Showdown ums Glonner Hallenbad:Sturm im Wasserbecken

Die Glonner CSU will einen Bürgerentscheid zu Sanierung oder Abriss des Hallenbades initiieren. Bürgermeister Martin Esterl und seine SPD sind dagegen.

Katharina Blum

Langsam wird es schwer, den Überblick zu behalten und nicht zu ertrinken in der Diskussion um den Erhalt des Glonner Hallenbads. Die CSU jedenfalls möchte nicht mehr alleine über die 1,6 Millionen Euro teure Sanierung entscheiden und die Bürger befragen. Sie hat einen Antrag für ein Ratsbegehren zur Durchführung eines Bürgerentscheids eingereicht, muss aber noch eine gültige Frage formulieren. Die SPD hat gleich zwei Anträge gestellt, die Freien Wähler sind noch unentschlossen. Die Wasserwacht kämpft mit einer Petition für den Erhalt (siehe Interview). Betreiber Jürgen Puls verkneift sich jegliche politische Aussage. Fest steht nur: Zum großen Showdown "Sanieren oder schließen" kommt es bei der Ratssitzung am Dienstag, 26. März. Sie beginnt um 19.15 Uhr in der Aula der Grund- und Mittelschule Glonn. Die Positionen im Überblick.

Das sagt der Bürgermeister: Wenn Martin Esterl (SPD) im Rathaus unterwegs ist, läuft er im zweiten Stock an der von Glonner Familien gebastelten Fotocollage mit eindeutiger Botschaft vorbei: "Bitte lasst uns das Schwimmbad" - und Esterl will es ihnen lassen. "Ich bin schon immer für den Erhalt." Und: "Ein Schwimmbad kann man nicht mit schwarzen Zahlen betreiben, die Rechnung muss man auch anders machen." Den Nutzen, den das Bad für Schule, Vereine sowie ältere und jüngere Glonner habe, könne man nicht mit Zahlen aufwiegen - ebenso wie man die Sanierungsentscheidung nicht auf die Bürger "abschieben" könne. "Erst wenn der Gemeinderat seiner Aufgabe nachgekommen ist, kann er das Votum der Bürger einholen."

Das sagt die CSU: Der Nutzen für die Vereine und die Bevölkerung stehe außer Frage, schreibt auch CSU-Fraktionssprecher Georg Raig im Antrag, indes müsse man auch die Kosten im Blick haben. Das jährliche Defizit betrug in den vergangenen drei Jahren zwischen 150 000 und 170 000 Euro. Durch die Sanierung wird man zwar Energiekosten sparen, bei einer Nutzungszeit von 30 Jahren rechnet die CSU dennoch mit weiteren Kosten von mindestens fünf Millionen Euro. "Eine Sanierung wird zwangsläufig die Möglichkeiten der freiwilligen Leistungen der Gemeinde stark beeinflussen", so Raig. Deshalb sollen die Bürger mitentscheiden. Den Vorwurf, dass man selbst eine Entscheidung scheue, weist Raig als "Schwachsinn" zurück.

Das sagen SPD/KommA:"Extremst geärgert" sagt Martin Podehl, habe er sich über die "Drohung" der CSU, dass eine Sanierung mit Abstrichen bei anderen Leistungen verbunden ist. SPD/KommA wollen das Bad sanieren und haben beantragt, insgesamt 1,6 Millionen Euro in den Haushalt 2013 sowie in die Finanzplanung 2014 aufzunehmen. Woher das Geld kommen soll, wissen sie auch schon, das steht im zweiten Antrag. Glonn soll 2000 Quadratmeter des Gemeindegrundstücks südlich der Geschwister-Scholl-Straße veräußern. Bei "konservativer Schätzung" spült der Verkauf 722 000 Euro in die Kasse. "Der Gemeinde verbleiben dann immer noch circa 9000 Quadratmeter für künftige Aufgaben."

Das sagen die Freien Wähler: "Diesmal sind wir das Zünglein an der Waage", sagt Stefan Jirsak und lacht. Die Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat sind knifflig. Die CSU ist mit acht Sitzen vertreten, die SPD hat einen weniger. Für die Freien Wähler wird neben Jirsak noch Markus König abstimmen - jeder frei für sich, wie es schon der Name der Gruppe sagt. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. "Ich würde es schon fürchterlich schade finden, wenn das Bad schließen müsste", erklärt Jirsak, "aber mich interessiert natürlich schon, warum die Sanierungskosten immer weiter böse nach oben steigen."

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