Kommt er oder kommt er nicht? Am Montag entscheidet sich, ob der SC Baldham-Vaterstetten einen neuen Kunstrasenplatz bekommt oder ob alles beim Alten bleibt - eine Abstimmung, bei der es um die Nachwuchs-Zukunft bei einem der größten Vereine in der Region geht. Der Knackpunkt: Für die mehr als 600 Jugend-Kicker im Verein reichen die Sportplätze bei weitem nicht mehr aus. Die Mitglieder der Fußballabteilung stimmen nun darüber ab, ob sie in den kommenden Jahren einen Zusatzbeitrag zahlen wollen. Jochen Hoepner, 71, ist zweiter Vorsitzender im Verein. Wird der neue Kunstrasen abgelehnt, hat er ein echtes Problem.
SZ: Sind Sie nervös, Herr Hoepner?
Jochen Hoepner: Nervös wäre übertrieben, aber es wird schon Diskussionsstoff geben, und dem werden wir uns stellen. Klar ist, dass es keine Alternative gibt. Wir hoffen sehr auf die Zustimmung der Mitglieder. Wenn es dazu nicht kommt, sind wir enttäuscht.
Warum ist das neue Kunstrasenfeld für Ihren Verein so wichtig?
In den vergangenen Jahren ist unser Verein stetig gewachsen. Wir haben mittlerweile 37 Jugendmannschaften und sieben Erwachsenenteams, insgesamt über neunhundert Fußballer. Und für die reichen unsere Sportplätze einfach nicht mehr aus.
Wie macht sich das für Spieler und Trainer bemerkbar?
Die Rasenplätze sind deutlich über der Belastungsgrenze und können sich nicht mehr regenerieren. Bei Regen verschlechtert sich der Zustand dadurch sehr schnell, das Training fällt häufig aus. Zwischen November und April sind die Rasenplätze gesperrt. Wir trainieren dann mit 900 Spielern auf einem Kunstrasenplatz. Das heißt, dass sich zeitgleich vier Mannschaften einen Platz teilen. Viele Teams haben zudem nur noch einmal pro Woche Training. Das ist nicht adäquat.
Aber wäre das nicht die Zeit, wo ohnehin die Hallensaison läuft, also draußen gar nicht trainiert und gespielt wird?
Schon, das ist aber das nächste Problem: Wir haben kaum Hallen, die sind durch andere Sportarten belegt, da ist alles voll. Selbst unsere Tischtennisabteilung musste nach Parsdorf ausweichen. Hallentraining ist für unsere Jugend-Fußballer praktisch unmöglich.
Angenommen, die Mitglieder stimmen für den Kunstrasenplatz. Reicht das denn?
Die Gemeinde hat kürzlich berechnet, dass uns - hochgerechnet auf die Mitglieder - derzeit mindestens zwei Sportplätze fehlen. Mit der neuen Wohnsiedlung Vaterstetten Nordwest rechnen wir jetzt nochmal mit etwa 200 zusätzlichen Mitgliedern. Wir müssen deswegen weitere Gespräche mit der Gemeinde führen. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass mit dem zweiten Kunstrasen die Platzprobleme gelöst sind.
Ob das die Mitglieder am Montag auch so sehen werden?
Das hoffe ich sehr. Es ist ja auch nicht ungewöhnlich. Der TSV Vaterstetten hat vor etlichen Jahren etwa die Kosten für eine neue Halle auf seine Mitglieder umgelegt. Wenn ich mich richtig erinnere, ging es um eine Einmalzahlung im dreistelligen Bereich.
Wie ist das bei ihnen geplant?
Es geht ja um insgesamt 290 Euro, die jedes Mitglied der Fußballabteilung beisteuern soll. Uns schwebt ein Ratenmodell vor - acht Jahre zu je 39 Euro, sechs Jahre zu je 52 Euro, oder vier Jahre zu je 78 Euro. Wie genau wir das machen, darüber werden wir diskutieren und abstimmen.
Müssen Kinder und Jugendliche auch zahlen?
Damit wir die fehlenden 250 000 Euro zusammenbekommen, müssen wir das miteinkalkulieren. Dafür braucht es aber eine Satzungsänderung. Die muss im Anschluss in der Runde aller Vereinsmitglieder beschlossen werden - sonst geht die Rechnung nicht auf.
Der Gemeinderat und der Bayerische Landessportverband haben Ihnen insgesamt 330 000 Euro für den Kunstrasen in Aussicht gestellt. Was passiert mit der Finanzspritze, wenn die Mitglieder nun dagegen stimmen?
Wir können das Geld dann nicht einfach für etwas anderes einplanen. Das verfällt.
Die außerordentliche Mitgliederversammlung des SC Baldham-Vaterstetten findet am Montag um 19.30 Uhr in der Baldhamer Straße 100 im Ballsaal des Vaterstettener Stadions statt.