Ehrung in Vaterstetten:Wie fünf Schüler ein Rentner-Ehepaar retteten

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Renate Vohburger und Georg Reitsberger dankten Florian Althaus, Niklas Tanneberger, Philip Dudel, Annabelle Laurim und Jule Reuter (v.l.). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Anders hätte es eine 87-jährige Frau aus Vaterstetten wohl kaum ins Kreiskrankenhaus nach Ebersberg geschafft.

Von Julian Kettl, Vaterstetten

"Solche Leute brauchen wir!" Mit diesen Worten überreichte Bürgermeister Georg Reitsberger fünf Schülern des Humboldt-Gymnasiums Vaterstetten noch ein kleines Präsent zum Abschluss. Die Freunde Florian Althaus, Philip Dudel, Annabelle Laurim, Jule Reuter und Niklas Tanneberger hatten im Dezember des vergangenen Jahres gegenüber einer gestürzten Frau ihre große Hilfsbereitschaft unter Beweis gestellt. Dafür wurden sie am Montag vom Bürgermeister im Rathaus empfangen.

"Wir hatten Freistunde zu der Zeit und waren gerade beim Bäcker," erklärt Jule Reuter, eine der fünf. Von der Bäckerei aus sahen sie auf den Gustav-Mahler-Weg, der sich gleich in der Nähe ihrer Schule befindet. Dort war auch die bereits 87-jährige Rosa Löffler mit ihrem Mann Leonhard unterwegs, als diese plötzlich stürzte. "Dazu hat es auch noch stark geregnet", so Jule. Die Schüler erkannten, dass der 90-jährige Ehemann sichtlich mit der Situation überfordert war und eilten zur Hilfe. "Man hat gemerkt, dass der Herr Löffler sehr nervös reagierte und es alleine nicht geschafft hätte, seiner Frau aufzuhelfen. Da sind wir natürlich hin, um zu helfen."

Zuerst dachten die Schüler, es sei nichts weiter Schlimmes, "nur ein leichter Sturz". Doch als die drei Jungs der Gruppe der Seniorin schließlich wieder auf die Beine geholfen hatten, merkten sie, dass diese es nicht ohne tatkräftige Hilfe in die Wohnung schaffen würde. "Wir haben sie also dann gemeinsam, mitsamt dem Rollator, zu ihrer Wohnung getragen - sie hat ja gleich in der Nähe gewohnt", erinnert sich Niklas.

Ein Einsatz für den Notarzt

Zur Wohnung führte zur Erleichterung der Jugendlichen ein Aufzug, in welchem sie dann die gestürzte und offensichtlich verletzte Frau, ihren aufgeregten Ehemann und den Rollator zurück in ihr Zuhause beförderten. Dort angekommen legten sie die 87-Jährige in ihr Bett, deckten sie zu und beruhigten ihren Mann. Dabei merkten sie, dass der Frau immer noch starke Schmerzen zu schaffen machten, "sie konnte auch nicht mehr richtig atmen", so Jule. Also entschieden sich die Jugendlichen dazu, den Notarzt zu rufen.

Der kam innerhalb von fünf Minuten und konnte auch gleich die Ursachen der Schmerzen benennen: Rosa Löffler hatte sich beim Sturz den Oberschenkelhals gebrochen. Nach erster Hilfe ging die Reise für sie also weiter in die Kreisklinik. "Heute kann sie schon wieder kurze Strecken mit dem Rollator gehen", erklärt Renate Vohburger, die Tochter des Ehepaars Löffler. Sie vertritt ihre "zutiefst dankbaren" Eltern bei der Ehrung der helfenden Jugendlichen und findet lobende Worte: "Sie haben ihre eigenen Interessen zurückgestellt, um meiner Mutter zu helfen."

Um den Jugendlichen nochmals seine Dankbarkeit ausdrücken zu können, versuchte auch Leonhard Löffler nach der Aktion, die Namen der Helfer herauszufinden; bei der hektischen Stimmung hatte er vergessen, danach zu fragen. Die Bemühungen blieben zunächst erfolglos.

Wie der Zufall so will, waren jedoch die Großeltern von Philip Dudel gleichzeitig auch Nachbarn der Löfflers, und Philip erzählte Oma und Opa natürlich von der Rettungsaktion. Als die dann die Geschichte auch vom Nachbarn Leonhard Löffler erzählt bekamen, konnten sie eins und eins zusammenzählen und Helfer und Geholfene vermitteln. Die Familie Löffler setzte sich dafür ein, dass Philip und seine Freunde schließlich vom Bürgermeister persönlich für ihren heldenhaften Einsatz geehrt wurden. Die Schüler zeigen sich dabei bescheiden: "Es war selbstverständlich für uns."

© SZ vom 17.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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