Serie: Der Ferienreporter (6):Mit Herrn Mayr am Hirschtränkenweg

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Bürgermeister Piet Mayr (Dritter von rechts) beim Stopp am Hirschtränkenweg in Pöring. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Berufsschule, Glasfaser, Flüchtlingscontainer: Bei einer Radtour erklärt Zornedings Bürgermeister die Projekte im Dorf

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Als die Radlgruppe zum Hirschtränkenweg gelangt und gespannt auf Bürgermeister Piet Mayr schaut, hüllt sich dieser in Schweigen. Er steht mit dem Rücken zum großen Feld, am Rande die Container der Asylbewerber, dazwischen - 32 000 Quadratmeter Platz, den die Gemeinde eigentlich als Grundstück für eine gemeinsame Berufsschule mit dem Münchner Landkreis angeboten hatte. Mayr gestikuliert mit der Hand in Richtung Feld, spricht von den Vorzügen einer Berufsschule in der Gemeinde.

"Die Leute, die hier ausgebildet werden, sind auch die, die wir später als Arbeiter brauchen", sagt er, auch eine große Turnhalle käme dem gesamten Ort zugute. Wieder keine Neuigkeiten also an diesem idyllischen Sommerabend vor dem Feld, das die Gemeinde ursprünglich für ein Gymnasium gekauft hatte, auf dem viele Pöringer nun aber keine Schule mehr sehen wollen. Sie befürchten eine zu starke Verkehrsbelastung, wenn an der Eglhartinger Straße auf der anderen Seite des Felds täglich 400 zusätzliche Fahrzeuge entlangfahren würden. "Ich habe 650 Unterschriften gegen den Standort erhalten", sagt Mayr, "das muss man schon ernstnehmen".

Viel mehr erfährt die Radlgruppe nicht, die sich seiner Einladung zu einer abendlichen Rundfahrt durch Zorneding angeschlossen hatte. Nur so viel, wie schon bekannt ist: Er verhandle noch mit einem Besitzer bezüglich eines Grundstücktauschs an einem anderen Standort. Um welchen, das will er nicht verraten, lieber die Gespräche abwarten, die "vermutlich bis Herbst" laufen werden.

So ganz ohne Verzögerungen ist auch ein anderes Vorzeigeprojekt nicht, bei dem Mayr auf der Tour mit mehr als 20 Radlern ebenfalls einen Halt einlegte. "Eigentlich hätten die Arbeiten schon längst anfangen sollen", sagt er auf dem Daxenberg vor dem sogenannten "Point of Presence", einer der beiden Verteilerstationen der Deutschen Glaserfaser im Ort. Diese waren im Juli aufgestellt worden, passiert ist seitdem: nichts. Der Bürgermeister erzählt von Problemen der Glasfaser, eine Firma zu bekommen, die die Leitungen verlegt, da aktuell viele Gemeinden gleichzeitig schnelleres Internet bekämen. "Ich nerve die Firma", verspricht er und kündigt an, den Etat für Bürgersteige zu verdoppeln, damit diese, wenn sie für die Verlegung der Glasfasern geöffnet werden, auch gleich saniert werden können.

Zurück in Pöring, gerade lachten die Radler noch, weil einer meinte, die Gruppe müsse jetzt "über die Unterführung", dann holt ein Mann auf seinem Radl auf. "Wissen Sie eigentlich, was hier abends immer los ist", fragt er. Unzufrieden ist er mit der Situation in den Flüchtlingscontainern, die Geflüchteten seien zu laut. Das Problem ist auch Sandra Kuse vom Helferkreis Zorneding bekannt. Sie wiederum moniert beim Halt schräg gegenüber der Container, dass hier zehn verschiedene Nationen auf engstem Raum zusammenleben, die meisten ohne Chance auf Anerkennung. Auch die nachträglichen Mietrechnungen an die Geflüchteten, die eine Stelle finden konnten, belasten den Helferkreis. "Unsere Hauptbeschäftigung ist zu prüfen, ob die Abrechnungen stimmen", berichtet sie von dem "Mietwucher", dessen Folgen die Freiwilligen wohl noch länger beschäftigen werden.

Etwas ungetrübter lauscht die Gruppe dem Bürgermeister, als er den Kreisverkehr skizziert, der zwischen der Staatsstraße 2081 und der Baldhamer Straße entsteht. Mayr präsentiert den Kreisel als gute Lösung für die Stelle, er reduziere auch langfristig die Geschwindigkeit der Autos. Auf die Nachfrage, wie hoch er werde, entgegnet Mayr, der Kreisel müsse schon als solcher erkennbar sein, aber er dürfe eben auch keine Flugrampe für Lastwagen werden. Ende September soll der Kreisverkehr fertig sein, und ja, er werde natürlich schön begrünt, nur einen Baum in der Mitte dürfe man nicht erwarten.

Vorbei am Neubaugebiet "An der Flur", die Kellerwände des neuen Kindergartens sind bereits erkennbar, hält Mayr noch kurz vor der dreieckigen, noch unbebauten Baustelle in der Münchner Straße, es wird langsam dunkel. Hier wird ein Mehrfamilienhaus entstehen, mit Tiefgarageneingang auf der Nordseite. Damit die neuen Bewohner dort auch parken, sollen die Parkplätze an der Straße zu Kurzzeitparkplätzen werden, kündigt Mayr an.

Besorgt fragt ein Mitfahrer nach der Einfriedung des ehemaligen Geländes der Alten Brennerei. Er wirkt erleichtert, als Mayr erklärt, dass es keine zwei Meter hohe Mauer um das Grundstück geben soll, so hat es der Gemeinderat in seiner Juli-Sitzung beschlossen. "Also keine Außenstelle von Stadelheim", witzelt einer, eine gute Nachricht für den Zornedinger an diesem malerischen Abend.

© SZ vom 17.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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