Reden wir über:Gefährliches Gartengemüse

Reden wir über: Wolfram Franke, Herausgeber der Zeitschrift "kraut & rüben".

Wolfram Franke, Herausgeber der Zeitschrift "kraut & rüben".

(Foto: Christian Endt)

Wolfram Franke erklärt, warum Zucchini bitter schmecken können

Interview von Carolin Fries

Nachdem ein 79 Jahre alter Mann aus Heidenheim an einer schweren Vergiftung durch Garten-Zucchini gestorben ist, zweifelt mancher Kleingärtner im Landkreis, ob er seine Gartenfrüchte weiterhin bedenkenlos ernten und verspeisen kann. Die Ebersberger SZ fragte bei Wolfram Franke (Foto: Endt) in Vaterstetten nach, wie er sich den tragischen Fall in Baden-Württemberg erklärt und wie der Kleingärtner sich schützen kann. Der 66 Jahre alte gelernte Gärtner und Gartenbautechniker ist Herausgeber der Fachzeitschrift "kraut&rüben".

SZ: Müssen Kleingärtner Angst haben, sich zu vergiften?

Vaterstetten

Zucchini: von gesund zu lebensgefährlich?

(Foto: privat)

Wolfram Franke: Nein. Wenn eine Zucchini oder eine andere Gartenfrucht bitter schmeckt - das kann passieren - dann sollte man die Früchte schlicht nicht essen. Maximal einen zweiten Happen und dann weg damit.

Wie kann das denn passieren?

Die Zucchini gehört zur Pflanzenfamilie der Kürbisgewächse, der Cucurbitaceae, wie auch die Gurke und die Speise- und Zierkürbisse. Es kann vorkommen, dass sich die Arten untereinander kreuzen, eine Biene etwa den Pollen eines Zierkürbisses auf die Blütennarbe einer Zucchinipflanze trägt. Die Frucht wächst dann als eine äußerlich nicht zu erkennende bittere Zucchini heran.

Warum genau sind die Bitterstoffe in so großer Dosierung da?

Eigentlich hat man die Bitterstoffe ja aus den einzelnen Sorten herausgezüchtet. Durch eine ungewollte Kreuzung von getrennt gezüchteten Sorten kann das Gift wieder zu Tage treten.

Wie kann ich dem als Gärtner vorbeugen?

Man kann natürlich ausschließlich eine Art von Kürbisgewächs anbauen, doch natürlich kann dann der Pollen aus dem Nachbargarten kommen. Wer ganz sicher sein will, müsste seine Pflanzen mit dem Pinsel selbst bestäuben und die Blüten anschließend mit einem Vlies abdecken. Aber die Wahrscheinlichkeit einer Rückkreuzung und einer derartigen Entwicklung von Bitterstoffen ist gering. Ich baue seit meiner Kindheit Gemüse an und hatte vor vielen Jahren einmal eine bittere Zucchini.

Auch eine ungewollte Kreuzung?

Das weiß ich nicht genau. Die Pflanze war aus dem Samen einer im Garten vergessenen Zucchinifrucht vom Jahr davor aufgegangen. Einer F1-Hybride. Da kann es passieren, dass in der nächsten Generation die Eigenschaften der ursprünglichen Sorten wieder hervortreten, so eben auch der bittere Geschmack. Bei vielen alten Kultursorten, die keine F1-Hybriden, sondern samenfeste Sorten sind, besteht diese Gefahr nicht. Ich mache das zum Beispiel seit Jahren bei meinen Tomaten, dass ich den Samen aufhebe und wieder anbaue.

Es heißt, die Hitze der vergangenen Woche habe ebenfalls dazu geführt, dass das Gartengemüse eine große Menge an Bitterstoffen entwickelt hat.

Die Hitze ist sicherlich nicht die Ursache. Es ist aber nicht auszuschließen, dass die Wärme die Anreicherung des giftigen Cucurbitacin verstärkt.

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