Konzept für Steinhöring:Brummton-Opfer fordern Rechte ein

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Die Betroffenen des mysteriösen Brummtons in Steinhöring möchten nicht nur an den Kosten, sondern auch an der Planung des Gutachtens beteiligt werden.

Von Friederike Hunke, Steinhöring

"Umweltbelastung Infraschall" nennt Henning Böhm den mysteriösen Brummton, auf den viele Steinhöringer ihre Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Übelkeit zurückführen. Ein neues Gutachten soll die Ursache des Brummens klären. An den Kosten von bis zu 90 000 Euro sollen sich die betroffenen Bürger zu einem Viertel beteiligen, den Rest tragen der Landkreis Ebersberg und die Kommune Steinhöring. Am Dienstag verkündete Böhm in der Gemeinderatssitzung im Namen von etwa 100 Bürgern: "Wir Betroffenen werden wirklich alles versuchen, um diesen Geldbetrag aufzubringen."

Das sei nicht einfach, sagte Böhm. Sollte das Gutachten tatsächlich die finanzielle Obergrenze erreichen, kämen auf die betroffenen Bürger etwa 22 500 Euro zu. Beteiligt ist unter anderem ein älteres Ehepaar, das von einer geringen Rente lebt. Böhm rechnet vor, dass ihr Anteil etwa 450 Euro betrage, "das ist für sie viel Geld". Deshalb wünsche er sich, gemeinsam mit der Gemeinde eine sozial verträgliche Lösung zu finden. Außerdem hat er Unterschriften gesammelt und fordert stellvertretend für 56 Familien, nicht nur bei der Finanzierung, sondern auch am Untersuchungskonzept beteiligt zu werden.

Betroffene möchten das Konzept selbst sehen

So möchten die Sprecher der Betroffenen das Konzept für die Bodenmessungen einsehen, mit denen die Ursache des Brummtons geklärt werden soll. Sie wollen sich selbst davon überzeugen, dass die mutmaßlichen Verursacher des Brummens, die Transalpine Oelleitung GmbH sowie der Mineralölkonzern OMV, die Messungen nicht beeinflussen können.

Zuvor hatte es Vorwürfe gegeben, man sei bei den ersten Untersuchungen nicht gründlich vorgegangen - so sei nicht in allen Betriebszuständen der Pipeline, die unter der Gemeinde verläuft, gemessen worden. Böhm will nun Klarheit darüber, wie das Messkonzept gestaltet ist, um gegebenenfalls Nachbesserungen zu fordern. Bürgermeister Alois Hofstetter (CSU) hält das für sinnvoll. Bei den hohen Kosten müsse klar sein, dass die Messung "eine hieb- und stichfeste Aussage" ergebe. Er sehe keinen Grund, warum das Landratsamt "einer kleinen Personengruppe" die Einsicht verweigern sollte.

Auch ein Spendenkonto ist gewünscht

Bei einer weiteren Forderung der Betroffenen kann Hofstetter keine Versprechen machen. Böhm äußerte in der Gemeinderatssitzung die Idee, ein Spendenkonto einzurichten. Dorthin könne jeder betroffene Bürger seinen Anteil an den Untersuchungskosten überweisen und diesen dank einer Spendenbestätigung steuerlich absetzen. Ob es möglich sei, für diese Zahlungen Spendenbestätigungen auszustellen, müsse jedoch das Finanzamt entscheiden, erklärte Hofstetter.

Dem Wunsch der Bürger nach einer Infoveranstaltung kommt die Gemeinde dagegen gerne nach. Dabei soll bekannt gemacht werden, wie hoch der Betrag für das Gutachten tatsächlich sein wird - die im Raum stehenden 90 000 Euro sind nur eine Obergrenze. Hofstetter versprach, sich um eine Lokalität zu kümmern und den Termin im Gemeindebrief anzukündigen. Bei der Infoveranstaltung sollen die vom Brummen betroffenen Bürger zu Wort kommen. Außerdem werden die Gemeinderäte "den Bürgern natürlich Rede und Antwort stehen", so der Bürgermeister. Einen Termin dafür gibt es bislang nicht, Hofstetter erwähnte Ende April. Zunächst sollen die genauen Kosten in Erfahrung gebracht und das Messkonzept eingesehen werden.

© SZ vom 18.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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