unternehmen hätten diese Vermutungen "in konstruktiver Weise von sich aus zum Anlass genommen", ein akkreditiertes Sachverständigenbüro mit Messungen zu beauftragen.

Seit bald 50 Jahren pumpt die TAL Rohöl aus dem Triester Hafen nach Karlsruhe. In Steinhöring befindet sich eine Übergabestation des Mineralölkonzerns OMV, welcher von hier aus eine Pipeline nach Burghausen betreibt und Mineralölprodukte zum Tanklager nach Feldkirchen pumpt. Nun will man abwarten, zu welchen Ergebnissen die Gutachten kommen, die die Konzerne in Auftrag gegeben haben. "Sie sollen die bisherigen Ergebnisse ergänzen", sagt Evelyn Schwaiger, Pressesprecherin des Landratsamtes.

Der Betroffene, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, versteht nicht, warum die Konzerne ihre eigenen Gutachten anfertigen lassen dürfen. "Es gibt ein Gutachten, das industrielle Anlagen als Verursacher definiert", sagt der Steinhöringer. "Nun lässt man sich auf Gegengutachten ein." Sein Vorschlag, sich die aktuellen Fördermengen geben zu lassen sowie jene aus den Jahren vor 2007, sei bislang nicht gehört worden. Auch könne man doch ganz einfach beweisen, dass OMV und TAL als Verursacher ausscheiden, indem man einmal die Frequenzen messe, wenn alle Pumpen ausgeschaltet sind. "Mir geht das einfach zu langsam."

Die Kritik kann man im Landratsamt kaum nachvollziehen. "Es gibt wohl in ganz Bayern keine Gemeinde und keinen Landkreis, die sich da so engagieren", sagt Evelyn Schwaiger. Andernorts würde die Suche eingestellt, wenn es keine konkreten Hinweise auf den Verursacher gebe - in Steinhöring hingegen suche man weiter. Außerdem würde man nicht bloß die Gutachten der Industriekonzerne abwarten, sondern parallel weiterhin seitens der Gemeinde und des Landratsamtes Messreihen in Auftrag geben. Und selbstverständlich würden die Gutachten der Konzerne genauestens geprüft.

Wann mit neuen Ergebnissen zu rechnen ist, kann Schwaiger nicht sagen. "Es gibt kein Zeitlimit, weil noch so vieles ungeklärt ist." Steinhörings Bürgermeister Alois Hofstetter (CSU) wollte die Ergebnisse des Runden Tischs nicht weiter kommentieren. Er kündigte lediglich an, dass weiterhin daran gearbeitet werde, das Brummen zu beseitigen.

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