Spenden für einen guten Zweck:Harter Neuanfang

Der SZ-Adventskalender unterstützt Vereine, die sich um Flüchtlinge kümmern.

Von Sara Kreuter, Ebersberg

Das Leben ist gut, findet Zakaria Affani, wirklich gut. Seit einem Jahr ist der Syrer in Deutschland, er hat das Asylverfahren durchlaufen, er darf bleiben. "In Syrien wären wir vielleicht tot", sagt er. Deshalb ist er dankbar, trotzt allem. Denn Leben in Deutschland ist teuer, die Wohnung der Familie ist klein. Affanis Frau leidet an Depressionen. "Wir haben Geld zum Essen und Leben - für mehr nicht", sagt Affani. Seine Stimme ist frei von Bitterkeit, nur etwas traurig klingt sie.

Von der Flucht an bis zum Ende des Asylverfahrens und weit darüber hinaus stehen die Flüchtlinge unter enormen finanziellen Belastungen. Etwa 300 Euro hat ein erwachsener Asylbewerber monatlich zur Verfügung. Viel ist das nicht. Die meisten Flüchtlinge haben Familienmitglieder im Ausland, die sie finanziell unterstützen. Und ist ein Flüchtling erst einmal anerkannt, darf er seine Kernfamilie nach Deutschland holen - wieder kein billiges Unterfangen.

Affani hat es geschafft, sein Sohn lebt mittlerweile in Deutschland. Nun sucht die Familie eine neue Wohnung - die nächste Hürde. Zu eng, zu klein, zu viele Flüchtlinge - es gibt nur wenig geeignete Unterkünfte. Sobald ein Flüchtling aus dem Asylverfahren heraus ist, sollte er aus den Flüchtlingsunterkünften ausziehen.

Doch Sozialwohnungen sind rar, Wohnungen im Großraum München zu teuer, "und die Vermieter sind oft auch nicht begeistert, einen Flüchtling zu beherbergen", berichtet Anne Cohrs vom Verein Ausländerhilfe in Ebersberg. "Der Zeitpunkt X ist längst erreicht", mahnt Bettina Ismair vom Offenen Haus in Markt Schwaben. Ihrer Ansicht nach müssten eigentlich zunächst praktikable Konzepte zur Unterbringung von Flüchtlingen vorgelegt werden, bevor weitere aufgenommen werden.

Die Realität jedoch sieht anders aus. Der größte Flüchtlingsstrom seit Ende des Zweiten Weltkrieges wird auch im kommenden Jahr nicht abreißen. 409 Asylbewerber sind dem Ebersberger Landratsamt zur Zeit gemeldet, laut Prognosen wird sich die Zahl bis Ende 2015 verdoppeln. Zorneding beispielsweise erwartet schon für kommenden Februar neue Flüchtlinge.

Im November erst war es auf dem Eschenhof, einer Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, zu einer Schlägerei gekommen. Die Fachkräfte traf das unvorbereitet. "Wir müssen unbedingt in Personal investieren", drängt Angelika Burwick, die Leiterin des Helferkreises Asyl in Zorneding. Überall fehle es an Sozialarbeitern, Dolmetschern, Lehrern und Sicherheitspersonal. "Die Kinder müssen besser beschult, mehr Übergangsklassen eingerichtet werden."

"Es wäre wichtig, wenn wir einen Geldpool hätten, über den wir frei verfügen können", sagt Lilli Kajnath vom Verein Ausländerhilfe. Fahrkarten, Rechtsanwalt, Ausstattung bei Ausbildungsbeginn, medizinische Versorgung - "es lebt sich teuer im Deutschland der Moderne". Der Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung will helfen, möchte die finanzielle Not der Flüchtlinge ein wenig lindern und Helferkreise und Vereine gezielt unterstützen.

Weil die Aufenthaltsverfahren sich über mehrere Jahre erstrecken, werden die Asylbewerber zunehmend mürbe. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge werden nur etwa 30 Prozent der Anträge bewilligt. "Nicht zu wissen, wie es weitergeht, das ist für uns das Schlimmste", erklärt Abigail Dewalhes aus Afrika (Name geändert). Sie wartet immer noch auf ihre endgültige Anerkennung.

Auch Zakaria Affani wartet noch auf wichtige Papiere. Und auf einen Sprachkurs, damit er endlich anfangen kann zu arbeiten. Er überlegt noch einmal. Er hofft auf bessere Zeiten. "Das Leben ist okay", sagt er.

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