Schutz vor Fluglärm:Fordern, was möglich ist

Weniger Flugzeuge wird es nicht geben, Geld für besseren Schallschutz vielleicht schon

Von Wieland Bögel

Wer Eier haben will, muss der Henne Gackern leiden, so weiß es ein altes Sprichwort. In die moderne Zeit übertragen könnte es lauten: Wer billige Produkte aus den und Reisen in die letzten Winkel der Welt haben will, darf sich über Fluglärm nicht beschweren. Nun ist es aber leider so, dass vom Krach der modernen Mobilitätsgesellschaft nicht alle gleichermaßen betroffen sind. Wer in der Einflugschneise lebt - wie viele Bewohner des nördlichen Landkreises - kann noch so regional kaufen und verreisen, der Fluglärm bleibt ihm trotzdem. Daher ist es durchaus verständlich, dass, wie nun wieder in Markt Schwaben, deutliche Kritik geäußert und Abhilfe gefordert wird. Wie diese allerdings einmal aussehen wird - und kann - ist völlig unklar. Sicher ist nur: Weniger Flugzeuge werden es über Markt Schwaben oder Pliening in Zukunft nicht werden - ganz im Gegenteil.

In einigen Jahren dürfte die - im Übrigen von Anfang an geplante - dritte Startbahn des Münchner Flughafens den Betrieb aufnehmen, die Zahl der Flüge damit deutlich steigen. Für die Passagiere und das Gewerbe in der Region ist das eine gute Nachricht, für die Bewohner rund um den Flughafen eher nicht. Sich zu organisieren gegen den Krach aus der Luft, wie es einige Teilnehmer der Veranstaltung in Markt Schwaben nun vorgeschlagen haben, ist daher eine gute Idee. Wichtig wäre dabei aber, zunächst ein klares Ziel zu formulieren, das man mit dem Protest erreichen will - und dabei zu beachten, was man überhaupt erreichen kann. Sicher nicht zu erhoffen sind nämlich eine Reduzierung der Flugbewegungen oder wie eine Verlegung der Routen über anderer Leute Häuser.

Wenn also die Flugzeuge nicht weniger werden, muss man eben dafür sorgen, dass man sie weniger hört. Langfristig durch schärfere Vorschriften, wie laut ein Flugzeug sein darf. Kurz- und mittelfristig durch mehr Lärmschutz in den betroffenen Orten selbst. Vorstellbar wäre, dass die angesprochene lokale Initiative aus Bürgern und Politikern von den Flughafenbetreibern finanzielle Unterstützung fordert, damit Gemeinden und Hausbesitzer in die Lärmdämmung investieren können - und nicht weiterhin die einen die Eier und die anderen das Gegacker haben.

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