Sauber unterwegs:E wie Zukunft

Lesezeit: 3 min

Am 2. Mai stellt die Energieagentur das Elektromobilitätskonzept für den Landkreis Ebersberg vor. Was auf die Kommunen zukommt, darüber informierten vorab Fachleute - passenderweise in einem Autohaus

Von Karin Kampwerth, Kirchseeon

Wenn sich Daniel Heydenreich einen Kaffee kocht, kommt der Strom dafür aus seinem Elektroauto. Wolfgang Wochermaier hat den ganzen Fuhrpark seines Handwerkerbetriebs auf Elektroantrieb umgestellt, Chris van der Meijden ist mit seinem E-Auto sogar eine Rallye gefahren. Am meisten unter Strom steht aber Hans Gröbmayr, Klimaschutzmanager des Landkreises, - nicht nur, weil er seinen Hybrid-Pkw deutlich öfter an die Steckdose hängt als angenommen und auch nicht, weil er am allerliebsten mit seinem Fahrrad mit E-Motor von Glonn nach Ebersberg zur Arbeit fährt. Was Gröbmayr derzeit antreibt, ist das Elektromobilitätskonzept des Landkreises, das er als Geschäftsführer der Ebersberger Energieagentur am 2. Mai der Öffentlichkeit präsentieren wird. Vorab trafen sich die begeisterten Elektromobilisten im Eglhartinger Autohaus Schlöffel, um Bürgermeistern und Verwaltungsangestellten eine Art kleines Warm up zu geben, was auf die Kommunen zukommt.

Das Autohaus war ein gut gewählter Veranstaltungsort, weil dessen Marke Nissan laut Inhaber Andreas Schlöffel der größte Hersteller von Elektro-Fahrzeugen weltweit sei. Zu den Kunden gehören auch das Ebersberger Landratsamt und der Markt Kirchseeon. Dass man sich in dem Eglhartinger Autohaus aber nicht nur der technischen, sondern auch der politischen Bandbreite von Elektromobilität widmet, liegt daran, dass Andreas Schlöffel Vorstandsmitglied der Kfz-Innung München-Oberbayern ist und sein Mitarbeiter Klaus Seidinger, der die Idee zu dem Fachgespräch hatte, dem Kirchseeoner Gemeinderat angehört.

Der Einladung waren Landrat Robert Niedergesäß und Mitarbeiter aus der Kreisbehörde sowie Bürgermeister und Vertreter aus den Gemeindeverwaltungen gefolgt. Der Landkreis habe erkannt, dass die Zukunft elektrisch sei, sagte Gröbmayr. Wenn man die Energiewende schaffen wolle, gehöre der Verkehr unbedingt dazu, "sonst können wir gleich einpacken". Den Gemeinden wird er deshalb im Mai eine Handlungsempfehlung vorlegen. Darin enthalten sind Vorschläge wie etwa Parkvorrang für E-Autos in den Innenstädten und ein kluges Energielastenmanagement bei der Aufstellung von Bebauungsplänen, damit das Stromnetz nicht gleich zusammenbricht, wenn einige E-Autos gleichzeitig an der Steckdose hängen. Aber auch die Umstellung der gemeindlichen Fuhrparks auf E-Mobilität sowie die Förderung von E-Carsharing und Elektrofahrrädern, den Pedelecs.

Wichtig ist für Gröbmayr, zuvor mit Mythen rund um die Elektromobilität aufzuräumen. Zu teuer, zu lange Ladezeiten, zu geringe Reichweite - "wenn man in Deutschland etwas nicht will, redet man es schlecht", sagte der Klimaschutzmanager. Dabei fahre ein Elektroauto bereits nach fünf Jahren günstiger als ein Benziner. Und was die Reichweite betrifft: "Wenn Sie von München nach Hamburg wollen, sollten Sie sowieso besser den Zug nehmen."

Dennoch sind künftig auch weitere Entfernungen kein großes Problem mehr, weil sich die Ladezeiten deutlich verkürzen. Bei einer längeren Strecke bedeute das: Tanken, Beine vertreten, weiterfahren. Oder in Gröbmayrs Lesart: "Wenn Sie vom Klo kommen, ist der Tank voll."

