Reden wir über:Nonnen und soziale Medien

Reden wir über: undefined
(Foto: Renate Schmidt)

Der Papst rät zu Zurückhaltung bei Twitter und Facebook. Schwester Christophora erklärt, wie sie es damit hält

Interview von Alexandra Leuthner

"Ihr sollt nicht twittern!" Nun, genau so hat es Papst Franziskus nicht gesagt in den neuen Richtlinien für kontemplative Frauenorden, herausgegeben unter dem Titel "Cor orans". Schließlich pflegt er selbst einen gut genutzten Twitteraccount. Nonnen sollten aber soziale Medien mit Ernsthaftigkeit nutzen, schreibt er, sie nicht als "Anlass zur Zeitverschwendung" sehen. Im Interview erklärt Schwester Christophora, Leiterin der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Schloss Zinneberg, wie sie es mit Twitter und Facebook hält.

SZ: Schwester Christophora, fühlen Sie sich angesprochen?

Schwester Christophora: Wir sind kein kontemplativer, sondern ein apostolischer Orden. Kontemplativ lebende Schwestern widmen sich ausschließlich Gebet und Mediation, mit anderen Worten: Sie nehmen sich die Anliegen der Welt zu Herzen, um sie vor Gott zu bringen. Apostolisch tätige Schwestern wie wir Schwestern vom Guten Hirten haben natürlich auch das Gebet als Auftrag, wir sind aber auch in sozialen Schwerpunkten tätig - wir im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe.

Ihre enge Verbindung zur Jugend bedingt vermutlich eine liberalere Haltung im Hinblick auf soziale Medien, oder?

Unser Leben ist ein ständiges Kommunizieren - auch das Gebet ist eine Art Kommunikation mit Gott - ein Austauschen, ein miteinander Freuen und Leiden. Moderne Kommunikationsmittel erlauben es auf schnellstem Weg, über Grenzen hinweg in Austausch zu kommen.

Sie sind also etwas Gutes?

Genau "dieses über Grenzen hinweg" ist meines Erachtens oft das Problem: Kommunikation läuft Gefahr, oberflächlich zu werden, auch Grenzen zu überschreiten, weil in kurzen Worten ein komplexer Sachverhalt umrissen wird, was zu Missverständnissen führen kann, weil man dem Gegenüber nicht gerecht wird.

Haben Sie denn einen Facebook- oder Twitter-Account?

Ich selbst nutze nur Mails, nicht weil ich hinter dem Mond oder sagen wir hinter den Klostermauern von Schloss Zinneberg lebe, sondern ich verzichte ganz bewusst auf das "noch mehr". Die Informationsflut, das ständig im Austausch sein, erachte ich für genug, um den Menschen um mich rum gerecht werden zu können. Übrigens: Maria Eufrasia Pelletier, unsere Ordensgründerin, war eine Meisterin der Kommunikation. Sie schrieb nahezu 3000 Briefe an alle Schwestern weltweit, gab Informationsschreiben heraus, setzte Brieftauben für schnelle Botschaften ein - auch eine Art Twitter.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: