S-Bahn:Schienenersatz-Fußmarsch zwischen Ebersberg und Grafing Bahnhof

S-Bahn: Montagnachmittag am Ebersberger Bahnhof: Einige Busse sind mit "Ersatz" beschriftet, andere geben sich erst auf Nachfrage als solche zu erkennen. Ohne S-Bahn ist für die Passagiere und für die Mitarbeiter der Bahn vieles ungewohnt.

Montagnachmittag am Ebersberger Bahnhof: Einige Busse sind mit "Ersatz" beschriftet, andere geben sich erst auf Nachfrage als solche zu erkennen. Ohne S-Bahn ist für die Passagiere und für die Mitarbeiter der Bahn vieles ungewohnt.

(Foto: Christian Endt)

Wegen Gleisarbeiten ersetzen Busse die S-Bahn. Nach einem Defekt müssen Passagiere früh morgens auf halber Strecke aussteigen. Was am ersten Tag alles schief lief.

Von Victor Sattler, Ebersberg/Grafing

Busse haben nichts mit Buße zu tun: Dass die Pendler aus dem Landkreis in den nächsten sieben Wochen nicht bestraft werden sollen, sondern wegen notwendiger Gleisarbeiten auf die Ersatzbusse ausweichen müssen, will ihnen auch die Deutsche Bahn vermitteln. Am Montag halfen deshalb Fahrgastweiser aus und dirigierten das große Busaufgebot - am ersten Tag des Schienenersatzverkehrs zwischen Grafing und Ebersberg.

"Alles, was sechs Räder hat, fährt heute Ersatzverkehr", sagt Gerd Grahl. Er und seine zwei Kollegen stehen mit SEV-Weste an der S-Bahn-Station Grafing Bahnhof bereit, um die Ankommenden schon am Gleis abzufangen. Denn mit der S-Bahn werden sie bis zum 9. Juni nicht mehr nach Ebersberg gelangen und die Ebersberger nicht nach Grafing. Stattdessen steigen sie eilig in zwei bereitstehende Busse ein, die auch sofort abfahren, um keine Zeit zu verlieren. "Bisher funktioniert das leider nur mittelprächtig", verrät Grahl. "Heute Morgen hatten wir 50 Leute in Grafing Stadt, die keinen Platz mehr hatten. Da mussten wir einen zweiten Bus hinterherschicken."

Roland Richardson hatte die Fahrplanänderung zu spät bemerkt und musste am Montagmorgen für 20 Minuten warten - das ist der Abstand, in dem die Busse fahren. "Ich hab noch die Schüler weglaufen sehen. Da wusste ich, dass heute was anders ist", berichtet Richardson. Einige der Busse sind mit "Ersatz" beschriftet, andere geben sich erst auf Nachfrage als solche zu erkennen. "Hoffentlich kommen die jetzt auch regelmäßig", hört man jemanden auf den vorderen Sitzbänken sagen.

Verwirrend könnte sein, dass zwei getrennte Gruppen von Ersatzbussen im Einsatz sind. Die einen kommen von der Deutschen Bahn und helfen beim Anschluss an die Münchner S-Bahn. Die anderen schickt ihre regionale Tochter, die Südostbayernbahn (SOB), damit die Fahrgäste den Filzenexpress nach Wasserburg erreichen. Vorsicht sei geboten, weil die SOB-Busse nicht über Grafing Stadt fahren, erklärt Thomas Hofbauer von der SOB.

Überall Fallstricke

Stattdessen fahren sie direkt von Grafing Bahnhof nach Ebersberg und zurück. Obendrein verkehrt noch ein Direktbus zwischen Steinhöring und Kirchseeon, der für die Schüler eingerichtet wurde, die in Kirchseeon zur Schule gehen. Damit diese Information auch bei den Schülern ankommt, seien Flyer in Schulbussen verteilt worden - "aber was wissen die Schüler schon noch nach 14 Tagen Ferien?", sagt Hofbauer und lacht.

Auch bei der Route ist man sich noch uneins: Während man aus dem einen Bus heraus den Ebersberger Marktplatz besichtigen darf, fährt der andere an den Gleisen entlang. "Die Busfahrer fahren, wie sie wollen", sind sich die Fahrgastweiser vom SOB sicher. "Für den ersten Tag sind wir aber zufrieden", so Hofbauer. "Alle haben ihre Anschlüsse erreicht, alle Schüler sind angekommen - nur ein Bus ist uns in der Früh kaputtgegangen. Besser kann's am ersten Tag nicht laufen." Die Insassen des defekten Busses würden wohl widersprechen. Sie mussten um sieben Uhr früh auf halber Strecke aussteigen und zwei Kilometer zu Fuß nach Grafing-Bahnhof gehen.

Ansonsten bemühen sich die Betreiber aber sichtlich, ihre Kunden an die Hand zu nehmen, indem sie ihnen Fahrgastweiser zur Seite stellen und mit Info-Broschüren noch Licht ins Halbdunkel bringen. Aber auch mit den Fahrgästen muss man an diesem Morgen Geduld haben, denn aller Anfang ist schwer. Eine Dame kommt von der Bahn angelaufen und zeigt aufgeregt auf einen Bus. Mit einem Fuß steht sie schon drinnen. "Fährt der nach Ebersberg?", fragt sie laut. Die Herren in den Bahn-Westen stutzen zum ersten Mal. "Aber wir sind doch in Ebersberg!", rufen sie zurück.

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