Streik der GDL:Verspäten verboten

Lesezeit: 3 min

Die Abiturienten im Landkreis müssen trotz des Bahnstreiks pünktlich zu ihren Prüfungen erscheinen. Ähnlich geht es den Mitarbeitern von Unternehmen: Viele von ihnen steigen auf das Auto um.

Von B. Mooser, I. Meixner und W. Bögel, Ebersberg

"Es ist wirklich ganz grausig", sagt Direktor Paul Schötz. Eine ohnehin stressige Zeit am Gymnasium Grafing wird in dieser Woche noch ein wenig stressiger: Denn viele Abiturienten in Grafing, wie in den anderen Schulen im Landkreis, müssen zusätzlich zu ihren Prüfungen eine weitere Herausforderung meistern - die pünktliche Anfahrt zur Schule trotz des Streiks bei der Bahn. Bereits am Montag haben die Schulen über Lautsprecherdurchsagen informiert und auf Ersatzfahrpläne hingewiesen. Insgesamt 2990 Schülerinnen und Schüler kommen mit der S-Bahn zur Schule und müssen sich auf die Situation einrichten. Ebenso geht es Pendlern, sie wollen Fahrgemeinschaften bilden oder auf das Auto umsteigen.

Die jungen Leute, die die Reifeprüfung ablegen müssen, dürfen jedenfalls nicht darauf hoffen, dass ihre Lehrer ein Auge zudrücken oder es mit den Anfangszeiten nicht so streng nehmen. Die Schulen hätten hier einfach keinen Spielraum, unterstreicht Schötz. Er geht davon aus, dass einige Schüler Fahrgemeinschaften bilden oder von ihren Eltern die Schule gebracht werden. Zwei Externe aus München, die ebenfalls an den Prüfungen in Grafing teilnehmen, hat er bereits persönlich informiert, dass sie sich auf eine längere Anreise einrichten sollen. Auch den Tipp, sich bereits am Vorabend ein Taxi für den nächsten Tag zu reservieren, hat er einigen Schülern gegeben.

Ähnlich sieht es am Franz-Marc-Gymnasium in Markt Schwaben aus, wie der stellvertretende Schulleiter Peter Popp erläutert. Hier sind vor allem Schülerinnen und Schüler aus Poing betroffen, die entweder ausnahmsweise auf Fahrgemeinschaften oder auf die Hilfsbereitschaft ihrer Eltern angewiesen sind - oder einfach genau den Fahrplan studieren müssen. Sollten Schüler, die gerade nicht in den Abiturprüfungen sind, in den nächsten Tagen verspätet eintreffen, wird man sich laut Popp den Einzelfall ansehen. "Durch den Streik gibt es keinen Freibrief zu kommen, wann man will", sagt er.

Nachmittags können Schülerinnen und Schüler am Markt Schwabener wie am Grafinger Gymnasium im Schulgebäude längere Wartezeiten auf den Zug zurück nach Hause überbrücken. Die Schüler können beispielsweise in der Bibliothek oder in einem der Aufenthaltsräume schon einmal mit den Hausaufgaben anfangen, so lange sie auf die S-Bahn warten. "Die Eltern können da auch vertrauensvoll auf die Schulleitung zukommen", sagt Popp.

Mit allzu großer Strenge wollen auch die Realschulen nicht mit den Schülern umgehen, die durch den Bahnstreik zu spät kommen, das erläutert Margot Ostermayr, stellvertretende Schulleiterin der Realschule Vaterstetten, und Matthias Wabner von der Realschule Poing. "Jeder ist informiert und kann entsprechend planen", sagt Ostermayr. "Man muss sich halt drauf einstellen", stimmt Wabner zu. Größere Probleme seien auch bei den vorangegangenen Bahnstreiks nicht aufgetreten. Nur eine Klasse hat sicherheitshalber umgeplant: Eine Exkursion nach Ingolstadt unternehmen Schüler und Lehrer nun mit dem Bus statt wie geplant mit der Bahn.

Wie die Schüler müssen auch die Arbeitnehmer genau die Fahrpläne studieren, bevor sie sich in den nächsten sechs Tagen auf den Weg machen. Im Landratsamt komme ein "überschaubarer Anteil" der Mitarbeiter mit der S-Bahn, sagt Landratsamtssprecher Norbert Neugebauer. "Die Kollegen behelfen sich, indem sie Fahrgemeinschaften bilden oder selbst mit dem Auto kommen", erläutert er. Wo möglich, werden einige auf das Homeoffice ausweichen.

Bei OCÉ Printing Systems in Poing etwa, wo viele Angestellte mit der S-Bahn kommen, hatten sich Pendler beim letzten Streik über das Intranet zu Fahrgemeinschaften zusammengeschlossen. In der Kreisklinik Ebersberg, wo der Schichtbetrieb - Streik hin, Streik her - pünktlich beginnen muss, erwartet Geschäftsführer Stefan Huber keine größeren Probleme: "Die Leute richten sich darauf ein." Die meisten Angestellten kämen ohnehin mit Fahrrad oder Auto in die Arbeit. Unabhängig davon hat Huber eine klare Meinung zum Streik: "Ich heiße das in dieser Form nicht gut. Ich finde das grenzwertig."

Kaum Auswirkungen hat der Bahnstreik dagegen auf die Busunternehmen im Landkreis. "Wir fahren ganz normal unsere Linien", sagt Peter Maier von der Markt Schwabener Firma Larcher. Dem Glonner Busunternehmen Ettenhuber bringe der Streik genau eine zusätzliche Fahrt, sagt Josef Ettenhuber, und die nicht einmal im Landkreis Ebersberg: Ein Gymnasium aus dem Kreis Fürstenfeldbruck hat einen Bus bestellt, um damit die Abiturienten pünktlich zu ihren Prüfungen fahren zu lassen. Auch falls es wegen des Streiks einen Schienenersatzverkehr geben sollte, kämen die Busunternehmer eher nicht zum Zuge. Denn diesen leistet die Bahn meist mit ihren eigenen Bussen zu genau festgelegten Preisen - und die seien für einen privaten Betreiber nicht kostendeckend.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: