Reden wir über:Die Zukunft des Sparschweins

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Foto: Peter Hinz-Rosin (Foto: N/A)

Wolfhard Binder von der Raiffeisen-Volksbank verteidigt eine Tradition

Interview von Franca Wittenbrink

Wolfhard Binder richtet als Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen-Volksbank Ebersberg am 30. Oktober den "Weltspartag" in seinen Filialen aus. 1924 wurde die jährliche Aktion ins Leben gerufen, um die Bevölkerung nach der Hyperinflation wieder vom Wert des Geldes überzeugen. Bis heute soll der Gedanke des Sparens weitergeben werden - die aktuellen Zinssätze lassen an dieser Idee aber Zweifel aufkommen.

SZ: Ist ein Weltspartag noch zeitgemäß?

Wolfhard Binder: Bei der Aktion geht es vor allem darum, eine gute, alte Tradition zu erhalten, um den Spargedanken weiterhin zu pflegen. Das Bild von früher - die Kinder, samt Eltern und Großeltern, kommen in Scharen und leeren ihre vollen Sparschweine aus - hat sich natürlich gewandelt, denn auch die Gesellschaft befindet sich im Wandel. Heute läuft vieles anonymer ab, das Taschengeld wird häufig nicht mehr in Münzen ausgezahlt, sondern online überwiesen. Vor allem in den größeren Städten gibt es den Weltspartag als Aktion der Bankfilialen oft gar nicht mehr.

Sie halten trotzdem daran fest?

Ob es nun sinnvoll ist, einen gesonderten Tag dafür auszurufen, kann man natürlich hinterfragen. Es geht mehr um einen symbolischen Wert, der im Prinzip das ganze Jahr lang gelten sollte. Die Aktion ist in diesem Sinne ein Appell an die Kinder: Sorgt selbst für eure Zukunft vor.

Angesichts der verschwindend geringen Zinssätze stellt sich doch die Frage, ob sich Sparen überhaupt noch lohnt?

Es gibt sehr verschiedene Möglichkeiten zu sparen. Das hängt ganz von den individuellen Voraussetzungen der Menschen ab, die nur in ausführlichen Beratungsgesprächen ermittelt werden können. Es geht zunächst immer um die Frage: Wie viel Geld ist frei verfügbar? Und erst dann darum, wie es angelegt werden kann. Da gibt es natürlich Anlageprodukte wie Aktien oder Fonds, die weitaus mehr Rendite abwerfen als ein Sparkonto. Dafür ist allerdings das Risiko höher.

Statt aufs Sparkonto kann man sich das Geld auch einfach unter das Kopfkissen legen, oder?

Das ist zu einfach gesagt. Vor allem in Deutschland ist das Anlegerverhalten sehr vorsichtig. Wer sein Geld wirklich langfristig auf einem Konto anlegt und dadurch die Rendite erhöht, versperrt sich zwar möglicherweise für eine gewisse Zeit die Liquidität - dafür geht er kein Risiko ein. Auch das ist eine Möglichkeit.

© SZ vom 30.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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