Nach dem Hygiene-Skandal:Hochbetrieb in der Kreisklinik

Das sonst übliche Sommerloch bleibt aus: Wegen des Münchner Hygieneskandals weichen Patienten auf das Umland aus. Auch in die Kreisklinik Ebersberg kommen nun viele Patienten aus München - die den Ansturm aber gut bewältigen kann.

B. Mooser und C. Bracht

Krankenhäuser in der Region profitieren offenbar von der Klinik-Krise in München. Mehr Patienten als sonst lassen sich außerhalb der Landeshauptstadt behandeln - das spürt auch die Ebersberger Kreisklinik. Mediziner, Krankenschwestern und Pfleger haben hier deutlich mehr zu tun als sonst im Sommer. "Das kleine Sommerloch, das wir normalerweise haben, ist ausgeblieben", sagt Geschäftsführer Stefan Huber, der den Zuwachs auf etwa fünf Prozent schätzt. Auch andere Krankenhäuser im Umland Münchens registrieren eine ähnliche Entwicklung.

Nach dem Hygiene-Skandal: In der Kreisklinik wird großer Wert auf Hygiene gelegt, hier Sigrid Vollath am Zentralsterilisator.

In der Kreisklinik wird großer Wert auf Hygiene gelegt, hier Sigrid Vollath am Zentralsterilisator.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zwar begründen die Patienten nicht immer, warum sie sich für eine Behandlung in Ebersberg entschieden haben, doch ihre Herkunft lässt doch gewisse Schlüsse zu. "Wir führen eine Statistik über die Wohnorte der Patienten. Momentan kommen deutlich mehr Menschen als sonst aus dem Osten und Südosten Münchens zu uns", erläutert Huber. Die Diskussion um schmutzige OP-Bestecke und andere Defizite in Münchner Krankenhäusern "geht nicht spurlos an den Leuten vorbei", so Huber.

Manchmal würden die Hygieneprobleme in den Münchner Kliniken auch von den Patienten direkt angesprochen, vor allem dann, wenn gerade neue Details bekannt würden. "Einige sagen, dass sie uns mehr Vertrauen schenken. Das freut uns, und darauf sind wir auch stolz", so der Geschäftsführer. Der Zuwachs betrifft, wie er festgestellt hat, alle Abteilungen gleichermaßen. Dabei geht es nicht allein um planbare Behandlungen. "Auch die Notärzte fahren die Münchner Häuser momentan seltener an", erläutert der Klinik-Geschäftsführer.

Mit dieser Entwicklung steht Ebersberg nicht alleine da. Auch andere Kliniken im Münchner Umland haben derzeit Hochbetrieb, wie etwa die Starnberger Kreisklinik. Geschäftsführer Thomas Weiler ist darüber selbst erstaunt. Normalerweise schließe die Klinik im August eine ganze Station, weil viele in Urlaub gehen oder ihre Überstunden abfeiern wollten, solange das Wetter schön sei. Doch heuer sei daran nicht zu denken gewesen, sagt Weiler. Immerhin: So stark, dass Mitarbeiter ihren Urlaub verschieben oder Patienten im Flur liegen mussten, war der Andrang auch wieder nicht.

Auch die Schön-Klinik am Ostufer des Starnberger Sees ist laut Chefarzt Dirk Beuckelmann voll belegt. "Früher waren im Sommer deutlich weniger Patienten da als im Frühjahr oder Herbst", sagt er. Dies habe sich geändert, allerdings nicht erst in diesem Jahr. Auch wenn viele Kranke aus München kämen, so traue er sich nicht zu sagen, dass die mangelnde Hygiene in den städtischen Krankenhäusern für die zunehmenden Betrieb verantwortlich sei. Ausschließen könne er es aber auch nicht, so Beuckelmann.

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