Reden wir über:Olof-Palme-Preis für Mitri Raheb

Pfarrer Karl-Heinz Fuchs freut sich über Auszeichnung seines Freundes

Interview von FRIEDERIKE HUNKE

Mitri Raheb setzt sich seit Jahren für Frieden zwischen Palästinensern und Israelis ein. Dafür wird der 53-jährige evangelische Pfarrer aus Bethlehem am 29. Januar mit dem Olof-Palme-Preis ausgezeichnet. Karl-Heinz Fuchs (Foto: Wilhelm), evangelischer Pfarrer in Markt Schwaben, ist gut mit dem Palästinenser befreundet.

SZ: Woher kennen Sie Mitri Raheb?

Karl-Heinz Fuchs: Ich hatte 1973 mitgekriegt, dass es in Bethlehem einen evangelischen Pfarrer gibt, und gefragt, ob ich ihn besuchen kann. Seitdem bin ich immer wieder mit Gruppen dort gewesen. Herr Raheb hat in Deutschland studiert, deswegen spricht er gut Deutsch.

Warum hat er die Auszeichnung verdient?

Er versucht, Brücken zu bauen und für die Palästinenser, die dort unter schwierigen Bedingungen leben müssen, eine Zukunft zu gestalten. Zum Beispiel hat er eine Schule aufgebaut, in die etwa gleich viele Christen und Moslems gehen. Die unterstützen wir übrigens mit Kollekten in unserer Gemeinde. Außerdem gründete Herr Raheb ein College, also eine Fachhochschule, an dem junge Palästinenser für kreative Berufe ausgebildet werden. Die Hälfte der Bevölkerung in Palästina ist jünger als 20 Jahre. Daher ist es wichtig, etwas für die Ausbildung zu tun und den jungen Menschen Hoffnung zu geben.

Bildung liegt ihm also am Herzen.

Ja, er sucht ständig nach Förderern, um die politische Bildung voranzutreiben. Seine Einrichtung kooperiert zum Beispiel mit dem deutschen Volkshochschulverband. Die Schüler und Lehrenden an der von ihm gegründeten Schule wollen sich für ihr Land einsetzen und ihre Zukunft gestalten. Damit das passiert, schafft er noch andere Begegnungsmöglichkeiten. Beispielsweise hat seine Gemeinde in Bethlehem eine Frauenfußballmannschaft aus Muslimas und Christinnen aufgebaut.

Mitri Raheb stand vor einigen Jahren in Deutschland in der Kritik.

2011 wurde er mit dem Deutschen Medienpreis ausgezeichnet. Manchen gefiel es nicht, wie er Israel kritisiert. Aber er lehnt Gewalt ab und zitiert gerne - etwas verändert - Martin Luther: "Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute einen Ölbaum pflanzen, damit ich mit Ölzweigen wedeln könnte, wenn der Friede kommt."

Wie geht es Herrn Raheb angesichts der politischen Spannungen in der Region?

Er ist natürlich auch betroffen von den Einschränkungen durch die israelische Regierung. Wenn er zum Beispiel ins Ausland will, darf er nicht über Tel Aviv reisen, sondern muss einen Umweg über Amman in Jordanien machen. Aber er zieht viel Freude aus seiner Arbeit. Immer, wenn es schwierig wird, entwickelt er neue Ideen.

Haben Sie ihm zu dem Preis gratuliert?

Freilich! Letzte Woche habe ich davon erfahren und ihm gleich geschrieben. Da hat er sich bedankt, auch für die Unterstützung unserer Gemeinde, und gesagt, ohne solche Leute könne er seine Arbeit nicht machen.

Wann kommt er das nächste Mal zu Besuch nach Markt Schwaben?

Zuletzt war er im Juni 2015 hier, da hat er sein neuestes Buch vorgestellt. Ich möchte gerne wieder zu ihm fahren, aber ein Termin steht noch nicht fest.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: