Seniorenbefragung:Langer Wunschzettel

Glonn Rollstuhlparcours

Schon vor eineinhalb Jahren haben die Glonner bei einem Rollstuhlparcours durch die Gemeinde nach Barrierefreiheit gesucht.

(Foto: privat)

Eine Befragung der Glonner Senioren zeigt, dass diese in den Bereichen Mobilität und öffentlicher Raum Defizite sehen. Sie wünschen sich zum Beispiel bessere Busverbindungen, mehr Barrierefreiheit und Sitzbänke

Von Anja Blum, Glonn

Der durchschnittliche Glonner Senior ist vor etwa 40 Jahren zur Familiengründung in den Ort gezogen, 73 Jahre alt, deutscher Herkunft und verheiratet. Er wohnt mit seinem Partner im eigenen Haus und hat weder große finanzielle noch gesundheitliche Sorgen. Seine Kinder leben ebenfalls in Glonn. Über Veranstaltungen am Ort informiert er sich in erster Linie per Gemeindeblatt und Zeitung, seine Interessen liegen im kulturellen und kirchlichen Bereich. So zumindest lässt sich das Bild des Prototypen skizzieren, das die Seniorenbefragung des Landkreises für die Marktgemeinde ergeben hat.

Das klingt erst einmal so, als befände sich die ältere Generation in Glonn in einer durchaus komfortablen Lage. Doch nicht vergessen darf man dabei, dass das Ergebnis freilich nur das Leben jener Senioren widerspiegelt, die an der Studie teilgenommen haben. 1239 Fragebögen wurden in Glonn verschickt, zurück kamen 364, das sind knapp 30 Prozent. Laut der Seniorenbeauftragten des Landkreises, Sabine Stöhr, die das Ergebnis der Befragung im Gemeinderat präsentierte, eine "sehr gute Quote". Doch selbst in diesem begrenzten Ausschnitt der älteren Glonner Bevölkerung sind sie zu finden - die Alleinlebenden, Kranken, Armen. Außerdem machen die Teilnehmer durchaus deutlich, dass für die Senioren in der Marktgemeinde mitnichten alles bestens ist: Lediglich 13 gaben bei den offenen Fragen an, mit der Gesamtsituation zufrieden zu sein. Die größten Defizite werden in den Bereichen Mobilität und öffentlicher Raum gesehen. Stöhr allerdings ließ sich nicht dazu hinreißen, den Glonner Gemeinderäten Empfehlungen mit an die Hand zu geben - "das darf ich gar nicht", sagte sie. Vielmehr müsse das Gremium die Ergebnisse nun selbst bewerten seine eigenen Schlüsse daraus ziehen.

Verbesserungen wünschen sich die Glonner Senioren also vor allem bei ihrer Mobilität, insgesamt geben sie den Transportmöglichkeiten in ihrer Gemeinde die Note vier. Obwohl 81 Prozent der Teilnehmer angeben, auch mit dem Auto unterwegs zu sein, stehen bessere Busverbindungen, vor allem zur S-Bahn, sowie mehr Fahrdienste ganz oben auf der Liste. Genauso wie Fahrradwege und Parkplätze. Doch auch zu Fuß scheinen die älteren Glonner Probleme zu haben: Sie plädieren für mehr Querungshilfen, Ampeln, Barrierefreiheit und Sitzbänke sowie breitere Gehsteige. Auch ein Treffpunkt in der Ortsmitte wird gewünscht.

Im Bereich Verkehr zählen die Verbesserung der Straßenbeläge, mehr Kreisverkehre sowie Tempolimits zu den Favoriten. Bei der Infrastruktur sehen die Glonner Senioren vor allem Defizite im medizinischen Bereich: Sie wünschen sich mehr Fachärzte beziehungsweise ein Ärztehaus. Aber auch mehr zentrale Lebensmittelgeschäfte, Gaststätten, ein Drogeriemarkt sowie sanitäre Anlagen und Briefkästen in der Ortsmitte stehen auf der Wunschliste.

Ein großer Teil der Studie zielt darüber hinaus auf das Thema Wohnen ab. Deutlich zeigt sie, dass die meisten Glonner Senioren sich für die Zukunft weiterhin ein Leben im eigenen Haus und die Unterstützung durch die Familie wünschen. Die meisten halten ihre derzeitige Wohnsituation auch bei einer Hilfs- und Pflegebedürftigkeit für "teilweise geeignet". Lediglich zehn Prozent können sich ein Leben in einem Altersheim vorstellen. Verbesserungsbedarf sieht die Zielgruppe im Bereich des betreuten Wohnens, bezahlbare und barrierefreie Immobilien seien ebenfalls zu wenige vorhanden. Aber auch niederschwellige Hilfen, zum Beispiel beim Einkaufen, gebe es in Glonn zu wenige. Stör wies in diesem Zusammenhang allerdings darauf hin, dass "betreutes Wohnen kein geschützter Begriff" sei - man also nicht wisse, was genau sich die Senioren darunter vorstellten.

Als positiv bewertet die ältere Generation vor allem das Glonner Vereinsleben sowie die vorhandenen Kultur-, Sport- und sonstigen Angebote. Allerdings werden eine PC-Hilfe sowie ein Seniorenbeirat vermisst. Der Gemeinderat benannte in seiner Sitzung noch einstimmig Jutta Gräf (SPD) in der Nachfolge von Kathi Singer als zweite Seniorenbeauftragte neben Joachim Hellriegel (Grüne).

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