Schwierige Suche:Ringen um Schulsozialarbeiter

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Stellen für die Gymnasien in Grafing und Kirchseeon sowie die Realschule Poing sind noch unbesetzt. Der Träger, die Diakonie Rosenheim, tut sich schwer, geeignete Bewerber zu finden

Von Alexandra Leuthner

EbersbergHohe Wellen hat das Thema Schulsozialarbeit schon einmal geschlagen - vor ziemlich genau einem Jahr im Jugendhilfeausschuss. Damals waren ein Jahr nach Einführung des Projekts an den weiterführenden Schulen im Kreis nur zwei der drei vorgesehenen Stellen besetzt gewesen, eine davon in Teilzeit. Jugendamtsleiter Christian Salberg hatte dem Träger der Schulsozialarbeit, dem Diakonischen Werk Rosenheim, Vertragsverletzung vorgeworfen und vorgeschlagen, der Diakonie eine Frist bis Ende des vergangenen Jahres zu setzen, bis zu der alle Stellen besetzt zu sein hätten. Ein Vorschlag, dem die Ausschussmitglieder allerdings nicht gefolgt waren.

Nun, ein Jahr später, ging Diakonie-Sprecherin und Ausschussmitglied Ulrike Stehle spürbar in Verteidigungshaltung, als Landrat Robert Niedergesäß den Punkt "Sachstandsbericht Jugendsozialarbeit" aufrief. Dabei ist mittlerweile ein Großteil der vorgesehenen Stunden personell abgedeckt. So werden die Realschule und das Gymnasium Vaterstetten bereits seit April 2012 von einer Fachkraft mit 40 Stunden betreut, 15 Stunden in der Woche kümmert sich ein Sozialpädagoge um die Schüler der Realschule Ebersberg. Die Realschule und das Gymnasium Markt Schwaben sind ebenfalls versorgt, eine Schulsozialpädagogin ist insgesamt 30 Stunden in der Woche als Ansprechpartnerin an den Schulen. Ohne schulsozialpädagogische Betreuung sind allerdings die Gymnasien in Grafing und Kirchseeon sowie die Realschule Poing geblieben.

So emotional aufgeladen wie im Vorjahr geriet die jüngste Sitzung aber trotz der nach wie vor nicht zufriedenstellenden Situation dann aber nicht. Man sei, was die unbesetzten Stellen angehe, mit Bewerbern in Kontakt, für die kommende Woche seien Gespräche angesetzt, erklärte Stehle. Einer der Bewerber für das Gymnasium Grafing und die Poinger Realschule "könnte schon morgen anfangen", wenn die Gespräche sich erfolgreich entwickelten, sagte sie in der Sitzung. Insgesamt sei es aber extrem schwierig, geeignete Bewerber für die Schulsozialarbeit zu finden.

Die Ursachen, erklärte Stehle auf SZ-Nachfrage, seien vielfältig. Zum einen stelle sich das Problem, dass viele Bewerber von der Bezahlung für geringe Stundenkontingente von vielleicht zehn Stunden nicht leben könnten. Wo es möglich sei, setze man die Schulsozialarbeiter an mehreren Schulen ein, damit größere Kontingente zusammen kämen. "Aber das hat seine Grenzen, manchmal passen die gewünschten Zeiten in den Schulen einfach nicht zusammen." Das Diakonische Werk bemühe sich auch, den Kandidaten Arbeit in anderen Einsatzfeldern zu verschaffen.

Und doch erwiesen sich gerade die Regionen Ebersberg und Erding als besonders problematisch - selbst wenn die Mieten hier billiger sind als in München. In der Stadt werde der so genannte Münchenzuschlag gezahlt, was die Attraktivität einer Beschäftigung in der Großstadt für potenzielle Kandidaten erhöhe, führte Stehle aus. Es seien ja überwiegend junge Sozialpädagogen, die in der Schulsozialarbeit die ersten Erfahrungen sammeln, "es ist eine klassische erste Anlaufstelle für junge Leute". Und die wollten natürlich lieber in die Stadt. "Ältere Bewerber aber haben wir fast nicht", sagte Stehle, "Leute mit Erfahrung sind nur schwer zu kriegen."

Auf der anderen Seite seien die fachlichen Anforderungen hoch, die an einen Schulsozialarbeiter gestellt werden, abgesehen davon, dass auch die Zusammenarbeit in der Schule und mit den Schulleitern funktionieren müsse. Die Diakonie müsse da als Dienstleister, der die Kandidaten vermittle, schon genau hinschauen. "Wenn wir jemandem den Job nicht zutrauen, dann können wir ihn nicht nehmen." Was den Mangel an Bewerbern überdies verstärke, sei die Tatsache, dass es in der Region Ebersberg und Erding keine Fachhochschule gebe, die entsprechende Absolventen hervorbringt. "Viele studieren in München oder anderen Städten und bleiben dann da, wo sie studiert haben."

Die Diakonie hat als erster Träger die Schulsozialarbeit im Landkreis übernommen, seit sie an den weiterführenden Schulen hier eingerichtet wurde. "Ich gehe davon aus", erklärte Stehle, "dass jeder andere Träger mit den gleichen Schwierigkeiten kämpfen würde."

© SZ vom 24.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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