Protest:Unterschriften gegen den Schulneubau

Protest: Der Jahnsportplatz in Markt Schwaben müsste wahrscheinlich weichen, wenn die alten Schulgebäude (hinten) durch neue ersetzt werden.

Der Jahnsportplatz in Markt Schwaben müsste wahrscheinlich weichen, wenn die alten Schulgebäude (hinten) durch neue ersetzt werden.

(Foto: Christian Endt)

Eine Markt Schwabenerin will ein Bürgerbegehren nutzen, um das Großprojekt zu verhindern

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Erst kürzlich verhinderte Markt Schwabens Gemeinderat mit einem Kompromiss einen Bürgerentscheid. Es ging um das örtliche Hallenbad, das einige durch den geplanten Schulneubau in Gefahr sahen. Mit dem Ende der Sommerferien rückt nun ein zweites Bürgerbegehren in den Vordergrund, das die Pläne des Gemeinderats durchkreuzen könnte. Initiatorin Monika Braun wirbt darin für den Jahnsportplatz, der für die neuen Schulen weichen könnte. Am Dienstag teilte die Markt Schwabenerin nun mit, dass sie bereits 800 Unterschriften vorliegen habe. Stimmt die Zählung, fehlen noch knapp 100 für einen Bürgerentscheid.

Neu ist zudem, dass Braun mit ihrer Liste nicht nur den Sportplatz erhalten, sondern den Schulneubau komplett verhindern will. "Für mich ist klar geworden, dass es zu teuer wird", sagt sie. Ihr Begehren richtet sich nun also ganz direkt gegen das größte Bauprojekt, das es im Ort je gab. 45 Millionen Euro sollen Grund- und Mittelschule kosten, die Planungen des Gemeinderats sind fortgeschritten. Kommt es tatsächlich zum erfolgreichen Bürgerentscheid, würde sich der Neubau wohl um Jahre verzögern - wenn die Schulen dann überhaupt noch kommen. Es steht also einiges auf dem Spiel. "Ich bin für eine Verbesserung für die Schüler", sagt Braun. Allerdings durch Anbau und Sanierung, was ihrer Rechnung nach deutlich günstiger käme. Ansonsten befürchte sie, "dass die Gemeinde auf ein Finanzdebakel zusteuert".

Dass die Gemeindekasse nicht überquillt, ist nicht neu, Markt Schwaben drücken um die 14 Millionen Euro Schulden. Im Gemeinderat waren sie sich dennoch recht einig, dass der Neubau des Schulzentrums die beste Lösung ist. Im Dezember wurde einstimmig der Neubau der maroden Mittelschule beschlossen, die Abstimmung für den Neubau der zu kleinen Grundschule ging 14:8 aus. Grundschulrektorin Susanne Anderl-Schottner hatte auf einer Veranstaltung Ende Juli die Zustände an der Schule beschrieben, und in einer emotionalen Rede erklärt, dass die Zeit dränge.

Gebaut werden soll laut Plan dort, wo auch jetzt die Schulgebäude stehen, nur dass nun Teile des Jahnsportplatzes bebaut werden sollen, unter anderem mit neuen Sportplätzen. Während der Baujahre ist dieses Areal also für Sportler und Vereine nicht nutzbar - ein Detail, das im Ort Stammtischgespräch ist und einigen nicht gefällt. Im Gemeinderat setzen sich etwa die Freien Wähler dafür ein, den Jahnsportplatz zu erhalten. Darum sei es anfangs auch ihr gegangen, sagt Initiatorin Braun, deswegen auch der Titel "Bürgerbegehren zum Erhalt des Jahnsportplatz".

Mittlerweile liegt Brauns Fokus mit ihrem Begehren auf dem Gesamtprojekt. Sie bezweifle, dass die kalkulierten 45 Millionen Euro eingehalten werden können, sagt sie. Ob das die Unterzeichner auch so sehen, ist allerdings ungewiss, räumt auch Braun ein, auf der Unterschriftenliste steht: "Ich stimme dafür, dass in der Planung des Schulzentrums der jetzige Jahnsportplatz erhalten bleibt". Auch wenn das so wohl schwer realisierbar wäre, so ist auf der Liste in keiner Silbe erwähnt, dass der Schulneubau verhindert werden soll.

Braun argumentiert nun mit neuen Zahlen, bezieht sich auf Grundschulen in München, die zum Stückpreis von 40 Millionen Euro errichtet wurden - für je 240 Schüler. In Markt Schwaben geht es hingegen um 900 Schüler, also viermal so viele, zum fast gleichen Preis, samt Turnhalle und Sportplatz. Braun bezweifelt, dass diese Rechnung aufgeht. Damit ein Begehren erfolgreich ist, müssten nach Gemeindeordnung neun Prozent der Stimmberechtigten unterschreiben. In Markt Schwaben hätten vor drei Jahren (bei 9456 Berechtigten) 852 Stimmen gereicht, jetzt bräuchte es wohl einige mehr.

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