Projekt aus Vorjahr wird fortgesetzt:Kunst als neues Lieblingsfach

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Kirchseeoner Viertklässler dürfen im Rahmen eines Projekts eine Unterführung der B304 bemalen

Von Sara Kreuter

Denise, Helena und Johannes mit ihrer Kunstlehrerin Elena Manns in der Unterführung der B304. An den Wänden enstehen bunte Häuser. Foto: Endt (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

"Du, Frau Manns, mein Pinsel ist ganz ausgetrocknet", meldet sich eine Schülerin. "Sieht es jetzt schon besser aus?", fragt ein anderer. "Frau Manns, wie mische ich rosa?", "Ist das so schön?", "Was soll ich jetzt machen?", tönt es von allen Seiten. Die Kunstlehrerin Elena Manns steht im Zentrum der Fragen ihrer Schüler, erklärt, greift ein, gibt Tipps. Im Rahmen eines Kunstprojekts streichen und bepinseln etwa 40 Kirchseeoner Viertklässler eine Woche lang eine Unterführung der B304, werkeln emsig mit Farben, Pinseln und Rollen. Die Unterführung liegt auf dem Schulweg vieler Kinder, die Stadt hatte der Schule die Genehmigung erteilt, die Unterführung künstlerisch zu verschönern. Die zehnjährige Selina ist begeistert: "Das könnten wir jedes Jahr machen. Wir brauchen gar keine richtige Schule mehr". Die "Kera . . . kera, ähm - Kerativität" gefällt Vanessa sehr. Und Tobias das Malen auf Stein, "nicht immer dem blöden Papier".

Im Kunstunterricht wurde das Projekt gründlich vorbereitet. Vorbild war das Werk "Happy City Folk" von James Rizzi. Zunächst bastelte jeder Schüler ein Lesezeichen mit seinem Phantasiehaus. Gemeinsam wählte die Klasse die besten Entwürfe aus, Manns kopierte die Bilder und stellte sie passend zusammen. Deutlich vergrößert durften die Kinder ihre Häuser an die Unterführungswand malen. Und so wurden aus kleinen Vorlagen große Gemälde, aus einzelnen Häusern eine glückliche Stadt. Große Häuser zieren nun die Unterführung, kleine, rund und blau; mit Mütze, Fenstern, einer Turmuhr. Sogar ein Leuchtturm findet sich in der Phantasiestadt der Kinder. Manche Häuser unterhalten sich, andere lachen den Passanten zu - die graue Unterführung ist zur farbenfrohen Stadtlandschaft geworden.

Aufhänger für die künstlerische Verschönerung der Unterführung war ein Teilhabe-Projekt der vierten Klassen im vergangenen Schuljahr. Die Kinder sollten die Orte in Kirchseeon malen, die ihnen besonders gut oder besonders schlecht gefielen. "Wir wollen von den Kindern wissen, wo sie sich gerne aufhalten und wo sie Angst haben und was man positiv bewegen kann", hatte Bürgermeister Udo Ockel damals erklärt. Es zeigte sich, dass viele Kinder die Unterführung an der Schule als besonders bedrohlich empfanden. Und so gab die Stadt ihr Okay für eine bunte Auflockerung. Farben und Arbeitsmaterial hätte die Stadt gesponsert, berichtet Manns. Jemand mit Sprayererfahrung hätte zudem geholfen. Und natürlich sei es klasse, dass aus ihrem Projekt damals nun etwas Konkretes entstanden sei. Trotzdem hätten sie sich ein wenig mehr Unterstützung bei der Umsetzung erhofft, auch von Seiten des Bauhofs. Am ersten Maltag hätten sie erst einmal zum Besen greifen und die Zigarettenstummel aus der Unterführung kehren müssen.

Trotz allem stieß das Projekt bei den Schülern auf helle Begeisterung. "Was machen wir als Nächstes?", fragen die Kinder. Es gebe doch noch mehr Unterführungen in Kirchseeon, ob man da nicht weitermachen könne. Die Lehrerin berichtet, ihre Schüler hätten den Vorschlag geäußert, eine Art "Germanys Next Topmodel" für Künstler zu machen, einen Malwettbewerb sozusagen. Kunst jedenfalls ist das neue Lieblingsfach der Schüler, und vom Sprayen sind alle begeistert.

© SZ vom 16.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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