Serie "Die Welt dahoam in Ebersberg":Das Erfolgsrezept: Aromen aus der Heimat

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Nirmala Muniandy zog vor 20 Jahren der Liebe wegen aus Malaysia in den Landkreis. Inzwischen ist ihr Café Zimtblüte ein beliebter Treffpunkt in Ebersberg geworden

Von Annalena Ehrlicher, Ebersberg

Kaum vorstellbar, dass es das Café Zimtblüte im Alten Klosterhof erst seit dem Jahr 2013 gibt. Auf den Erfolg, den sie mit ihrem Konzept hat, reagiert Inhaberin Nirmala Muniandy mit einem Lachen: "Ja, das ist ziemlich cool, oder?" Ganz am Anfang jedoch - als sie noch Inhaberin des "Café Glashaus" in Grafing war - mussten sie und ihr Ehemann noch um Akzeptanz kämpfen, erzählt sie. Der Grund dafür sei unter anderem ihre sehr reduzierte Karte gewesen. "In Deutschland ist es ja so, dass man eigentlich eine Karte mit 30 verschiedenen Gerichten braucht", so die 45-Jährige. Ein großer Unterschied zu dem, was in der "asiatischen Küche" üblich ist, wie sie sich ausdrückt. "Alles wird frisch gemacht und wenn man Gemüse toll zubereitet, braucht man eben nicht unbedingt immer Fleisch", erzählt sie. Besonders wichtig ist ihr, dass die Produkte aus der Region kommen und sie sich auf deren Qualität verlassen kann. Derzeit bietet Muniandy maximal acht verschiedene Möglichkeiten an - "weil man ja konkurrenzfähig bleiben muss."

Das Café scheint für sie mehr als ein Beruf zu sein? "Es muss natürlich auch finanziell stimmen - aber ja, das ist gleichzeitig mein Hobby", sagt sie. Dass sie parallel zum täglichen Geschäft inzwischen auch beim Rösten ihres Kaffees mit anpackt und Musikveranstaltungen sowie Salsakurse in der Zimtblüte veranstaltet, könnte stressig werden. "Das ist für mich aber kein Stress, es ist eine Motivation", widerspricht sie. Einfach nur Kaffee - das sei ihr zu langweilig. Immer wieder Neues ausprobieren, herumexperimentieren, das mache den Spaß für sie aus.

Muniandy sprüht vor Energie, ihre Augen leuchten, wenn sie von neuen Projekten erzählt - und das obwohl sie immer wieder aufspringen muss, um Gäste zu bedienen. Das Neueste aus dem Hause Muniandy ist eine Gewürzmischung, auf die sie sichtlich stolz ist. Ob sie ein Lieblingsrezept hat? Sie zögert. "Nicht unbedingt - heute habe ich mehr altbewährte Rezepte."

Die Mischung aus Gewürzen, die für die indische Küche charakteristisch sind, und typisch deutscher Küche, spiegelt Muniandys persönliches Leben wider. Sie selbst ist von ethnischer Herkunft indische Tamilin und wurde in Malaysia geboren. Mario Gunsch, ihren Mann, lernte sie in ihrem Heimatland vor zwanzig Jahren kennen. 1997 folgten die Hochzeit und der Umzug nach Deutschland. Die Arbeitstrennung zwischen dem Paar ist relativ klar: Der operative Teil in der Zimtblüte ist ganz Muniandys Revier, ihr Ehemann "macht alles andere", sagt sie lachend.

Da er von daheim aus arbeiten kann, kümmert er sich nachmittags um die gemeinsame Tochter. Ob genug Zeit für ein gemeinsames Familienleben bleibt? Die 45-Jährige nickt. "Es gibt natürlich immer viel zu tun, aber gegen manche Sachen haben wir uns ganz bewusst entschieden, weil wir uns eben ein bisschen Freizeit bewahren wollen", erklärt sie. Bevor sie ihr erstes eigenes Café hatte, gab sie Kochkurse. "Das war auch lustig - es gibt Leute, die bis heute danach fragen." Das sei heute aber tatsächlich zu viel Aufwand. "Obwohl ich das immer sehr gerne gemacht habe - da kann man richtig kreativ werden", fügt sie hinzu. Ebenfalls stellte sie für größere Veranstaltungen das Catering.

Heute ist sie mit der Zimtblüte ganz in Ebersberg angekommen. Ihr Team sei, so schwärmt sie, wie eine kleine Familie. Jeder trägt etwas bei - die kulturellen Hintergründe der Mitarbeiter sind so vielfältig wie Muniandys Speisekarte. Als im vergangenen Jahr ein junger Geflüchteter aus dem Senegal angefragt habe, ob sie einen Job für ihn habe, wurde er ebenfalls in das Team integriert. "Auch jetzt ist ein junger Mann aus Nigeria da", wirft Gunsch ein. "Auch unsere Gäste sind ja bunt durchmischt", so Muniandy.

Ältere Leute fühlen sich ebenso wohl wie Grafinger Schüler. "Wir haben seit Jahren eine Stammkundschaft, die immer wieder kommt", sagt sie lächelnd. Was für sie das Schönste an ihrem Café ist? "Es gibt keine Grenzen, das merke ich hier - man muss nur kreativ sein und sich Zeit nehmen."

© SZ vom 21.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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