Smartes Laden, so der Fachausdruck für die Turbobetankung der Elektroautos, ist das Thema von Daniel Heydenreich vom Münchner Unternehmen "The Mobilty House", das unter anderem Ladestationen vertreibt und installiert. Dort arbeitet man an Lösungen, wie E-Autos auch in Tiefgaragen, die stromtechnisch keine Kapazität für mehrere Ladestationen haben, betankt werden können - und wie in Zeiten, in denen der Strom besonders günstig fließt, die Autobatterie als Zwischenspeicher zum Beispiel für den Betrieb der Kaffeemaschine genutzt werden kann.

Wie mittelständische Unternehmen die Energiewende als Gewinn verbuchen können, stellte Wolfgang Wochermaier vom Ebersberger Heizungsbauer "Wochermaier und Glas" vor. Bei der energetischen Sanierung seines Betriebes samt Umstellung des Fuhrparks von sechs Pkw und 13 Lkw auf Elektromobilität spart Wochermaier bares Geld. Die Energiekosten konnte er jährlich von 22 800 Euro auf knapp 3200 Euro senken, die Stromkosten belaufen sich auf 1261 Euro, vor der Sanierung waren es 13 500 Euro - und er spart 3000 Euro Tankkosten. "Für jemanden, der eine Garage besitzt, gibt es keinen Ausrede mehr für fossile Autos", sagt Wochermaier.

In der Elektromobilität liegt die Zukunft, davon ist Autoverkäufer Andreas Schlöffel überzeugt. Der Unternehmer lud Vertreter aus den Kommunen deshalb zu einem Fachgespräch in sein Eglhartinger Autohaus ein, um über Voraussetzungen und Fördermöglichkeiten für die Umstellung der gemeindlichen Fuhrparks zu informieren. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Für alle anderen ist eine gute Infrastruktur an Schnellladesäulen notwendig. Laut Chris van der Meijden, Berater für Elektromobilität, stehen den Kommunen dazu bis zum Jahr 2020 Fördermittel vom Bund in Höhe von 300 Millionen Euro zur Verfügung. Auch für die Beschaffung kommunaler E-Fuhrparks oder die Umstellung des öffentlichen Nahverkehrs auf Elektrofahrzeuge können Fördermittel abgerufen werden. Den Bürgermeistern riet van der Meijden, in öffentliche Schnellladestationen zu investieren, ein einfaches Bezahlsystem zu schaffen, den Standort gut zu beschildern und zu kontrollieren, dass keine Benziner die Ladestation als Parkplatz missbrauchen.

Skeptisch ob des Aufwands äußerte sich lediglich Klaus Gütermann vom Energieunternehmen Montana. Grenzwerte für Dieselfahrzeuge bezeichnete Gütermann, dessen Unternehmen auch Kraftstoffe vertreibt, als "politische Panikmache", denn der Trend weise eindeutig nach unten, weil zwar der Verkehr zunehmen, nicht aber dessen Emissionen. Am Ende wünschte er sich die Leistungserhöhung der Netzbetreiber für den zusätzlichen Strombedarf bei gleichzeitiger kritischer Begleitung des Baus von Windrädern. Den geplanten Windpark mit "fünf Spargel im Ebersberger Forst" bezeichnete er als Symbolpolitik in "seiner geliebten Kulturlandschaft". Dem widersprach Hans Gröbmayr. Um die Bayerische Landschaft zu erhalten, sei es zwingend notwendig, so viel regenerative Energie wie möglich zu produzieren, "sonst können wir die bayerische Landschaft eben nicht für unsere Nachkommen erhalten".

Das Elektromobilitätskonzept für den Landkreis Ebersberg wird am Mittwoch, 2. Mai, von 14.30 bis 16.30 Uhr im Ebersberger Landratsamt, Hans-Beham-Saal, vorgestellt. Interessierte sind dazu herzlich eingeladen.

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: