Sicherheitskonzept zeigt noch keine Wirkung:Attacke gegen Fanbus

Anhänger des EHC Klostersee werfen nach dem Eishockeyspiel am Freitagabend Steine auf ein Fahrzeug der Gäste aus Deggendorf. Der Sachschaden beträgt mehrere tausend Euro.

Von Barbara Mooser

Sicherheitskonzept zeigt noch keine Wirkung: Das Image Grafings als Eishockeyspielort ist angekratzt. Manche Fans wollen ihre Mannschaften hierher gar nicht mehr begleiten.

Das Image Grafings als Eishockeyspielort ist angekratzt. Manche Fans wollen ihre Mannschaften hierher gar nicht mehr begleiten.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Erneut haben Anhänger des EHC Klostersee die Fans einer gegnerischen Mannschaft attackiert: Nach einem Spiel am Freitagabend in Grafing schleuderten Grafinger Fans Steine auf einen Bus mit Anhängern von Deggendorf Fire. Dabei gingen laut Polizei zwei Seitenscheiben des Busses zu Bruch. Außerdem entstanden etliche Dellen durch Fußtritte. Die Polizei schätzt den Schaden auf etwa 5000 bis 7000 Euro. Bereits in der Vergangenheit waren immer wieder Grafinger Fans unangenehm aufgefallen; ein neues Sicherheitskonzept, das Ende 2013 vorgestellt wurde, scheint bisher nicht die gewünschten Erfolge zu zeigen. Die EHC-Führung war am Sonntag jedoch nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Manche Fans gegnerischer Mannschaften haben inzwischen gar keine Lust mehr, zu Spielen nach Grafing mitzufahren. Als kürzlich die Tölzer Löwen zu Gast beim EHC Klostersee waren, machten sie ihren Anhängern zuvor noch Mut: Der EHC habe einen Sicherheitsdienst engagiert, es sei daher davon auszugehen, dass es friedlich bleibe. Auch Fans aus Deggendorf haben nach den Vorfällen vom Freitag nun offenbar genug von den rabiaten EHC-Fans. Bereits im Stadion seien immer wieder teils vermummte Grafinger Anhänger vor dem Gästeblock aufgetaucht, es seien auch Fans auf dem Weg zur Toilette körperlich angegriffen worden, berichtet einer, der am Freitag dabei war, in einem Internetforum des Deggendorfer Vereins. Um eine weitere Eskalation zu vermeiden, habe man zusammen mit den Ordnern beschlossen, sofort nach Spielende zügig das Stadion zu verlassen. "Als zwei Minuten nach dem Spielende alle am Bus standen, standen dort bereits etwa 50 vermummte Grafinger", so die Schilderung weiter. Zwar sei der Bus gleich losgefahren, doch habe er nach 100 Metern noch einmal stoppen müssen. Dabei seien die Steine gegen den Bus geworfen worden. "Dieses Mal war's ein Stein in der Busscheibe, was ist es das nächste Mal? Ein Stein am Kopf eines Fans?", fragt ein anderer Diskussionsteilnehmer im Forum. Vorwürfe werden aus Deggendorfer Fankreisen gegen die Polizei erhoben, die es regelmäßig nicht schaffe, eine reibungslose Abfahrt der Gäste zu organisieren. Die Polizei äußerte sich am Sonntag zu diesen Vorwürfen nicht.

Der Ärger bei den Deggendorfer Fans ist jedenfalls groß, viele kündigen bereits an, ihre Mannschaft nicht mehr nach Grafing zu begleiten: "Hier geht's nicht mehr darum, dass sich ein paar Betrunkene zoffen. In Grafing hat das System. Egal, wer Gast ist! Leider kann man die eigene Mannschaft in Grafing nicht mehr unterstützen", schreibt ein weiterer Fan im Internet. Doch auch viele Grafinger EHC-Anhänger sind sauer auf die schwarzen Schafe in ihren Reihen - und fordern tatkräftiges Ordnungspersonal, "das entsprechend eingreift und die Gäste schützt". Schließlich seien "echte Fankultur und Sachbeschädigung zwei Paar Stiefel". Der EHC Klostersee selbst muss wegen der Gewalttätigkeit einiger seiner Fans derzeit keine Konsequenzen fürchten. Randalierer, sofern ihre Personalien bekannt seien, würden mit Stadionverboten belegt. "Aber was soll der Verein sonst machen, wenn etwas außerhalb seine Stadions passiert?", fragt Oliver Seeliger, Ligenleiter der Oberliga Süd.

Bereits in der Vergangenheit war es immer wieder zu Vorfällen gekommen - Ende 2012 musste die Polizei sogar mit Pfefferspray eingreifen.

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