Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz:Großer Bedarf

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Die neue Regelung bereitet einigen Gemeinden im Landkreis Probleme, die ländlicheren Kommunen sind aber gut vorbereitet

Von Anna Müller

Von diesem Donnerstag an gilt es bundesweit: Jedes Kleinkind hat Anspruch auf einen Krippenplatz. Für die Gemeinden im Landkreis bedeutet das, dass sie in den vergangenen Monaten schnell weitere Plätze schaffen mussten, oder immer noch dabei sind, Einrichtungen zu planen, um dem Andrang gerecht zu werden. In der großen Mehrheit der Gemeinden im Landkreis Ebersberg ist die Planung jedoch gut aufgegangen. Vor allem in den ländlicheren Gebieten, wo die familiären Strukturen noch einiges auffangen können, decken sich Angebot und Nachfrage. Einige der größeren Gemeinden, vor allem Markt Schwaben, Vaterstetten und Zorneding, haben hingegen massive Probleme, alle Kinder unterzubringen, für die ein Betreuungsplatz benötigt wird. Sie kommen gar nicht so schnell nach mit dem Bauen von neuen Einrichtungen, wie die Nachfrage wächst.

Das größte Problem sei, sagt Rainer Schott, Jugendpfleger von Kirchseeon, dass die Gemeinden einem Gesetz gerecht werden müssen, das nur sehr vage formuliert sei. "Der Anspruch ist zwar gesetzlich festgelegt, aber was dieser genau umfasst, ist noch nicht ganz klar", sagt er. Viele Fragen sind nicht geklärt. Etwa, wie viele Stunden Betreuung der Anspruch umfasst, ob ortsfremde Kinder die Einrichtungen dann zu Gunsten von Kindern aus der eigenen Gemeinde verlassen müssen, oder wie eine mögliche Klage finanziert wird. "Eigentlich ist ja jede Gemeinde selbst zuständig, aber verklagt wird das Kreisjugendamt. Und wer übernimmt dann die Schadensersatzleistung von 5 000 Euro?", fragt Schott. Hinzu kämen die üblichen Probleme in der Kinderbetreuung, wie zum Beispiel der Fachpersonalmangel in vielen Einrichtungen. "Das Gesetz weckt sehr große Erwartungen", sagt er. "Aber diese müssen auch erst einmal erfüllt werden."

Viele Gemeinden sind aber schon gut vorbereitet, da sie langfristig geplant haben, oder weil in ihren Einrichtungen kein großer Andrang zu erwarten ist. Oft, wie zum Beispiel in Pliening, Egmating, Moosach, Hohenlinden, Glonn und Steinhöring, sind zwar alle verfügbaren Plätze belegt, doch könnten bei Bedarf durch eine gute Zusammenarbeit mit den Kindergärten oder Nachbargemeinden hier und da Plätze geschaffen werden. Einige Gemeinden können sich sogar einen kleinen Puffer leisten. Dazu gehören Anzing, Forstinning, aber auch Ebersberg. Annemarie Pfleger, Leiterin des Referats Kinder, Jugend und Familie, erklärt, dass die Zahl natürlich starken Schwankungen unterliege. In Ebersberg gebe es allerdings bisher keine Probleme mit fehlenden Plätzen. "Von insgesamt 74 verfügbaren Plätzen sind 71 im Moment belegt", sagt sie. "Da der Rechtsanspruch ab dem ersten Geburtstag gilt, möchten wir uns aber einen Puffer für Quereinsteiger unter dem Jahr offenhalten."

Spitzenreiter in Sachen freie Plätze sind Poing mit 21, Grafing und Kirchseeon mit jeweils zehn freien Plätzen. "Eine Warteliste gibt es bei uns nicht", bestätigt die Gemeindemitarbeiterin Angela Paschiller, die in Kirchseeon für die Kinderbetreuung zuständig ist. Die Anzahl der noch verfügbaren Plätze im Markt Kirchseeon wollte sie aber nicht öffentlich machen, aus Angst vor einem großen Andrang aus den Nachbargemeinden. Denn diese hoffen, Kinder in nicht so überfüllten Einrichtungen aus der Umgebung unterbringen zu können. Besonders betroffen sind Markt Schwaben, Vaterstetten und Zorneding. Von 48 Plätzen sind in Zorneding alle belegt und es stehen immer noch 26 Kinder auf der Warteliste, in Markt Schwaben sind es sogar 85 Kinder. Am meisten Andrang gibt es allerdings in Vaterstetten: 95 Kinder sind hier noch nicht untergebracht. Elfriede Schenker, Sachbearbeiterin für Familie und Bildung im Rathaus Vaterstetten, erklärt: Zunächst sollen die dringlichsten Fälle bevorzugt werden. "Das sind vor allem Familien, in denen beide Elternteile arbeiten müssen, junge Frauen, die noch in der Ausbildung sind." Auch Familien mit Krankheitsfällen würden nach vorne gezogen, sagt Schenker.

Bis Anfang des kommenden Jahres soll die Anzahl der Krippenplätze aber weiter aufgestockt werden. Vaterstetten, Markt Schwaben und Zorneding haben schon mit der Planung und dem Bau von weiteren Einrichtungen begonnen. Und es wird auch weiterhin darüber nachgedacht werden müssen, wie Kleinkinder in Zukunft untergebracht werden können. Die Vaterstettener Familienbeauftragte Elfriede Schenker befürchtet: "Die Nachfrage wird so schnell nicht nachlassen und wird wahrscheinlich nach wie vor wachsen."

© SZ vom 01.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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