Radweg Grafing-Glonn:Ebersberg sucht den Super-Radweg

Der Umweltausschuss des Kreistages lässt Strecken prüfen, wie Radler sicher von Glonn nach Grafing kommen. Der umstrittene alte Bahndamm ist dabei nicht die einzige Möglichkeit.

Von Wieland Bögel

Etwa zehn Kilometer lang ist der stillgelegte Bahndamm zwischen Grafing und Glonn. Eine Strecke, die ein durchschnittlicher Radler wohl in weniger als einer Stunde zurücklegen könnte. Ob das eines Tages möglich ist, der Bahndamm also zum Radweg werden soll, darüber wurde am Mittwoch im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistages diskutiert - was trotz ähnlicher Positionen der Fraktionen deutlich mehr Zeit in Anspruch nahm, als selbst ein sehr untrainierter Radler für die Etappe zwischen Grafing und Glonn gebraucht hätte. Am Ende war man sich einig, einen Radweg bauen zu wollen. Wo, soll noch geprüft werden. Nicht zwangsläufig wird die Strecke auf dem alten Bahndamm realisiert.

Die Idee eines Radwegs sei uralt, sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU), alle paar Jahre komme der Vorschlag, die im Jahr 1971 stillgelegte Trasse zum Radweg umzunutzen - zuletzt im vergangenen Jahr von der CSU. Die Christsozialen hätten sich daraufhin nicht nur mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert gesehen, sondern auch mit Kritik von Umweltschützern. Sie erklärten, dass Teile des Bahndammes inzwischen zu einem Biotop voller seltener Tier- und Pflanzenarten geworden seien. Die Naturschützer warnten davor, dass ein Radweg diese Flora und Fauna stören könnte, und verwiesen auf eine Verordnung, die der Landkreis bereits vor 20 Jahren erlassen. Darin wird der Bahndamm als geschützte Landschaft ausgewiesen.

Ähnliche Bedenken hat auch das Bayerische Umweltministerium. In einem Schreiben an den Grafinger Kreisrat und Landtagsabgeordneten Thomas Huber verweist Umweltminister Marcel Huber (beide CSU) auf die Schutzverordnung und das damit einhergehende Veränderungsverbot. Zudem seien Probleme mit dem Artenschutz zu erwarten. Denn auf dem alten Bahndamm habe sich die streng geschützte Schlingnatter angesiedelt, "auch ist konkret mit Zauneidechsen zu rechnen".

Dass die Umwidmung "ein schwieriges Thema" sei, gab auch Martin Lechner zu, der für die CSU-Fraktion den Antrag begründete, einen Radweg von Grafing nach Glonn zu errichten. Trotzdem, sagte Lechner, sei es sinnvoll zu prüfen, ob ein Umbau des Bahndammes möglich sei. Ausdrücklich solle die Verwaltung aber auch Alternativen untersuchen, wie Radler künftig sicher zwischen Glonn und Grafing unterwegs sein könnten. Denn die derzeitige Situation, dass die Radler auf der Staatsstraße fahren müssten, sei nicht zufriedenstellend. Besonders für Familien mit kleinen Kindern sei dies viel zu gefährlich.

In diesem Punkt herrschte weitgehend Einigkeit im Ausschuss. "Es ist grundsätzlich eine gute Idee, den schwächeren Verkehrsteilnehmern etwas anzubieten", meinte Ludwig Maurer (FW). Daran, "dass es dringend eine Radwegverbindung zwischen Glonn und Grafing braucht", bestehe kein Zweifel, befand Renate Glaser (SPD). Dem stimmte auch Philipp Goldner (Grüne) zu, jenen Teil des CSU-Antrages, in dem ein solcher Weg gefordert wird, könne er nur unterstützen. Nicht jedoch den Vorschlag, diesen Weg auf der ehemaligen Bahntrasse anzulegen.

"Wir sind ja nicht gegen Radwege", ergänzte Goldners Fraktionskollegin Ilke Ackstaller, aber wenn der Kreis dafür Geld ausgeben wolle, gäbe es sinnvollere Möglichkeiten. Die zu suchen, forderte auch Maurer, "ich möchte darum bitten, dass man besonders die Alternativen untersucht, der Bahndamm ist ein sehr sensibler Bereich." Dem schloss sich auch Glaser an: Am besten sei es, man prüfe nur die Alternativen. Hagen Theurich (AfD) plädierte dagegen dafür, ausdrücklich den Bahndamm zu prüfen, "in der Hoffnung, dass sich zeigt, dass er ungeeignet ist".

"Machen wir es doch offen", schlug Elisabeth Platzer (SPD) vor. Auch Niedergesäß befürwortete die Idee, den alten Bahndamm im Prüfauftrag nicht explizit zu nennen. Stattdessen sollen nun "alle Möglichkeiten zur Realisierung eines Radweges zwischen Grafing Bahnhof, Moosach und Glonn" untersucht werden. Der Beschluss fiel ohne Gegenstimmen.

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