Sorgenkind Stadthalle:Aus einer anderen Zeit

25 Jahre gibt es die Grafinger Bühne bereits - genau darin sieht ihr Manager Eckard Heintz das Problem.

Martin Mühlfenzl

Sie feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Seit einem Vierteljahrhundert prägt die Stadthalle Grafing die Kulturszene der Stadt - und diesen Umstand kann sie auch nicht kaschieren. "Sie ist nicht mehr zeitgemäß", betont Eckard Heintz, Kulturdirektor der Nymphenburger Sommerkonzerte. "Sie wirkt, als sei sie aus einer anderen Zeit gefallen. Und das ist ihr größtes Problem."

Heintz ist ein erfahrener Organisator großer Kulturereignisse. Über 16 Jahre hinweg führt der Münchner die Geschicke des Münchner Gasteigs - mittlerweile zeichnet er für das Programm der weit über die Landeshauptstadt hinaus bekannten Konzerte im Sommersitz der Wittelsbacher verantwortlich. Aus diesem Grund hatte auch die Verwaltung der Stadt Grafing Kontakt zu Heintz aufgenommen und ihn mit einer Überarbeitung des Kulturprogramms in der Stadthalle beauftragt. Dies aber droht nun grandios zu scheitern. Nur rund 100 Gäste besuchten den Auftakt der neuen Reihe, den die Münchner "Singphoniker" zelebrierten. Ein Ensemble, das in München auch große Säle mit ebenso großen Namen füllt.

Eckard Heintz aber hadert nicht allzu sehr mit dem missglückten Start der Veranstaltungsreihe. "Weil ich wusste, dass es in Grafing sehr schwer wird. Denn die Stadthalle gehört - das muss man so sagen - nicht zu den attraktivsten Standorten", erläutert der Kulturmanager. Dennoch begibt sich Heintz auf die Suche nach weiteren Gründen und versucht sich an einer umfassenden Erklärung für den Niedergang der kulturellen Einrichtung, der seit Jahren zu beobachten ist: "Drei Gründe gibt es, wenn ein Veranstaltungsort nicht funktioniert: Das Programm funktioniert nicht, die Menschen zeigen kein Interesse oder der Saal passt einfach nicht."

Wenig überraschend ist die Tatsache, dass Heintz die erste der drei Ursachen ausschließt - der Kulturdirektor selbst hat das Repertoire erstellt. Ob das überarbeitete Angebot, dass verstärkt konzertante Momente berücksichtigt, das Publikum anspricht, vermag Heintz nicht zu sagen: "Da müssen wir abwarten. Fakt ist aber: Grafing ist nicht München. Hier ist es einfach schwieriger, die Halle zu füllen." In der Stadthalle erkennt der Manager aber ein grundsätzliches Problem - das die Politik zu lösen habe: "Wir müssen den Grafingern schon sagen: Ihr habt hier einen tollen Saal an einem tollen Standort. Aber ihr müsst den Pinsel in die Hand nehmen." Der Veranstaltungsort versprühe einen antiquierten Charme - wie eine Gaststätte im Landhausstil: "Diese Holzverkleidung, die alten Lampen - es passt nicht mehr viel zusammen. Zuschauer wollen ein modernes Ambiente. Der Stadtrat ist am Zug." Eckhard Heintz weiß aber, dass eine Modernisierung mit erheblichen finanziellen Belastungen verbunden ist: "Ob sich das eine Stadt leisten kann oder will, muss sie immer selbst entscheiden."

Bei der Neuausrichtung des Programms im Frühjahr 2011 hatten die Stadträte allerdings deutlich gemacht, dass angesichts der Haushaltslage noch nicht mal mit einer Aufstockung des Budgets für den Kulturbetrieb zu rechnen sei. Die Stadt hat sich einen rigiden Sparkurs auferlegt, der kaum eine architektonische Erneuerung zu Beginn des nächsten Vierteljahrhunderts ermöglichen wird.

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